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Das Logo der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien zu sehen.

© Imago/Zuma Press Wire/Nancy Kaszerman

Wegen Trumps Kürzungen: US-Raumfahrtbehörde Nasa soll 20 Prozent der Mitarbeiter verlieren

Im März fielen wichtige Stellen bei der Nasa dem Rotstift der Regierung des Republikaners zum Opfer. Jetzt soll ein bedeutender Teil der Belegschaft folgen. Bietet sich eine Chance für Europa?

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Ein ist ein drastischer Einschnitt: Gut 20 Prozent der Mitarbeiter sollen die US-Raumfahrtbehörde Nasa verlassen. Etwa 3.870 Personen würden gehen und rund 14.000 bleiben, teilte eine Nasa-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur mit. Ziel sei es, eine schlankere und effizientere Organisation zu werden und zugleich in der Lage zu bleiben, ein „goldenes Zeitalter der Erforschung und Innovation, auch auf dem Mond und dem Mars“, anzustreben. Die Sicherheit habe dabei nach wie vor oberste Priorität.

Die US-Regierung von Präsident Donald Trump treibt seit ihrem Antritt im Januar enorme Kürzungen bei Behörden und auch renommierten Wissenschaftseinrichtungen voran.

Hunderte Nasa-Mitarbeiter protestieren gegen Kürzungen

Bereits im März hatte die Nasa mitgeteilt, dass 23 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – darunter die leitende Wissenschaftlerin Katherine Calvin – die Raumfahrtbehörde verließen. „Um unsere Belegschaft zu optimieren und in Übereinstimmung mit einer Anordnung beginnt die Nasa mit einer phasenweisen Herangehensweise an eine Reduktion der Belegschaft“, hieß es damals.

Vor wenigen Wochen hatte Trump verkündet, er mache Verkehrsminister Sean Duffy „für kurze Zeit“ auch zum Nasa-Chef. Ursprünglich hatte Trump den Milliardär, Weltraum-Touristen und Vertrauten des Tech-Milliardärs Elon Musk, Jared Isaacman, für die Position vorgeschlagen. Im Streit mit Musk hatte Trump die Nominierung dann aber wieder zurückgezogen.

Hunderte aktive und ehemalige Nasa-Mitarbeiter hatten sich zuletzt besorgt über Kürzungen in einer Erklärung an die Öffentlichkeit gewandt. „Wir sehen uns gezwungen, unsere Stimme zu erheben, wenn unsere Führung der politischen Dynamik Vorrang vor der Sicherheit der Menschen, dem wissenschaftlichen Fortschritt und der effizienten Nutzung öffentlicher Ressourcen einräumt“, hieß es in einer Erklärung. „Diese Kürzungen sind willkürlich und wurden unter Missachtung der Haushaltsgesetze des Kongresses vorgenommen. Die Folgen für die Behörde und das Land sind verheerend.“

Zu den Unterzeichnern der „Voyager-Erklärung“ – eine Anspielung auf die gleichnamigen US-Raumfahrtschiffe – gehören auch mehrere Astronautinnen und Astronauten.

Die Sparpläne von Trump sehen vor, das Budget der Nasa um rund 24 Prozent zu kürzen. Es wäre die größte Kürzung der Nasa-Mittel in der Geschichte. Für das kommende Jahr sollen der Raumfahrtagentur demnach 18,8 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen. Das sind etwa sechs Milliarden weniger als in diesem Jahr. Medienberichten zufolge droht wichtigen US-Weltraum-Projekten wie der Mars Sample Return Mission oder der SLS-Rakete der Artemis-Mondmissionen das Aus.

Es ist eine große Gelegenheit für Europa, sich in der Raumfahrt breiter aufzustellen.

Hermann Ludwig Moeller, Direktor des Europäischen Institutes für Weltraumpolitik (ESPI) 

Von der Lage in den USA könnte Europa profitieren, sagte der Direktor des Europäischen Institutes für Weltraumpolitik (ESPI) in Wien, Hermann Ludwig Moeller, der „Bild“: „Es ist eine große Gelegenheit für Europa, sich in der Raumfahrt breiter aufzustellen. Europa sollte die Zusammenarbeit mit anderen Partnern verstärken.“ Dazu zählten vor allem Indien, Japan, Südkorea und Kanada. „Das sollte aber keine Abkehr von den USA bedeuten. Die Nasa bleibt ein wichtiger Partner, allerdings muss abgewartet werden, wie sich die Dinge dort entwickeln.“

Er erwarte jedoch unter Trump keine Änderung, die Wissenschaft in den USA werde weiter an Bedeutung verlieren. „Das ist eine grundlegende Weichenstellung, und wir müssen leider davon ausgehen, dass das zunächst so bleibt. Aus diesem Grund sehe ich vorerst eher keine verstärkte Zusammenarbeit mit den Amerikanern.“ Europa müsse jetzt die Bereiche Verteidigung und Raumfahrt miteinander verbinden und Kompetenzen bündeln.

Ex-Astronaut Ulrich Walter sagte dem Blatt allerdings: „In der bemannten Raumfahrt kann sich Europa nicht von den USA lösen. Die Europäer haben keine eigene Rakete für astronautische Flüge.“ Der Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, Josef Aschbacher, sagte diplomatisch: „Die ESA unterhält enge Partnerschaften mit Raumfahrtagenturen aus aller Welt und ist bestrebt, nicht nur ein verlässlicher, sondern auch ein starker und gefragter Partner zu sein.“ (lem)

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