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Stéphane Bancel

© IMAGO/ZUMA Press

„Werden Impfung immer wieder auffrischen müssen“: Moderna-Chef rechnet damit, dass Corona bleibt

Corona verschwindet immer mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung, ist aber noch da. Moderna-Chef Bancel rechnet damit, dass auch die Impfung weiter eine große Rolle spielen wird.

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Für ein Problem, das nie mehr verschwinden wird, hält der Chef des US-Impfstoffherstellers Moderna, Stéphane Bancel, das Coronavirus. „Ich weiß, viele Menschen sind covidmüde, sie wollen nichts mehr davon hören“, sagte Bancel im Interview mit dem „Spiegel“. „Aber das Coronavirus zirkuliert nun für immer unter uns. Wir werden die Impfung immer wieder auffrischen müssen“, behauptet der Chef des Pharmakonzerns.

Das Coronavirus mutiere ähnlich wie Influenzaviren ständig, so Bancel. „Darum braucht man auch jedes Jahr eine neue Impfung.“ Er rechnet vor, dass allein seit Oktober in Deutschland 116.000 Menschen mit Covid-19 ins Krankenhaus gekommen und etwa 7200 Menschen an oder mit dem Virus gestorben seien. „Und wir sollten Long Covid nicht vergessen“, gibt er zu bedenken.

Moderna entwickelt aktuell einen kombinierten Impfstoff gegen Covid-19 und die Grippe. Laut Umfragen würde sich jedoch nicht einmal jede dritte erwachsene Person in Deutschland noch einmal gegen Covid-19 impfen lassen wollen. Auch die Zahl derer, die das Impfen grundsätzlich befürworten, ist laut einer Umfrage gesunken.

Ich will mir nicht vorstellen, wie die Welt aussehen würde, wenn die Menschheit noch jahrelang auf Impfstoffe hätte warten müssen, wenn es noch mehr Lockdowns und Schulschließungen gegeben hätte.

Stéphane Bancel, Chef des US-Impfstoffherstellers Moderna

Die Impfmüdigkeit, so Bancel, sei auch ein Resultat von Desinformationen in sozialen Medien. „Es ist traurig, wie viele Mythen und Falschaussagen dort über das Impfen verbreitet werden. Wir müssen uns fragen: Sollte in sozialen Netzwerken alles verbreitet werden dürfen, auch wenn es falsch ist?“

Die Skepsis bereite ihm Sorgen. „Ich will mir nicht vorstellen, wie die Welt aussehen würde, wenn die Menschheit noch jahrelang auf Impfstoffe hätte warten müssen, wenn es noch mehr Lockdowns und Schulschließungen gegeben hätte.“

Moderna entwickelt Impfstoff gegen Vogelgrippe

In den USA erhält Moderna von der US-Regierung derzeit finanzielle Unterstützung bei der Entwicklung seines Vogelgrippe-Impfstoffs. Die US-Regierung bewilligte eine Finanzspritze über 176 Millionen Dollar. Die Mittel sollen für die abschließende Entwicklung und Erprobung eines präpandemischen mRNA-basierten Impfstoffs gegen das H5N1-Vogelgrippevirus verwendet werden.

In den USA sorgt der Ausbruch von Vogelgrippe bei Milchkühen seit Frühjahr für Besorgnis. Im März meldeten US-Behörden den ersten Ausbruch des H5N1-Virus bei Milchkühen. Seitdem wurden in zwölf Staaten mehr als 130 Herden infiziert. Wissenschaftler befürchten, dass der Kontakt mit dem Virus in Geflügel- und Milchbetrieben das Risiko erhöht, dass das Virus mutiert und damit auch eine Übertragung zwischen Menschen näher rücken könnte.

Moderna startete im vergangenen Jahr eine Studie seines Vogelgrippe-Impfstoffs mRNA-1018 mit gesunden Erwachsenen. Diese Studie umfasste sowohl den derzeit bei Milchvieh zirkulierenden H5-Subtyp als auch den H7-Subtyp der Vogelgrippe. Die Ergebnisse dieser Studie werden noch in diesem Jahr erwartet. Der Impfstoff von Moderna nutzt die mRNA-Technologie, die auch im COVID-19-Impfstoff des Unternehmens zum Einsatz kam.

„Die mRNA-Impfstofftechnologie bietet Vorteile in Bezug auf Wirksamkeit, Entwicklungsgeschwindigkeit und Produktion, Skalierbarkeit und Zuverlässigkeit bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten, wie während der COVID-19-Pandemie gezeigt wurde“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Bancel. Die Herstellung herkömmlicher Grippeimpfstoffe kann vier bis sechs Monate dauern. (Mit Agenturen)

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