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Könnten wir die Präsenz so vieler kluger Köpfe nicht besser nutzen, dass Vertreter verfeindete Regionen hier miteinander reden?

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Wissenschaftler aus Konfliktregionen: Lasst sie in Berlin miteinander ins Gespräch kommen

Nach Berlin kommen auch viele geflüchtete Forschende. Könnten wir die Präsenz so vieler kluger Köpfe nicht besser nutzen, dass Vertreter verfeindete Regionen hier miteinander reden?

Ulrike Freitag
Eine Kolumne von Ulrike Freitag

Stand:

Berlin ist eine Metropole, die in den letzten Jahrzehnten besonders viele WissenschaftlerInnen angezogen hat, die ihre Heimatländer aus politischen Gründen verlassen mussten oder wollten. Dies bereichert unsere Wissenschaftslandschaft enorm durch die Möglichkeit, andere Perspektiven auf die Herkunftsländer, aber auch auf unseren eigenen Wissenschaftsbetrieb zu bekommen und damit auch eigene Annahmen und Verfahren kritisch auf den Prüfstand zu stellen.

Könnten wir die Präsenz so vieler kluger Köpfe nicht auch noch besser nutzen, etwa im Hinblick auf eine künftige friedliche Entwicklung?

Wie wäre es, wenn man geschützte Räume schafft, in denen WissenschaftlerInnen aus aktuell verfeindeten Regionen einerseits zur Ruhe kommen und ihrer eigenen Arbeit nachgehen können, sich aber auch verpflichten, einen kleinen Teil ihrer Zeit darauf zu verwenden, gezielt miteinander ins (klug moderierte) Gespräch zu kommen?

Natürlich ist es für Geflüchtete wichtig, sich mit ihresgleichen auszutauschen und Erfahrungen systematisch aufzuarbeiten, wie es etwa das Prisma Ukraïna des Forums Transregionale Studien leistet. Aber wäre es nicht ein Stück aktiver Friedensarbeit, wenn ukrainische und russische oder palästinensische (und andere arabische) und israelische WissenschaftlerInnen, die aus ihren Ländern fliehen mussten oder diese vor dem Hintergrund aktueller Konflikte verlassen haben, miteinander Themen bearbeiten? Da in den beiden genannten Fällen auch Deutschland historisch impliziert ist, würde es sich anbieten, einen solchen Kreis entsprechend behutsam zu erweitern.

Sicherlich finden sich auch jetzt schon verwandte Geister mehr oder minder zufällig, aber könnte man das Potenzial nicht gezielter nutzen? Gerade bei jenen, die im Kontext kriegerischer Auseinandersetzungen ihrer Arbeitsmöglichkeiten und Heimat beraubt wurden, mag dies zunächst kein naheliegender Vorschlag sein. Zeitlich wie regional begrenzte Stipendienprogramme sowie gute Betreuung und Moderation könnten einen Anreiz bieten, die sicherlich vorhandenen Hürden zu überwinden. 

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