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Maria Kolesnikowa, prominente belarussische Oppositionelle, nach ihrer Freilassung aus der Haft.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Belarussische Oppositionelle Maria Kolesnikowa: „Im Inneren war ich immer frei“

Belarus’ Machthaber Lukaschenko lässt 123 politische Gefangene frei. Deutschland nimmt zwei von ihnen auf. Darunter die Bürgerrechtlerin Maria Kolesnikowa. In einem ARD-Interview äußert sie sich zu ihrer Zeit in Haft.

Stand:

Mehr als fünf Jahre nach ihrer Verhaftung im September 2020 gibt die belarussische Oppositionelle Maria Kolesnikowa Auskunft über ihre Zeit im Gefängnis. Dem ARD-Korrespondenten Vassili Golod gegenüber berichtet sie von gesundheitlichen Problemen in Haft.

„Aber es gab auch Leute, die mir geholfen und die mein Leben gerettet haben“, sagte sie und erwähnte Ärzte, die sie operiert hätten. „Und deswegen kann ich jetzt hier sein und mit Ihnen sprechen. Ich kann laufen und alles tun, was ich mag.“ Sie fügte hinzu: „Ich bin sehr dankbar für all diese Leute, die dafür gesorgt haben, dass ich noch lebe.“

Kolesnikowa ist eine von 123 politischen Gefangenen, die der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko übers Wochenende freigelassen hatte. Neben der prominenten Oppositionsführerin ist darunter auch der Friedensnobelpreisträger Ales Beljazki.

„Wir haben ein großes Interesse daran, dass diese Demokratiebewegung, auch wenn sie sich außerhalb von Weißrussland jetzt weiterentwickeln muss, gestärkt wird“, erklärte der Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) am Sonntagabend im ARD‑„Bericht aus Berlin“. „Und deswegen werden wir zwei der herausragenden Politiker, Oppositionspolitiker, die im Gefängnis waren, heute noch aufnehmen.“ Neben Maria Kolesnikowa wird auch Ex-Präsidentenkandidat Viktor Babariko von Deutschland aufgenommen, erklärte Dobrindt.

Kolesnikowa hatte vor einigen Jahren für längere Zeit in Stuttgart als Kulturmanagerin gearbeitet und spricht fließend Deutsch. Im Interview der ARD ging sie nicht auf einen möglichen langfristigen Aufenthalt in Deutschland ein. Sie sagte, dass sie noch keinen Plan für die Zukunft habe. Sie glaube aber, dass sie irgendwann nach Belarus zurückkehren werde, auch wenn das jetzt gerade schwer vorstellbar sei.

Maria Kolesnikowa bei Protesten gegen den belarussischen Machthaber Lukaschenko im August 2020 in Minsk, kurz vor ihrer Inhaftierung.

© imago/EST&OST/via www.imago-images.de

Die Haft sei gesundheitlich schwierig für sie gewesen. „Aber nicht für meine psychische Gesundheit. Weil: Im Inneren war ich immer frei“, sagte sie. Wie es nun weitergehe mit der Opposition in Belarus, das könne sie nicht beurteilen. „Ich kann mir im Moment nur schwer vorstellen, was in einer Woche ist. Ich habe keine Antwort“, sagte sie.

Sie will Aggression und Hass stoppen

Weiter auf die Haftbedingungen eingehen wollte die 43-Jährige nicht. Ihre Gedanken seien bei vielen Freunden, die nach wie vor in Haft in Belarus seien. „Man kann sehr viel sagen über die Bedingungen in belarussischen Gefängnissen“, meinte sie lediglich. Ihr Ziel sei es aber, Aggression und Hass zu stoppen. Das werde aber nicht gelingen, wenn sie nun alles wiederhole, sagte sie der „ARD“.

Die Freilassung der Oppositionellen sei im „Rahmen der mit US-Präsident Donald Trump getroffenen Vereinbarungen und auf dessen Bitte hin“ erfolgt, teilte Lukaschenkos Pressedienst in Minsk mit. Mehr als 100 Gefangene wurden per Bus außer Landes in die Ukraine gebracht. Auch nach der Freilassung sind noch immer Hunderte politische Gefangene in Belarus in Haft.

Kolesnikowa gehörte zu den Anführerinnen der Massenproteste nach der von beispiellosen Manipulationsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl 2020. Machthaber Lukaschenko ließ die Proteste niederschlagen. Kolesnikowa wurde im September 2020 festgenommen und ein Jahr später wegen Verschwörung zum Umsturz zu einer elfjährigen Haftstrafe verurteilt. (mit dpa)

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