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Franziska Giffey während einer Pressekonferenz im Roten Rathaus.

© IMAGO/NurPhoto / IMAGO/Emmanuele Contini

Update

29-Euro-Ticket verschafft BVG Abo-Rekord: Giffey will Angebot in Berlin bei Bedarf erneut verlängern

Noch ist unklar, ob es das Deutschlandticket schon im April oder erst später geben wird. Der Übergang vom Berliner 29- zum bundesweiten 49-Euro-Ticket soll „ohne Lücke“ gelingen. 

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Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hat sich für eine weitere Verlängerung des Berliner 29-Euro-Tickets ausgesprochen, wenn sich das bundesweite 49-Euro-Ticket verzögern sollte. Das kündigte die SPD-Politikerin am Freitag im RBB-Inforadio an. In der Diskussion im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) müsse geklärt werden, ob schon jetzt eine Festlegung auf den Zeitraum bis Ende April möglich sei. „Das wird in der nächsten Woche diskutiert werden.“

In Berlin wurde das ÖPNV-Ticket für den AB-Bereich zum Preis von monatlich 29 Euro im Oktober zunächst bis Jahresende eingeführt und dann bis einschließlich März verlängert. Unklar ist noch, ob das bundesweite Ticket am 1. April oder erst später zu haben sein wird. „Unser Ziel ist natürlich, dass wir ohne Lücke das entsprechend hinbekommen und gegebenenfalls dann über die Verlängerung über März und April hinaus sprechen werden“, sagte Giffey.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte nach der Sitzung mit den Regierungschefs der Länder am Donnerstag gesagt, das Deutschlandticket für 49 Euro werde sehr zügig kommen. Die Kosten wollen sich Bund und Länder teilen.

Ich wünsche mir, dass wir für den Innenstadtbereich AB weiter Mobilität für nicht mehr als einen Euro am Tag ermöglichen können.

Franziska Giffey, Berlins Regierende Bürgermeisterin 

Giffey sieht im 29-Euro-Ticket aber nicht nur eine Überbrückung für den Zeitraum, bis das bundesweit gültige Nahverkehrsticket kommt: „Für uns ist klar, dass mit dem 49-Euro-Ticket das ganze Tarifgefüge auch in der Metropolregion Berlin-Brandenburg noch mal angeschaut werden muss“, sagte sie. „Es ist dann die Frage, wie's weitergeht. Ich wünsche mir, dass wir für den Innenstadtbereich AB weiter Mobilität für nicht mehr als einen Euro am Tag ermöglichen können.“

Dafür müsse geklärt werden, was im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg möglich sei und wie sich das, was Berlin für die Innenstadt tun könne, gut ergänze mit dem, was dann bundesweit geregelt werde. „Das 29-Euro-Ticket ist ein Erfolg, die Leute nehmen es an. Wir brauchen eine Perspektive, und die wollen wir gemeinsam mit Brandenburg finden.“

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Berlin kritisierte Überlegungen für ein Ticket in Berlin deutlich unterhalb des Preises für das sogenannte Deutschlandticket. Statt den Preis für alle Berliner ÖPNV-Kunden zu reduzieren, wäre es sinnvoller, die knappen Landesmittel auf Preisreduzierungen oder Ausweitungen des Berechtigtenkreises von bereits ermäßigten Abos zu konzentrieren, argumentierte der Umweltverband. Dazu zählt er etwa die Nutzer von Senioren-, Azubi- und Sozialtickets.

„Es ist bedauerlich, dass der Bund nicht bereit ist, ein deutschlandweites Ticket zum Preis von 365 Euro pro Jahr zu finanzieren“, sagte der Geschäftsführer des BUND Berlin, Tilmann Heuser. Für Beschäftigte, die fast täglich pendelten, sei das 49-Euro-Ticket im Vergleich zu den Kosten für die Nutzung eines Pkw allerdings schon vergleichsweise günstig. Außerdem müssten zusätzliche Gelder für den überfälligen Ausbau des ÖPNV bereitgestellt werden, forderte Heuser.

Mehr als eine Million Abonnenten bei der BVG

Derweil haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) aufgrund des 29-Euro-Tickets derzeit so viele Abo-Kunden wie noch nie. Mehr als eine Million Abonnentinnen und Abonnenten zählte das Unternehmen Anfang Dezember, wie die BVG am Freitag mitteilte. Das waren demnach fast 200.000 Stammkunden mehr als Ende 2021. „Insbesondere die Berliner 29-Euro-Abo-Aktion hatte im Herbst für viele Neuabschlüsse gesorgt“, hieß es.

Die BVG hatte während der Corona-Krise Tausende Stammkunden verloren. Die Gesamtzahl für Abonnements ging zwischen 2020 und 2021 allerdings nur leicht zurück, weil darin auch Hunderttausende kostenlose Schüler-Abos und das Ticket für Landesbeschäftigte eingerechnet sind, außerdem Dauerkarten für Azubis, Senioren und 10-Uhr-Karten.

Insgesamt rechnen die Berliner Verkehrsbetriebe für das laufende Jahr eigenen Angaben zufolge mit etwa 950 Millionen Fahrten in ihren Bussen und Bahnen. Das wären jeweils mehr als 200 Millionen Fahrten mehr als 2020 und 2021. Das Vor-Corona-Niveau hätte die BVG damit aber noch nicht erreicht. 2019 kamen mehr als 1,1 Milliarden Fahrgastfahrten zustande. (dpa)

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