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Einer von zwei Krankenhaus-Besuchen der Bürgermeisterin: Franziska Giffey am Freitag in der Caritas-Klinik Maria Heimsuchung in Berlin-Pankow.

© Monika Skolimowska/dpa

Giffey besucht Corona-Stationen: Ampel für Berlins kritische Infrastruktur auf Gelb – und einmal auf Rot

Steigende Omikron-Zahlen setzen Berlin unter Druck, Ausfälle häufen sich. Die Regierende Bürgermeisterin sagt, noch funktionierten Kliniken, Polizei und Ämter.

In Berlin häufen sich coronabedingte Personalausfälle in Ämtern, Kliniken und Polizeiwachen. Berlins Senatschefin Franziska Giffey sagte am Freitag, noch sei die Lage verkraftbar, die kritische Infrastruktur funktioniere. Sollte es in Behörden und Betrieben aber zu Ausfallquoten von mehr als 30 Prozent kommen, gebe es Einschränkungen.

Dann führen Busse und Bahnen nicht mehr alle drei Minuten, sondern in größeren Abständen, sagte die SPD-Politikerin. Schon in Normalzeiten wird diese enge Taktung nicht immer erreicht, die BVG kündigte zudem in dieser Woche konkrete Einschränkungen im Fahrplan an.

"Am Wichtigsten ist, dass wir die allgemeine Daseinsvorsorge sichern", sagte Giffey. Sie verwies auf das neue Ampelsystem: Damit zeige der Senat die Lage in Ämtern, Polizei, Feuerwehr, Kliniken und Kraftwerken an. Derzeit stehe die Ampel fast überall auf "Gelb", im Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten sogar auf "Rot", weil so viel Personal erkrankt oder in Quarantäne sei.

Die Regierende Bürgermeisterin sagte, die Zahl der Neuinfektionen mit der Omikron-Virusvariante werde wohl bis Ende Februar zunehmen. Unter Fachleuten ist das weitgehend Konsens. Angesichts der steigenden Infektionszahlen plädierte Giffey für gezieltere PCR-Tests. Die Labore arbeiteten unter Hochdruck, die knappen Tests sollten für die kritische Infrastruktur eingesetzt werden.

Obwohl die Zahl der Covid-19-Fälle auf den Intensivstationen sinkt, werden in Berliner Krankenhäusern auch am Freitag mehr Corona-Infizierte versorgt als in der Vorwoche. Die Kliniken nahmen überwiegend Covid-19-Patienten in Normalstationen auf. Zuletzt wurden 790 Corona-Betroffene in 42 Kliniken der Stadt stationär versorgt, davon mehr als 600 auf Normalstationen.

Vivantes: Viele Corona-Patienten wegen anderer Leiden in der Klinik

Giffey hat am Freitag das Vivantes-Krankenhaus in Berlin-Friedrichshain besucht, in dem es deutlich mehr Personalausfälle gibt als noch vergangene Woche. Betroffen sind Pflegekräfte, aber auch Techniker und Lieferanten. Die Senatschefin sagte nach Rücksprache mit Vivantes-Ärzten, viele der örtlichen Corona-Patienten seien wegen anderer Leiden in die Klinik gekommen, erst dann habe ein Corona-Test eine Infektion nachgewiesen.

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Fast 300 Covid-19-Patienten liegen in Berlins Vivantes-Krankenhäusern. Die Klinikkette versorgt neben der ebenfalls landeseigenen Charité, in der als Hochschulklinik die schwersten Fälle behandelt werden, die meisten stationären Corona-Infizierten in Berlin.

Senatschefin Giffey betonte, sie danke auch den Kliniken privater, freier und kirchlicher Träger: Hintergrund ist ein Brandbrief an die Landesregierung, in dem sich einige Krankenhausbetreiber über eine „Bevorzugung“ der landeseigenen Häuser von Vivantes und Charité beschwert hatten.

[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: Benachteiligt, weil sie nicht dem Land gehören? Krankenhäuser fordern vom Berliner Senat eine faire Förderung]

Vivantes-Chef Johannes Danckert verwies wiederholt auf den enormen Druck, der in der 22 Monate andauernden Pandemie auf Pflegekräften, Ärzten, Laboranten und Assistenten laste – zumal sich Beschäftigte zuletzt wegen Infektionen selbst krank melden mussten. Ähnlich hatte sich am Donnerstag der Charité-Vorstand Heyo Kroemer geäußert.

Franziska Giffey pocht auf Offenhaltung der Schulen

In Berlin lag die Sieben-Tage-Hospitalisierungs-Inzidenz zuletzt bei 14,7 (am Vortag waren es 13,4): Der Indikator gibt an, wie viele Berliner pro 100.000 Einwohner nach einer Corona-Infektion innerhalb einer Woche in einer Klinik aufgenommen wurden. Die Auslastung der Intensivbetten durch Covid-19-Patienten lag zuletzt bei 16,8 Prozent, sie sank von 17,8 Prozent.

Wiederholt sagte Bürgermeisterin Giffey, die Schulen sollten so lange wie möglich auf bleiben – dazu hätten ihr auch Ärzte in der Klinik geraten. Im Herbst, also zur Welle der aggressiveren Delta-Variante, hatten die Berliner Amtsärzte für vollen Unterricht plädiert und warnten vor psychosozialen Folgen geschlossener Schulen. Giffey besuchte am Abend noch die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung in Berlin-Pankow.

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