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Das Gemeinschaftshaus Gropiusstadt im Süden Neuköllns.

© Mario Heller/Tagesspiegel/Mario Heller

Update

Neukölln prüft Raumvergabe-Regeln: Berliner Moschee lud islamistischen Prediger in Bezirksgebäude ein

In Neukölln sollte Mustafa Mullaoğlu auftreten. Er gilt als Bindeglied zwischen Muslimbrüdern und Grauen Wölfen. Das Kopftuch sieht er „ab der Pubertät“ als „religiöses Gebot“.

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Die Berliner Aziziye-Moschee hatte für eine Veranstaltung in einem öffentlichen Gebäude die Rede eines islamistischen Predigers angekündigt – und damit unter türkischen Rechten bundesweit für Freude gesorgt. Verfassungsschützer in Deutschland wiederum sorgt der Einfluss des über die Moschee hinaus bekannten Mannes: Es geht um Mustafa Mullaoğlu.

Von dem avisierten Auftritt des Islamisten berichtete am Mittwoch die „Welt“. Demnach sollte Mullaoğlu am 2. Februar im Gemeinschaftshaus in der Gropiusstadt auftreten und den islamistischen Theologen Yasin Pişgin ersetzen, der zuvor auf Druck des Bezirks ausgeladen worden war. In einem Instagram-Post hatte die Moschee den Auftritt Mullaoğlus angekündigt.

Mullaoğlu gehört zu Millî-Görüş-Bewegung. Die ist straff organisiert und wird auch den Grauen Wölfen zugerechnet, also dem breiten Spektrum türkischer Rechtsextremisten. Millî Görüş verbindet türkischen Nationalismus und sunnitischen Islamismus.

Der Verfassungsschutz erwähnt Mullaoğlu in seinen Berichten. Der „Welt“ zufolge ist der Prediger unter anderem Mitglied im Europäischen Rat für Fatwa und Forschung, der wiederum der Muslimbruderschaft zugerechnet wird, einer reaktionären, transnationalen Sunniten-Bewegung. 2017 verfasste Mullaoğlu für die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich eine sogenannte Fatwa, in der das Tragen des Kopftuchs für Musliminnen „ab der Pubertät“ als „religiöses Gebot“ bezeichnet wurde.

Der Historiker und Islamismus-Experte Heiko Heinisch sagte der „Welt“, dass Mullaoğlu innerhalb der „Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş“ zur Hauptströmung der sogenannten Erbakan-Getreuen zähle, die eine ultra-islamistische und antisemitische Agenda des Gründervaters der Bewegung fortsetzen.

Die Aziziye-Moschee teilte der „Welt“ auf Anfrage mit, dass Mullaoğlu „krankheitsbedingt“ nicht an der Veranstaltung teilgenommen habe. Aus Sicherheitskreisen heißt es hingegen, dass der Prediger wohl zumindest angereist war. Wie der Tagesspiegel erfuhr, parkte am Wochenende vor dem Haus in der Gropiusstadt ein österreichischer Wagen, der Mullaoğlu zugerechnet werde.

Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) sagte der „Welt“: „In Neukölln und erst recht in unseren bezirklichen Einrichtungen akzeptieren wir keinerlei Äußerungen und Bekundungen, die unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit gegen unsere demokratischen Grundwerte und Institutionen zielen.“ Das Bezirksamt will die Regeln der Raumvergabe prüfen.

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