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Ulrich Frei war an Europas größer Universitätsklinik, der Charité, seit 2004 für die Krankenversorgung zuständig.

© Wolfram Kastl/dpa

Update

Arzt, Klinikstratege, Politfunktionär geht in Rente: Ulrich Frei verlässt den Vorstand der Berliner Charité

Als Ärztlicher Direktor leitete Nieren-Spezialist Frei das Berliner Universitätskrankenhaus im Alltag. Aus der Charité folgt ihm Chirurg Martin Kreis.

Gehen lassen wollen ihn die Fachpolitiker im Berliner Senat, die Kollegen in der Charité nicht. Ist Ulrich Frei, 73 Jahre alt, Professor, Nieren-Spezialist, doch ein gut vernetzter, selten aus der Ruhe zu bringender Multifunktionär. Am Montag übergab der Vize-Chef der Charité sein Amt an Martin Kreis, der jahrelang die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Steglitzer Campus "Benjamin Franklin" leitete.

Kreis folgt, das weiß er, nicht nur einem Arzt, eher einem Klinikstrategen, einem De-facto-Politiker. Zu Freis Abschied sprach am Montag auch Angela Merkel. Pandemiebedingt ließ sie sich der virtuellen Feier zuschalten.

Frei, der "politische Arzt", so die Kanzlerin, habe ihr das "unterschätzte Organ Niere" nähergebracht. Mit Merkel steht Frei seit Jahren via SMS in Kontakt. Merkel interessierte zuletzt, wie die Charité gefährdete Politprominente – kürzlich Alexej Nawalny – versorgen wird.

Frei, der als Internist in Hannover anfing, kam 1993 nach Berlin. Die Charité gab es so noch nicht, erst zehn Jahre später wurde durch hochschulmedizinische Ost-West-Fusionen die größte Universitätsklinik Europas geschaffen.

Martin Kreis wird im Charité-Vorstand künftig für die Krankenversorgung zuständig sein.
Martin Kreis wird im Charité-Vorstand künftig für die Krankenversorgung zuständig sein.

© Promo Charité

Ärztlicher Direktor der Charité wurde Frei 2004, also derjenige, der das Großkrankenhaus im Alltag steuerte. Und sich immer wieder öffentlich erklären musste: zu den Serratien-Keimen auf der Frühchenstation 2012, dem großen Pflegestreik 2015, dem Aufnahmestopp auf der Kinderonkologie 2019, zuletzt zur Corona-Pandemie. Frei erklärte im Brummton vor den Kameras, woran es gelegen habe, was man anders machen wolle und weshalb – unbestritten! – die gesellschaftliche Gesamtlage mitursächlich sei.

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Mit Freis Ruhestand verändert sich die Charité-Spitze abermals; 2019 ging sein langjähriger Chef, der Neurologe Karl Max Einhäupl, in Rente. Den Vorstand führt nun der Pharmakologe Heyo Kroemer. Erst seit November gehört Carla Eysel (für Pflege und Personal) dem Gremium an, bald tritt Christopher Baum (für das Berliner Institut für Gesundheitsforschung) dazu.

Mit der Charité als Nukleus, daran hat auch Frei entscheidend mitgewirkt, soll Berlin auf Wunsch des Senats als "Gesundheitsstadt 2030" zur internationalen Medizinmetropole werden.

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