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Ausgezeichnete Berliner und Berlinerinnen: Verdienstorden für Techno-Pionier Dimitri Hegemann und Rosenstolz-Gründer Peter Plate
Vom Pfarrer über DDR-Oppositionelle bis zur Handwerkskammer-Präsidentin: 14 Engagierte werden am Mittwoch mit dem Verdienstorden Berlins geehrt. Wir stellen sie vor.
Stand:
Sie setzen sich für das Kulturleben in der Stadt, das vielfältige Berlin oder den interreligiösen Dialog ein: 14 Berlinerinnen und Berliner werden in diesem Jahr für ihr herausragendes Engagement mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet.
„Die Lebenswege und die Leistungen der in diesem Jahr geehrten Bürgerinnen und Bürger zeigen, auf welch vielfältige Weise sich Menschen für Berlin engagieren und damit zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft beitragen“, teilte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) mit. Er übergibt die Orden am 1. Oktober, dem Jahrestag des Inkrafttretens der Berliner Verfassung von 1950, im Roten Rathaus.
Martin Germer

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Zu den Menschen, die sich in besonderer Weise um Berlin verdient gemacht haben, gehört Martin Germer. Er war bis 2022 Pfarrer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und bis 2023 in der gleichnamigen Stiftung tätig. Germer beteiligte sich nach dem Terroranschlag am Breitscheidplatz im Dezember 2016 an der Organisation des Gedenkens. Er engagiert sich im Ehrenamt für interreligiösen und gesellschaftlichen Dialog und ist Schaustellerseelsorger.
Dietmar Maria „Dimitri“ Hegemann

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Der Musikwissenschaftler und Musiker Dietmar Maria „Dimitri“ Hegemann ist Pionier der Berliner Techno- und Clubszene. Sein bekanntestes Projekt: der legendäre Techno-Club „Tresor“ in der Leipziger Straße, der aus dem „Ufo“, dem ersten Acid-House-Club in Berlin, hervorging. Zudem gründete er das Musiklabel Tresor Records und das Kraftwerk Berlin an der Köpenicker Straße, das zum zentralen Kunstort wurde. Hegemanns Tresor Foundation fördert Kulturprojekte.
Almut Ilsen
Die Naturwissenschaftlerin Almut Ilsen war 1982 Mitgründerin von „Frauen für den Frieden“, eine der ersten größeren Oppositionsgruppen in der DDR. 1989 war Ilsen an der Gründung des EWA-Frauenzentrums in Prenzlauer Berg beteiligt. Das Projekt gilt als Aufbruch einer neuen, SED-unabhängigen Frauenbewegung, über die Ilsen auch publiziert.
Christiane Krajewski

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Die Volkswirtin und SPD-Politikerin Christiane Krajewski war 1990 bis 1999 Ministerin im Saarland und von 2001 bis 2002 Berliner Finanzsenatorin. Seit 2014 ist Krajewski Präsidentin von Special Olympics Deutschland und arbeitet seitdem daran, das Bewusstsein für die Rechte von Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung zu stärken und deren Integration in die Gesellschaft zu fördern. Sie hat die Special Olympic World Games 2023 nach Berlin und damit erstmals nach Deutschland geholt.
Bernd Lippmann

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Bernd Lippmann wurde 1974 verhaftet, weil er vom SED-Regime gefürchtete Literatur gelesen und mit Freunden ausgetauscht hatte. 1975 wurde er freigekauft und kam in den Westen. Neben seinem Beruf als Physik- und Mathematiklehrer engagierte er sich in Organisationen, die über die Machenschaften des SED-Staates aufklärten. 1990 war er Mitgründer des Vereins Antistalinistische Aktion Berlin Normannenstraße und gehört zu den Initiatoren des Stasi-Museums.
Bilgin Lutzke
Als Kind der zweiten Gastarbeitergeneration kam Bilgin Lutzke mit 18 Jahren nach Deutschland. Seit mehr als 25 Jahren engagiert sie sich auf kommunaler Ebene für Integration, darunter in Migrationsbeiräten, der SPD-Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt und im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Besondere Verdienste erwarb sich Bilgin Lutzke als langjährige Vorsitzende des interkulturellen Nachbarschaftszentrums Divan in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Detlef Mücke

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Detlef Mücke war in den 1970er Jahren einer der ersten Lehrer, die sich outeten – in einer Zeit, in der ein Bekenntnis zur eigenen Homosexualität im öffentlichen Raum mit erheblichen Risiken verbunden war. Seither engagiert er sich für die Rechte homosexueller Lehrkräfte und Schüler*innen. Er war an der Einführung queerer Aufklärungsprojekte an Schulen beteiligt und gestaltete die Berliner Richtlinien zur Sexualerziehung mit. Mücke ist Mitgründer des Schwulen Museums und der AG Schwule Lehrer der Gewerkschaft GEW.
Peter Plate

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Der Sänger, Produzent, Komponist und Theaterintendant Peter Plate bildete mit der in diesem Jahr verstorbenen AnNa R. das Duo „Rosenstolz“, eine der bedeutendsten Musikformationen Deutschlands. Ihre Lieder thematisieren das Lebensgefühl und die Vielfalt Berlins und tragen somit zur kulturellen Identität der Stadt bei. Zudem brachte Plate mit „Ku‘damm 56“, „Ku‘damm 59“ und „Romeo und Julia – Liebe ist alles“ erfolgreiche Musicals auf die Bühne des Theaters des Westens.
Ursula Raue

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Ursula Raue war in mehreren Funktionen führend im Deutschen Juristinnenbund und in der Bürgerstiftung Berlin aktiv. Sie war bis 2007 Geschäftsführerin des Deutschen Bühnenvereins. Als Präsidentin des Innocence in Danger e.V. setzte sie sich gegen sexuellen Missbrauch von Kindern im Netz ein. Bis 2014 war Ursula Raue Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens.
Meho Travljanin
Während des Bosnien-Kriegs kam der zehn Jahre alte Meho Travljanin 1993 als Geflüchteter nach Berlin. Seit 2013 steht er der bosniakischen Gemeinde vor. Sie ist ein wichtiger Partner im interreligiösen Austausch und in der Prävention religiöser Radikalisierung. Travljanin ist Mitglied des Berliner Islamforums und Teilnehmer der Deutschen Islamkonferenz.
Ruth Winkelmann

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Der jüdische Vater von Ruth Winkelmann wurde im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Sie musste gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester untertauchen. Versteckt in einer Gartenlaube in Wittenau überlebte Ruth Winkelmann die NS-Diktatur. Ausgelöst durch die Begegnung mit einer Lehrerin begann Ruth Winkelmann 2002 über ihr Leben zu sprechen. Sie schrieb eine Autobiografie und gibt bis ins hohe Alter als Zeitzeugin ihre Erfahrungen an Jüngere weiter.
Janine von Wolfersdorff
Die Steuerberaterin Janine von Wolfersdorff organisierte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ehrenamtlich die Lieferung von Hilfsgütern. Sie holte besonders schutz- und pflegebedürftiger Menschen ins sichere Ausland. Mit ihrer NGO „Life Bridge Ukraine“ und der Berliner Partnerstadt Kyiv entwickelte sie das kürzlich eröffnete erste kommunale Prothesenzentrum für ukrainische Soldaten.
Carola Zarth

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Carola Zarth leitet seit 1993 den Familienbetrieb „Auto-Elektrik G. Holtz & Co. KG“. 2014 wurde sie als erste Frau Vorstandmitglied und 2019 erste Präsidentin der Berliner Handwerkskammer. Carola Zarth engagiert sich für Frauen im Handwerk und für die Ausbildung junger Menschen, sie ist in Funktionen bei der Investitionsbank Berlin und bei Wirtschaftsförderorganisation Berlin Partner tätig. Sie schreibt als Kolumnistin für den Tagesspiegel.
Ulli Zelle

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1974 kam Ulli Zelle nach Berlin, studierte und war früh für den Sender Freies Berlin, später für den Rundfunk Berlin-Brandenburg tätig. Er berichtete für die „Abendschau“ über Ereignisse wie den Mauerfall, führte Interviews mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur und moderierte Veranstaltungen. Als Musiker gründete er zudem die Band die „Grauen Zellen“. Zelle dokumentierte vier Jahrzehnte Lebensgefühl und Geschichte der Stadt.
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