
© dpa/Jens Kalaene
„Bäume sind overrated“: Berlins neugestalteter Gendarmenmarkt erntet viel Spott und Häme
Berlins schönster Platz? Für 21 Millionen Euro ist der Gendarmenmarkt saniert worden. Er ist so grau wie vorher. Schon läuft die Suche nach den Schuldigen.
Stand:
Nach der Wiedereröffnung des Berliner Gendarmenmarktes am vergangenen Donnerstag trifft der umgestaltete Platz auf viel Spott und Häme, besonders im Netz. Als Hauptkritik an der durch den landeseigenen Betrieb Grün Berlin durchgeführten Maßnahme gilt der Mangel an Stadtgrün in dem historischen Ensemble. Zwar wurden drei große japanische Schnurbäume gesetzt, doch deren ausladende Kronen tragen im März noch keine Blätter.
„Warum hat man zur Kaiserzeit im Jahr 1900 mehr Grün geplant, als Grüne 2025?“ Das fragt der frühere CDU-Vorsitzende Armin Laschet in einem Tweet. Die Umsetzung, für die Laschet die Verantwortung bei den Grünen vermutet, sei „weder aus ästhetischen, denkmalpflegerischen noch aus klimaresilienten Gründen zu begreifen“.
Laschet bezog sich auf ein Postkartenmotiv des Platzes aus der Jahrhundertwende, das neben gepflasterter Flächen einige Rabatten und Rasenflächen zeigte. Seit Oktober 2022 wurde der Platz umgestaltet, die Pläne hatten einen langen Anlauf: Seit 2009 wurde die Umgestaltung anvisiert, inklusive einer Bürgerbeteiligung.
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Doch während der Senat die neue Barrierefreiheit, weniger Stolperfallen und ein unterirdisches Regenwassermanagement lobt, fehlt den meisten Stimmen im Netz das Grün. „Bäume sind overrated“, hatte der Journalist Jan Fleischhauer als einer der Ersten auf der Plattform X kommentiert, und damit offenbar einen Nerv getroffen. Moderator Micky Beisenherz postete ein Meme, das den Platz mit einem kahlen Betonvorgarten vergleicht.
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Planungsfehler wie diese müssten künftig vermieden werden, urteilt Heinrich Strößenreuther, Organisator des Berliner Baumentscheids. Die Stadt zeige mit der „Stadtglatze Gendarmenmarkt vor allem eines: unseren Wunsch nach Grün und Bäumen zu missachten.“ Auf X teilt der Aktivist eine Simulation, die zeigt, wie der Platz hätte aussehen können: mit großen Bauminseln im Pflaster der historischen Kulisse. Und tragen ausgerechnet die Grünen die Hauptverantwortung für dieses Stück „Steinstadt“?
Gendarmenmarkt oder Betonvorgarten?
„Da bin ich so halb mit einverstanden“, schreibt Mittes Umweltstadtrat Christopher Schriner (Grüne) mit Blick auf die Schuldzuweisung an die damalige Grünen-Verkehrssenatorin Regine Günther und den grün geführten Bezirk. Die Vorarbeiten für die heutige Gestaltung seien seit 2009 im Gange gewesen, damals noch unter Aufsicht der Stadtentwicklungsverwaltung.
„Nicht jeder Platz kann alles leisten“, schränkt Schriner ein. Die Entscheidung für bestimmte Veranstaltungen habe andere Funktionen ausgeschlossen. Gemeint sind vermutlich Großveranstaltungen wie das Classic Open Air oder der Weihnachtsmarkt, die beide große gepflasterte Flächen benötigen. Dadurch seien andere Funktionen ausgeschlossen, wie eine aktive Kühlung durch Entsiegelung und Begrünung.
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„Der Gendarmenmarkt ist keine Grünanlage für die tägliche Naherholung“, schreibt Christopher Schriner weiter. Dafür gebe es andere Orte in der Umgebung. „Abends wird es aber auch am Gendarmenmarkt sehr schön und angenehm sein.“
Auf rund drei Millionen jährliche Besucherinnen und Besucher im Jahr schätzte der Senat das Tourismus-Highlight Gendarmenmarkt vor der Sanierung. In der Verwaltung sieht man keinen Anlass zur Sorge, dass sich diese Zahl nach der Sanierung verringert. Man geht davon aus, dass sich die Aufenthaltsqualität noch erhöht.
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In den sozialen Medien finden sich auch kreative Beiträge, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Ein Beitrag des Künstlers Jan Kamensky auf Instagram zeigt, wie zahlreiche Bäumen aus dem Steinboden auf dem Gendarmenmarkt sprießen.
Doch solche Tagträume scheitern an der Realität des Denkmalschutzes. Bei der Neugestaltung sollte das historische Pflasterbild auf dem Gendarmenmarkt erhalten bleiben. Bei der Sanierung sei die „harmonische Verbindung von Klimaanpassung, Denkmalschutz und Stärkung der Wirtschaft“ gelungen, heißt es vom Stadtentwickler Grün Berlin in der Projektbeschreibung.
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