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Ein ICE im Berliner Hauptbahnhof

© Foto: picture alliance/dpa/ Carsten Koall

Beim Kaffeetrinken ohne Maske : Schaffner wirft Berliner Ehepaar aus dem Zug

In einigen Bundesländern ist die Maskenpflicht im Zug schon gefallen, Berlin will folgen. Dennoch wurde ein Berliner Paar vom Schaffner aus einem ICE geworfen.

Es waren schöne Tage auf Rügen. Am Silvestertag setzte sich das Ehepaar Kraft in Binz um 9.56 Uhr in ICE 758, gegen halb zwei wollten sie wieder in Berlin sein, sie waren eingeladen zu einer Silvesterparty in Wilmersdorf. Doch die Fahrt für die beiden Frauen endete abrupt und vorzeitig. Der Schaffner warf beide in Pasewalk raus, wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht. Der war „rüde und aggressiv“, berichtet Nikola Kraft (Name geändert).

Der Zug war ziemlich leer, weil die meisten Touristen den Jahreswechsel an der Ostsee feiern wollte. Das Paar hatte ein Abteil für sich. Deswegen hatten sie anfangs tatsächlich auf eine Maske verzichtet, wie zu Hause in der Küche. Nach einer Ermahnung bei der Fahrscheinkontrolle durch den Schaffner setzten sie die Masken auf, so ihre Schilderung.

Eine halbe Stunde später packten sie Brote aus, ein zweites Frühstück. Das beobachtete der Schaffner vom Gang aus. „Ohne die Tür aufzumachen, ohne Kommunikation, nur mit bösem Blick und Gesten wies er uns an, die Masken aufzusetzen“, sagte Nikola Kraft. Die Frauen, immer noch alleine im Abteil, aßen das Brot zu Ende – und setzten die Masken wieder auf.

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Zwei Stunden nach Fahrtbeginn eskalierte es. Kurz vor 12 Uhr kauften sich die Frauen einen Becher Kaffee, beim mobilen Verkäufer. „Wenig später kam dieser sehr aggressive DB-Mitarbeiter mit einer Kollegin ohne Vorwarnung in unser Abteil und verwies uns des Zuges“, berichteten die beiden Frauen. Das Argument, wie sie denn mit Maske Kaffee trinken sollen, habe er ignoriert.

Die Deutsche Bahn sieht keinen Fehler bei sich

Der Zug bremste in dem Moment gerade zum Halt in Pasewalk. „Ich habe noch versucht zu intervenieren, mich zu entschuldigen, der Schaffner wurde nur noch aggressiver.“ Perplex und eingeschüchtert stiegen die beiden Berlinerinnen aus und standen dann in Pasewalk auf dem Bahnsteig.

Völlig richtig gehandelt, teilte die Bahn auf Nachfrage des Tagesspiegels mit. „Nachdem der Mitarbeiter die Fahrgäste zweimal auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte, erfolgte der Fahrtausschluss.“ Nach Angaben eines Sprechers wurde der Schaffner von den Vorgesetzten befragt. „Sein Auftreten schilderte der Kollege nicht als aggressiv, sondern als sachlich.“ Das Ehepaar Kraft hatte sich einen Tag später schriftlich bei der Bahn über das Verhalten des Schaffners beschwert.

Es ist unerheblich, ob ein gemeinsamer Haushalt in einem Abteil sitzt.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn über die Maskenpflicht in einem leeren Zug

„Die Deutsche Bahn (DB) setzt die behördlichen Vorgaben zum Infektionsschutz um. Für Fahrgäste gilt in allen Fernverkehrszügen der DB bundesweit die gesetzliche Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske“, so der Bahnsprecher. Und weiter: „Es ist dabei vollkommen unerheblich, ob ein gemeinsamer Haushalt in einem Abteil sitzt. Zum Essen und Trinken darf die Maske selbstverständlich kurzzeitig abgenommen werden.“

Nikola Kraft hätte mehr Verständnis erwartet. „Zum Zeitpunkt des Rausschmisses haben wir den bei der Bahn gekauften Kaffee getrunken.“ Darauf sei die Bahn überhaupt nicht eigegangen, ärgert sich die Schönebergerin. Wie viele Fahrgäste in den Corona-Jahren aus Zügen geworfen wurden, kann die Deutsche Bahn nicht sagen. „Eine Statistik über Fahrtausschlüsse führen wir nicht.“

Die Bahn lässt ihrem Personal freie Hand: „Einen Fahrtausschluss kann das Zugbegleitpersonal eigenständig aussprechen, da es das Hausrecht ausübt. Ein Einschreiten der Bundespolizei ist dabei nicht notwendig.“ Der Sprecher betonte, dass die Bahn „unschöne Vorfälle vermeiden möchte, aber das Einhalten bestimmter Regeln wird von allen Fahrgästen erwartet und dient dem gesundheitlich sicheren Miteinander“.

Mehrere Bundesländer haben die Maskenpflicht in Regionalzügen abgeschafft. Wenige Tage nach dem Vorfall im ICE 758 wurde bekannt, dass auch die beiden Länder Berlin und Brandenburg die Pflicht im Nahverkehr abschaffen wollen. In Flugzeugen müssen schon seit längerem keine Masken getragen werden, auch nicht in Deutschlands Nachbarländern.  

Nikola und Christiane Kraft hatten Glück. Eine halbe Stunde nach dem Rausschmiss hielt der nächste ICE in Pasewalk. Sie schilderten dem Personal die Situation: „Der Schaffner war nett und ließ uns auch ohne passendes Ticket mitfahren.“

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