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Berlin 2030 – Benjamin Biermann.

© Gestaltung: Tagesspiegel/Foto: Nelli Havemann

Benjamin Biermanns Vision für 2030: „Berlin könnte eine globale Vorzeigestadt für nachhaltige Entwicklung sein“

Acht Schritte für ein besseres Berlin. Der Sohn des Liedermachers Wolf Biermann stellt seine Ideen vor.

Benjamin Biermann
Ein Gastbeitrag von Benjamin Biermann

Stand:

Meine Heimatstadt Berlin hat sich immer wieder neu erfunden. Sie hat Krisen gemeistert, Mauern eingerissen und sich zur pulsierenden Metropole entwickelt, die Menschen aus aller Welt anzieht. Doch aktuell steckt die Stadt fest – zwischen einer verkrusteten Verwaltung, einer stagnierenden Digitalisierung und politischen Grabenkämpfen. Aber anstatt nur die Defizite zu betonen, nutze ich diese Chance, um einen positiven Blick auf Berlin im Jahr 2030 zu werfen. Wie kann die Stadt aussehen, wenn sie ihre Potenziale nutzt und mutig neue Wege geht?

Genau hier setzt der von mir mitgegründete Global Goals Berlin e.V. an. Unser Ziel ist es, Berlin zur ersten Stadt der Welt zu machen, die bis 2035 die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) vollständig erreicht. Das Erreichen dieser Ziele wollen wir mit der Expo 2035 krönen, bei der Berlin der Welt zeigt, wie eine moderne, nachhaltige Metropole funktioniert. Doch um dieses Ziel zu erreichen, müssen bereits bis 2030 entscheidende Weichen gestellt sein.

Ein wichtiger Schritt dahin ist eine Sonderverordnung zur Beschleunigung aller Genehmigungsverfahren für nachhaltige Lösungen. Nachhaltige Innovationen dürfen nicht in Bürokratie ersticken – wer an einer besseren Zukunft für Berlin arbeitet, muss unterstützt statt ausgebremst werden.

1 Berlin als Vorreiter nachhaltiger Entwicklung (SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden)

Berlin 2030 ist eine Stadt, die Nachhaltigkeit nicht nur als Schlagwort versteht, sondern konsequent umsetzt. Gebäude sind energieeffizient, grüne Dächer und Fassaden kühlen die Stadt und verbessern die Luftqualität. Der Verkehr ist weitgehend emissionsfrei, dank eines ausgebauten öffentlichen Nahverkehrs, autofreier Zonen und intelligenter Mobilitätslösungen. Fahrräder und E-Roller gehören selbstverständlich zum Stadtbild, ergänzt durch ein vernetztes Car- und Ride-Sharing-System.

2 Die digitale Hauptstadt Europas mit Vorbildcharakter (SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur)

Berlin wird oft als Start-up-Metropole bezeichnet, doch in Sachen Digitalisierung hinkt die Stadt hinterher. 2030 sind Verwaltungsvorgänge digitalisiert, Behördengänge per App möglich und die Stadtverwaltung arbeitet effizient und bürgernah. Öffentliche Daten stehen transparent zur Verfügung, um Innovationen zu fördern. Künstliche Intelligenz und Automatisierung erleichtern alltägliche Abläufe und machen Berlin zur Vorzeigestadt für digitale Verwaltung.

3 Bezahlbares Wohnen für alle (SDG 10: Weniger Ungleichheiten & SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden)

Berlin wächst weiter, doch der Wohnraum wird immer knapper. 2030 wurde das Problem durch eine kluge Mischung aus sozialem Wohnungsbau, innovativen Wohnprojekten und strenger Regulierung von Spekulation gelöst. Öffentliche Flächen werden für gemeinwohlorientierte Wohnprojekte genutzt, und Mieten sind fair und stabil. Niemand wird mehr durch steigende Wohnkosten aus seinem Kiez verdrängt.

4 Eine Stadt der kurzen Wege – nachhaltig und lebenswert (SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen & SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz)

Das Berlin der Zukunft ist eine Stadt, in der alles Wichtige fußläufig oder per Rad erreichbar ist. Durch die Idee der „15-Minuten-Stadt“ gibt es in jedem Stadtteil lebendige Quartiere mit Nahversorgung, Kultur und Arbeitsplätzen. Das reduziert Pendelzeiten, stärkt lokale Gemeinschaften und macht das Stadtleben entspannter.

5 Bildung als Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft (SDG 4: Hochwertige Bildung)

Berlin 2030 setzt auf exzellente Bildung – von der Kita bis zur Universität. Schulen sind modern ausgestattet, digitale Bildung ist selbstverständlich und Lehrkräfte werden gezielt gefördert. Bildung ist nicht nur formale Schulbildung, sondern ein lebenslanges Konzept. Öffentliche Bibliotheken und digitale Lernplattformen stehen allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.

6 Eine weltoffene und inklusive Stadt – Gemeinsam gegen Antisemitismus und Diskriminierung (SDG 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen)

Berlin lebt von seiner Vielfalt. 2030 ist es eine Stadt, in der Integration nicht nur ein politisches Ziel, sondern gelebte Realität ist. Es gibt keine Parallelgesellschaften, sondern echte Teilhabe für alle. Menschen aus verschiedenen Kulturen, Generationen und sozialen Schichten gestalten gemeinsam die Stadt. Dabei ist es essenziell, dass Berlin klar Stellung gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Diskriminierung bezieht.

Bildung, Aufklärung und eine starke Zivilgesellschaft sind der Schlüssel, um Hass keinen Platz zu geben. Berlin 2030 steht für eine Stadt, in der jüdisches Leben selbstverständlich, sicher und sichtbar ist – und in der sich alle Menschen, unabhängig von Herkunft oder Religion, frei entfalten können.

7 Eine Kulturmetropole ohne Barrieren (SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum & SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden)

Berlin 2030 hat seine kulturelle Vielfalt bewahrt und weiter ausgebaut. Kultureinrichtungen sind für alle zugänglich, Kunst im öffentlichen Raum wird gefördert und Subkultur erhält genauso Unterstützung wie etablierte Institutionen. Die Stadt bleibt ein Magnet für Kreative aus aller Welt.

8 Mut zur Innovation und Vision – Berlin als Modellstadt für die Welt (SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele)

Berlin darf nicht stehen bleiben. Die Stadt braucht eine klare Vision und mutige Entscheidungen. Bis 2030 müssen entscheidende Weichen gestellt werden, damit Berlin bis 2035 als erste Stadt weltweit alle 17 UN-Ziele erfüllt. Die Expo 2035 kann die Bühne sein, auf der Berlin der Welt zeigt, wie eine nachhaltige und innovative Metropole funktioniert.

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Berlin hat das Potenzial, eine globale Vorzeigestadt für nachhaltige Entwicklung zu sein. Doch das geschieht nicht von allein – es erfordert entschlossenes Handeln und den Mut, neue Wege zu gehen.

Enden möchte ich mit dem schönen Lied meines Vaters Wolf Biermann, welches er 1962, also lange vor dem Mauerfall schrieb. Ich finde, es passt immer noch, weil Ost- und West-Berlin gefühlt immer noch nicht richtig zusammengewachsen sind.

Berlin, du deutsche, deutsche Frau Ich bin dein Hochzeitsfreier Ach, deine Hände sind so rau Von Kälte und von Feuer

Ach, deine Hüften sind so schmal Wie deine breiten Straßen Ach, deine Küsse sind so schal Ich kann dich nimmer lassen

Ich kann nicht weg mehr von dir gehen Im Westen steht die Mauer Im Osten meine Freunde stehen Der Nordwind ist ein rauer

Berlin, du blonde, blonde Frau Ich bin dein kühler Freier Dein Himmel ist so hundeblau Darin hängt meine Leier Dein Himmel ist so hundeblau Darin hängt meine Leier

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