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Berliner Kitas sollen wieder für alle öffnen. Kann das gut gehen?

© Sina Schuldt/dpa

Experiment mit offenem Ergebnis: Berlin droht mit der Kita-Öffnung das Chaos

Der Senat will die Kitas wieder öffnen - und begibt sich damit in ein Spiel mit dem Feuer. Es fehlt an Personal und Organisation. Ein Kommentar.

Nun also doch: Nachdem der Berliner Senat zuletzt bei Schulen und Kitas auf Nummer sicher gegangen war und sich damit vom Vorgehen anderer Länder – darunter Brandenburg – abgehoben hatte, setzt er nun fast alles auf eine Karte.

Ab Dienstag kehren die Klassen vier bis sechs zurück in die Klassenräume, eine Woche darauf könnten die Oberstufenschüler (ab Schulstufe 10) folgen. Nachvollziehbar ist die Entscheidung vor dem Hintergrund eindringlicher Berichte von Schüler:innen über die Folgen des Lockdowns und der vorbereiteten Maßnahmen an den Schulen. So sollen für Lehrkräfte wie Schüler:innen zwei Schnelltests pro Woche bereitgestellt werden, unterrichtet wird im Wechselunterricht und damit deutlich reduzierter Klassengröße.

Hinzu kommt: Die Kinder sind älter und nach einem Jahr Pandemie an die Einhaltung der wesentlichen Abstands- und Hygieneregeln gewöhnt. Sicher: Die Einhaltung der Regeln auf und erst recht vor dem Schulhof dürfte hier und da zu wünschen übrig lassen und auch auf dem Weg zur oder von der Schule ergeben sich zusätzliche Kontakte.

Das Risiko jedoch scheint kalkulierbar und vor dem Hintergrund dessen, dass Rot-Rot-Grün die Öffnung der Schulen als ersten Schritt aus dem Lockdown bereits seit Monaten ankündigt, kommt er nicht überraschend.

Anders verhält es sich bei der am Dienstag beschlossenen De-facto-Rückkehr der Kitas in den Regelbetrieb. Wenn ab kommender Woche alle Familien mit Kita-Kindern ihren Betreuungsanspruch von fünf Tagen à sieben Stunden geltend machen, droht Chaos.

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Personal fehlt allein schon deshalb, weil in zahlreichen Kitas Menschen arbeiten, die selbst zur Risikogruppe gehören. Feste Gruppen wie in Schulen lassen sich nicht konsequent voneinander trennen, erst recht nicht in Kitas mit Früh- und Spätbetrieb.

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Hinzu kommt: Bis die rund 38.000 Erzieher:innen durchgeimpft sind, dürfte es noch Wochen dauern. Zwar sollen in der kommenden Wochen die ersten Einladungen erfolgen, auf die derzeit verfügbaren Astrazeneca-Dosen stürzen sich dann aber nicht nur die Kita-Angestellten. Ob sie sich wirklich darauf stürzen, bleibt darüber hinaus abzuwarten. Die Image-Debatte über den Experten zufolge mit der Konkurrenz absolut ebenbürtigen Impfstoff ist auch an ihnen nicht vorbei gegangen.

Umso größer ist die Kritik daran, dass angekündigte Schnelltests erstens noch nicht in allen Einrichtungen angekommen sind und zweitens nicht für Kinder vorgesehen sind. Dabei hatten Experten die unter anderem von der Grünen-Fraktion geforderte Testung von Kita-Kindern in der vergangenen Woche im Bildungsausschuss als sinnvoll bezeichnet. Die Bildunsgverwaltung wiederum scheint anders beraten.

Und so bleibt die Öffnung der Kitas unter den geschilderten Umständen, steigenden Infektionszahlen und einer ungebändigten Mutante vor allem eines: Ein Experiment mit offenem Ergebnis. Die Not vieler Familien (und Kinder) dürfte groß genug sein, sich dennoch darauf einzulassen.

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