zum Hauptinhalt
Was bedeutet es für die Corona-Lage, wenn die Ampel für die Inzidenz auf Rot springt?

© mauritius images/SZ Photo Creative/snapshot/Future Image/C.H

Welche Inzidenz soll alarmieren?: Berlin erwägt einen Umbau seiner Corona-Ampel

Eine steigende Inzidenz führt nicht mehr zwangsläufig zu mehr Intensivpatienten. Der Senat könnte deshalb sein Frühwarnsystem ändern.

Angesichts der Debatte um die Aussagekraft der Corona-Inzidenz im Zuge der Impfkampagne könnte beim Ampelsystem des Berliner Senats eine Anpassung von Grenzwerten bevorstehen. Man sei mit Bund, Ländern und Fachleuten zu dem Thema im Austausch, sagte ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung auf Anfrage.

Nach bisheriger Definition zeigt die Corona-Ampel ab 20 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gelb an - und ab 30 rot. Auf die 30er-Marke steuert Berlin zu, am Dienstag lag der Wert nach längerem Anstieg bei 24,8.

Die Schwellenwerte von 20 und 30 waren im Mai 2020 festgelegt worden. Das Warnsystem des Senats, das im Online-Lagebericht angezeigt wird, berücksichtigt insgesamt drei Indikatoren: Sieben-Tage-Inzidenz, Intensivstationen und Wochentrend der Inzidenz.

Wie der Senat bei der Einführung des Frühwarnsystems angekündigt hatte, bedeutet zweimal Gelb, dass die Problematik erörtert werden solle, bei Doppel-Rot bestehe dringender Handlungsbedarf. Im Lagebericht von Dienstag zeigte die Ampel zweimal gelb, einmal grün.

Inzidenz bei jungen Leuten in Friedrichshain-Kreuzberg über 180

Fachleute weisen darauf hin, dass sich mit der Impfkampagne die Aussagekraft der Inzidenz verändere, weil die Krankheitsschwere verringert werde. Bisher galt sie als Wert, mit dem frühzeitig die später folgende Krankenhausbelastung abgeschätzt werden konnte.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Im Bund war die Inzidenz Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen auch bundesweit weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden. Mit dem Ampelsystem sei Berlin insofern schon weiter gewesen, hieß es aus der Gesundheitsverwaltung.

In der Hauptstadt stecken sich derzeit vor allem jüngere Menschen an - in Friedrichshain-Kreuzberg etwa liegt die Inzidenz bei 20- bis 24-Jährigen bei mehr als 180 - , die Auslastung der Intensivstationen hingegen ist bislang gering.

Einbeziehung des Wochentrends gibt Inzidenz noch mehr Gewicht

Bereits vergangene Woche hatte es bei der Corona-Ampel eine Veränderung gegeben: Die schwankungsanfällige Reproduktionszahl (R-Wert) ist nun nicht mehr Teil davon, nachdem sie vom Robert-Koch-Institut (RKI) nicht mehr übermittelt wurde, wie die Gesundheitsverwaltung erklärte. Sie wurde durch die Prozentangabe zum Wochentrend der Sieben-Tage-Inzidenz abgelöst - was die Gewichtung der Inzidenz also zunächst einmal weiter noch weiter gestärkt hat.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte kürzlich zum Thema Inzidenz darauf verwiesen, dass derzeit 75 Prozent der über 60-Jährigen vollständig geimpft seien, ein Viertel nicht. „Wenn Sie die Maßzahl nehmen, können sie sagen: 200 ist das neue 50.“ (Tsp, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false