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Übernachtungen in Ferienwohnungen tauchen nicht in der offiziellen Tourismus-Statistik auf.

© dpa/Jens Kalaene

Berlin-Touristen buchen weniger Ferienwohnungen: Restriktive Politik gegen Airbnb zeigt offenbar Wirkung

Die Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat zur touristischen Entwicklung in Europa haben für erheblichen Wirbel gesorgt. Private Ferienwohnungen werden deutlich seltener gebucht als vor der Pandemie.

Stand:

Wie geht es dem Hauptstadt-Tourismus? Nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat eher schlecht. Nach einer Auswertung der Online-Buchungen auf diversen Plattformen wie Airbnb und Booking.com für die Jahre 2018 bis 2023 meldete Eurostat für Berlin einen starken Rückgang von knapp 30 Prozent innerhalb von sechs Jahren.

Diese Zahlen bezogen sich nicht auf normale Hotel-Buchungen, wie unsere Berichterstattung zunächst vermuten ließ, sondern nur auf Apartments und private Ferienwohnungen – darauf machten jetzt die Tourismus-Vermarkter von Visit Berlin aufmerksam. Den allgemeinen Trend nach unten aber bestätigen auch Zahlen von Visit Berlin.

Mit knapp 30 Millionen Übernachtungen zählte die Beherbergungsstatistik deutlich mehr Berliner Übernachtungen als die Eurostat-Statistik mit drei Millionen. 2018 waren es 32,9 Millionen – somit verzeichnen die offiziellen Zahlen, die auf Meldungen der Hotelbetriebe beruhen, einen Rückgang um 8,8 Prozent. In den Eurostat-Daten hingegen sind Hotelzimmer nicht enthalten, was den großen Unterschied bei den Buchungszahlen erklärt.

Der Rückgang der Buchungen von Ferienwohnungen in Berlin ist ein starkes Indiz dafür, dass die restriktive Politik des Senats gegenüber den Plattformen, allen voran Airbnb, Erfolg hat. Nach Angaben von Visit Berlin sind die Inserate privater Ferienwohnungen und einzelner Zimmer bis 2022 um bis zu zwei Drittel zurückgegangen. 2023 gab es dann wieder einen kleinen Anstieg.

Weniger Inserate auf Plattformen wie Airbnb

Noch deutlicher als in Berlin zeigt sich diese Entwicklung in Amsterdam, wo Ferienwohnungsanbieter – genau wie in Berlin – bei den Behörden registriert sein müssen.

Die Fluggesellschaften bringen wieder mehr Passagiere aus dem Ausland nach Berlin.

© dpa/Patrick Pleul

Durch das Wegbrechen privater Anbieter könnten die Hotels profitieren, deren Auslastung aber nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbands mit derzeit 70,1 Prozent immer noch deutlich unter 2019 liegt, damals waren es durchschnittlich 78,6 Prozent.

Es könnte aber auch die Gästezahlen insgesamt negativ beeinflussen. Daten dazu gibt es nicht. Eine weitere Begründung für den starken Rückgang in der Eurostat-Statistik ist, dass die Menschen womöglich zunehmend über andere Online-Portale buchen. Eurostat erfasst Buchungen von Booking, Airbnb, Tripadvisor und Expedia.

Nach Angaben von Visit Berlin erholt sich der Berlin-Tourismus stetig, wenn auch langsamer als in Metropolen wie Paris oder Rom. Das liegt nach Einschätzung von Touristikern vor allem am Fehlen attraktiver Flugverbindungen in die deutsche Hauptstadt. Billigflieger wie Ryanair und Easyjet klagen seit Jahren über hohe Gebühren am BER, aber auch an anderen deutschen Flughäfen.

30,8
Millionen Übernachtungen könnten im laufenden Jahr in den Beherbergungsbetrieben registriert werden, schätzt vistitBerlin. Das wären 1,2 Millionen mehr als 2023, aber 3,3 Millionen weniger als 2019.

Visit Berlin und die Flughafengesellschaft gehen davon aus, dass sich der Berlin-Tourismus in diesem Jahr weiter positiv entwickelt. Visit-Chef Burkhard Kieker rechnet mit 30,8 Millionen Übernachtungen in den Beherbergungsbetrieben, das wären 1,2 Millionen mehr als 2023, aber 3,3 Millionen weniger als 2019.

Ausländische Gäste kehren zurück

Von Januar bis Mai 2024 stiegen die Übernachtungen insgesamt um 5,3 Prozent, besonders stark wuchsen dabei die Gästezahlen aus dem Ausland, aus Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland, aber auch aus den USA und China. Bislang waren eher die inländischen Gäste wieder häufiger nach Berlin gekommen, dabei natürlich eher per Bahn oder Auto als mit dem Flugzeug.

Positive Signale gibt es daher auch vom Hauptstadtflughafen. Easyjet und Ryanair stocken ihre Kapazitäten am BER langsam wieder auf. Easyjet hat nach BER-Angaben von Januar bis Mai 3,5 Prozent mehr Fluggäste befördert, Eurowings 17 Prozent, Ryanair und Wizzair sogar 27 beziehungsweise 35 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2023.

Insgesamt seien im ersten Halbjahr 2024 knapp zwölf Millionen Fluggäste befördert worden, ein Plus von zwölf Prozent. Im vergangenen Jahr waren es 23 Millionen Fluggäste, immer noch deutlich weniger als im letzten Jahr vor der Pandemie – und vor der BER-Eröffnung: 2019 wurden 35,7 Millionen Passagiere an den Airports in Tegel und Schönefeld abgefertigt.

Hinweis: In einem am Montag veröffentlichten Beitrag haben wir über eine Datenanalyse berichtet, die der Tagesspiegel im Urban Journalism Network erstellt hat. Dort wurde der Eindruck erweckt, Berlin sei international abgehängt. Es wurde nicht ausreichend deutlich gemacht, dass sich diese Zahlen nur auf Übernachtungen in Ferienwohnungen und andere Kuzzeit-Apartments – nicht auf Hotels und Pensionen – beziehen.

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