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Junge Lehrer bekommen pro Monat 5300 Euro brutto.

© Britta Pedersen/dpa

2000 Euro pro Monat mehr als in Kärnten: Berlin wirbt mit viel Geld in Österreich und Holland um Lehrer

"Ich würde auch nach Berlin gehen", sagt die Rektorin der Pädagogischen Hochschule in Klagenfurt. Aber in Berlin geht trotz Lehrermangels erstmal keiner ans Telefon.

Die Sache fängt nicht so gut an: Für 100.000 Euro hat die Bildungsverwaltung in Österreich und den Niederlanden Anzeigen geschaltet, weil sie händeringend Lehrer sucht, aber die angegebene Kontaktnummer ist nicht so einfach erreichbar. Anrufbeantworter? Keine Spur. Selbst zur besten Ämterzeit um kurz nach 9 Uhr: Keiner erbarmt sich, ans Telefon zu gehen.

In Kärnten stehen 360 Lehrer auf der Warteliste

Dabei gibt es durchaus Interessierte: "Die ersten Bewerbungen sind inzwischen aus Wien, Feldbach, Graz, Obervellach, aber auch aus der Schweiz und den Niederlanden eingetroffen", berichtet die Bildungsverwaltung. "Wenn ich jung wäre, würde ich auch nach Berlin gehen", steht selbst für die Rektorin der Pädagogischen Hochschule, Marlies Krainz-Dürr, fest. Sie schwärmt von der "bunten und lebendigen Metropole" und davon, dass sie ihren Studenten sogar ausdrücklich empfiehlt, nach Berlin zugehen, denn Kärnten herrscht zurzeit ein Lehrerüberhang. Die in Kärnten und der Steiermark erscheinende "Kleine Zeitung" berichtet über eine Warteliste von rund 360 Lehrern und davon, dass inzwischen sogar Lehrer, die schon eine Anstellung haben, kündigen würden, um in Berlin zu arbeiten.

Küss die Hand.
Küss die Hand.

© promo

Aber gibt es denn dann keine Wut auf Berlin, wenn Lehrer sogar aus laufenden Jobs aussteigen? "Im Gegenteil, wir sind ein bisschen stolz darauf, dass unsere Lehrer genommen werden", erzählt Krainz-Dürr dem Tagesspiegel, während sie in der aktuellen Ausgabe der "Kleinen Zeitung" blättert. Das Blatt hat schon wiederholt über die Berliner Offerten berichtet - diesmal unter der Überschrift "Berliner Schnauze lockt Kärntner Lehrerin an". Dort kann man lesen, dass besagte Lehrerin aus Obervellach stammt - einer 2284-Seelen-Gemeinde.

Berlin wirbt auch mit seiner Familienfreundlichkeit

Für Berlin spricht aber nicht nur, dass es "bunt und lebendig" ist, sondern auch der Verdienst: Nach OECD-Angaben liegt das Jahreseinkommen der österreichischen Grundschullehrer in den ersten Jahren bei rund 33.000 und damit rund 20.000 Euro unter dem, was Berlin zahlt. Es dauert rund 15 Jahre, bis sich die Gehälter etwas annähern. Anders ausgedrückt: Berlin wirbt auf seinen Plakaten mit einem Einstiegsgehalt von 4450 Euro für Grundschullehrer, die in Österreich mit 2510 Euro starten. Die Niederlande zahlen zwar etwas mehr, bleiben aber mit einem Jahresgehalt von 36.500 auch klar unter den Berliner Offerten. Hinzu kommt, dass Berlin kostenlose Kitas bieten kann.

Schönen Gruß aufs Land.
Schönen Gruß aufs Land.

© Tsp

Die Anzeigen, auf denen mit dem guten Verdienst und der Familienfreundlichkeit Berlins geworben wird, wurden laut Bildungsverwaltung bei Spiegel-Online, Unijob-Online, Heute.at Online, im österreichischen Standard, im niederlänischen De Telegraaf und in den Bezirkszeitungen Niederösterreich geschaltet. "Voraussichtlich auch noch im Burgenland und Tirol", ergänzt die Sprecherin von Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), Beate Stoffers.

Und wie steht es mit dem Dialekt? "Unsere Studenten sprechen alle Hochsprache", wehrt PH-Rektorin Marlies Krainz-Dürr Bedenken ab. Und gewohnt an den Umgang mit Mehrsprachigkeit seien sie auch - nicht nur, weil in Kärnten neben Deutsch auch Slovenisch gesprochen wird.

Eine gute Möglichkeit, zu Berliner Schulen Kontakt aufzunehmen, bietet sich beim Berlin-Tag am 23.4. im Ludwig-Erhardt-Haus, wo ab 10 Uhr rund 50 Schulleiter für ihre Schulen werben werden. Unterstützt wird der Berlin-Tag weiterhin von der IHK Berlin und dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Wie berichtet, muss Berlin zum Sommer noch rund 1400 neue Lehrer einstellen, vor allem Grundschullehrer fehlen. Der Berlin-Tag wurde 2014 eingeführt, als Berlin den bisherige Rekordbedarf von über 2500 Lehrern decken musste. Damals wurde sogar eine Hotline mit fünf Mitarbeitern geschaltet, um bloß keinen Anrufer zu verpassen. Dieses Jahr wurde auf die Hotline verzichtet, aber immerhin eine Durchwahlnummer angegeben. Sie lautet: 030/90227-6430. Warum dort nicht zumindest eine automatische Ansage mit den Sprechzeiten geschaltet ist, war bislang nicht zu klären: Bei wöchentlich nur acht Stunden Erreichbarkeit ist mit Anruferfrust zu rechnen. Aber die genauen Uhrzeiten sind immerhin online zu finden.

Bis nach Österreich und die Niederlande reicht inzwischen die Anwerbekampage der Berliner Bildungsverwaltung.
Bis nach Österreich und die Niederlande reicht inzwischen die Anwerbekampage der Berliner Bildungsverwaltung.

© Senatsverwaltung für Bildung

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