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Berliner Mehrfamilienhaus nach Feuer unbewohnbar: Haben Dachdecker-Arbeiten den Brand ausgelöst?
Dachstuhlbrand im Berliner Süden: In Schöneberg stand ein Wohnhaus in Flammen. Die Feuerwehr war im Großeinsatz und meldet einen Verletzten. Die Bewohner können vorerst nicht in ihr Zuhause zurück.
Stand:
Das Feuer in einem Mehrfamilienhaus in Berlin-Schöneberg könnte nach ersten Erkenntnissen mit Dachdecker-Arbeiten in Verbindung stehen. Möglicherweise habe die Hitze in Zusammenhang mit den Arbeiten zur Brandentstehung beigetragen, teilte die Polizei am Morgen mit. Die Ermittlungen laufen nun wegen des Verdachts auf fahrlässige Brandstiftung.
Wegen des Brandes in dem Wohnhaus war die Berliner Feuerwehr über den gesamten Mittwochnachmittag mit einem massiven Aufgebot im Einsatz. Wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte, waren bis zum Abend insgesamt 167 Kollegen bei den Löscharbeiten eines „umfangreichen Dachstuhlbrands“ der Kärntener Straße Ecke Fritz-Reuter-Straße beschäftigt.
Bewohner retten sich eigenständig, Gebäude unbewohnbar
Mehrere Personen hätten sich bereits vor Eintreffen der Einsatzkräfte in Sicherheit gebracht, teils über ein am Haus stehendes Baugerüst. Ein Bewohner des Hauses musste mit dem Verdacht auf einer Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht werden. Das Dachgeschoss stand auf einer Fläche von 400 Quadratmetern in Flammen, auch habe es einen Durchbrand zu einer darunterliegenden Wohnung gegeben, der jedoch schnell gelöscht werden konnte, sagte der Sprecher. Gegen 18.45 Uhr sei das Feuer weitgehend gelöscht gewesen, es fänden aber noch „umfangreiche Kontroll- und Nachlöscharbeiten“ statt.
Durch die Löscharbeiten sei es zu einem massiven Wasserschaden gekommen. Teile des Dachgeschosses und des darunterliegenden Stockwerks seien einsturzgefährdet. Der Treppenraum könne nur noch eingeschränkt genutzt werden, teilte die Feuerwehr gegen 20.30 Uhr mit.
Das zuständige Bezirksamt habe das gesamte Gebäude vorübergehend als unbewohnbar eingestuft. Die Bewohnerinnen und Bewohner zweier Hausaufgänge müssten zunächst anderweitig untergebracht werden. Hausverwaltung und Bezirksamt seien vor Ort und leisteten Unterstützung.

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Das Deutsche Rote Kreuz habe in fußläufiger Entfernung eine Betreuungsstelle für die Betroffenen eingerichtet. Der Einsatz werde voraussichtlich bis in die Nacht andauern. Im Anschluss übernehme die Polizei die Einsatzstelle zur Ermittlung der Brandursache, so der Feuerwehrsprecher.
Die Einsatzkräfte hatten das Feuer zunächst von außen bekämpft, bevor weitere Kollegen unter Atemschutz den Brand von innen weiter bekämpften. Zwei Wandbereiche angrenzender Gebäude seien außerdem geschützt worden, hieß es von der Behörde.
Wie ein Tagesspiegel-Reporter berichtete, war auf dem Dach unter anderem die Gerüstplane in Brand geraten. Eine besondere Herausforderung stellten dem Feuerwehrsprecher zufolge die ohnehin vorherrschenden hohen Außentemperaturen nahe der 40-Gradmarke an diesem Mittwoch dar. Wegen dieser müssten sich seine Kollegen häufiger abwechseln als sonst.

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Maximal 30 Minuten könnten die Feuerwehrleute in voller Montur und Atemschutz im Einsatz sein, bevor sie eine Trink- und Erholungspause benötigten.
Zwei Mitarbeiterinnen eines Pflegedienstes mit Büro direkt neben dem betroffenen Gebäude brachten der Feuerwehr dafür einen Kasten Wasser, wie unser Reporter vor Ort berichtete.

© Julius Geiler
Mehrere Teile des Dachs des fünfgeschossigen Altbaus stürzten durch das Feuer auf den Bürgersteig. Die Feuerwehr war unter anderem mit drei Drehleitern sowie 16 Löschfahrzeugen im Einsatz. Darunter war auch ein Spezialfahrzeug zur Messung der Luftqualität. Außerdem waren Spezialkräfte mit einer Drohne vor Ort, um die Einsatzlage besser einschätzen zu können, sowie Kräfte des Technischen Hilfswerks und Freiwillige Feuerwehren.
Der Großeinsatz wirkte sich auf den S-Bahnverkehr aus: Zwischen den Bahnhöfen Schöneberg und Bundesplatz wurde bei fast 40 Grad mitten im Berufsverkehr die Verbindung unterbrochen. Das teilte die Verkehrsinformationszentrale Berlin auf der Plattform X mit.

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Die Hauptstrasse war in Richtung Kleistpark ab Innsbrucker Platz komplett gesperrt, in Gegenrichtung nur einseitig befahrbar. An der Absperrung warteten Mütter auf ihre Kinder, da im abgesperrten Bereich eine Kita liegt. Diese wurde laut Polizei komplett evakuiert.
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Anwohnerin verliert Habseligkeiten ihres Sohnes
Ein Tagesspiegel-Reporter konnte mit einer Bewohnerin des Hauses sprechen: Viktoria T. wohnt mit ihrem fünfjährigen Sohn Matteo seit vier Jahren im Dachgeschoss des betroffenen Hauses. Sie war gegen 16 Uhr mit ihrem Sohn auf den Weg von der Kita nach Hause, als diverse Nachrichten in der WhatsApp-Gruppe des Hauses hereinkamen: Es brennt.
Erst seit ein paar Tagen stehe ein Gerüst vorm Haus. Seit gestern werde wohl am Dach gearbeitet, sagte sie. Weshalb, wisse die 33-Jährige nicht. „Die ganzen Erinnerungen an meinen Sohn sind da oben, eine Schnullerkette und seine Kuscheltiere. Sonst eigentlich nichts Wichtiges, scheiß auf den Thermomix“, sagte Viktoria T. Die heutige Nacht verbringe sie erst einmal bei ihrer Familie in Kleinmachnow. „Das wichtigste ist, dass wir nicht da waren“, so die Mutter. (mit dpa)
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