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Kirchenglocke aus Berlin-Heinersdorf.

© Sebastian Hein

Update

Berliner Polizei ermittelt: Unbekannte stehlen 500 Kilogramm schwere Kirchenglocke

In Berlin-Heinersdorf ist eine Kirchenglocke verschwunden. Offenbar haben Diebe die Glocke weggeschafft. Die Pfarrerin der Gemeinde hat wenig Hoffnung, dass sie wieder auftaucht.

Stand:

Mehr als 400 Jahre lang hat die bronzene Kirchenglocke den Mitgliedern der evangelischen Kirche in Heinersdorf signalisiert, dass die Andacht beginnt. Die rund 500 Kilogramm schwere Glocke ist nun jedoch verschwunden. Das hat die Kirchengemeinde am Montag auf ihrer Homepage berichtet.

Ein Polizeisprecher bestätigte dem Tagesspiegel, dass man wegen Diebstahls ermittele. Konkrete Hinweise gebe es jedoch keine. „Es wird in alle Richtungen ermittelt.“

Für uns ist die Glocke hauptsächlich von ideellem Wert.

Anne-Kathrin Finke, Pfarrerin

Die Glocke habe einen ideellen Wert für die Kirchengemeinde, sagte Pfarrerin Anne-Kathrin Finke. Sie stammt aus dem Jahr 1513 und war die größte von drei Glocken des Kirchturms. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie durch zwei Einschusslöcher beschädigt. Da sie dadurch unbenutzbar geworden war, stand sie seit Mitte der 70er Jahre im Pfarrhof. Den oberen Teil der Glocke ziert die lateinische Inschrift „O rex christe veni cum pace tuo“ - Oh König Christus, komm mit deinem Frieden.

Zuletzt gesehen wurde die Glocke am Donnerstagabend. Zwei Gemeindemitgliedern war drei Tage später aufgefallen, dass die Glocke verschwunden war. Aufgrund der Ferien sowie andauernder Sanierungsmaßnahmen fanden am Freitag und Samstag keine Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der Kirchengemeinde statt.

Das Tor zum Hof sei üblicherweise unverschlossen, erklärte Pfarrerin Finke. „Kleinere Lastwagen können problemlos auf den Hof fahren“, sagte sie. Von der Straße aus war die Bronze-Glocke nicht sichtbar. Pfarrerin Finke zeigte nur geringe Hoffnungen, dass die Glocke wieder auftaucht. „Wir gehen davon aus, dass die Bronze eingeschmolzen werden wird“, erklärte sie.

Der Werkstattleiter der Bronzegießerei in Johannisthal der Kunsthochschule Weißensee, Timo Klöppel, betont, wie anstrengend es gewesen sei, eine solche Glocke herzustellen. „Wir haben heute mit einem Elektroofen fünf Stunden für 30 Kilogramm Bronze gebraucht“, erklärte Klöppel. Im 16. Jahrhundert müsse man hingegen tagelang den Ofen benutzen, um die für die Bronzeschmelze nötigen rund 1200 Grad Celsius zu erreichen. Den Materialwert moderner Bronze bezifferte Klöppel auf rund 15 Euro pro Kilogramm.

Dass in Berlin derart schwere Gegenstände entwendet werden, ist selten. Der Fall der Heinersdorfer Kirchenglocke erinnert an den Diebstahl der 100 Kilogramm schweren Goldmünze „Big Maple Leaf“ aus dem Bode-Museum 2017. Die gestohlene Goldmünze ist bis heute verschwunden. (mit epd)

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