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Berlin erwartet mehr Wachstum als der Bund: Firmen-Ansiedlungen sind um ein Drittel gestiegen
58 Unternehmen aus der ganzen Welt haben einen neuen Standort in Berlin eröffnet. Vor allem Investitionen in der Autoindustrie machen sich bemerkbar. Doch es bleibt ein Problem.
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Die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) erwartet für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent für das Land Berlin. Das sagte sie am Montagmorgen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Geschäftsführer des landeseigenen Wirtschaftsförderers Berlin Partner, Stefan Franzke.
„Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Wachstum wieder deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegen werden und dass wir auch besser sein werden als im letzten Jahr“, sagte Giffey. 2023 wurden in Berlin 1,6 Prozent erreicht.
Für die gesamte Bundesrepublik wird aktuell ein minimales Wachstum von 0,3 Prozent prognostiziert. Trotz der auch weltweit schwierigen Situation blicke sie auf die Lage der Berliner Wirtschaft mit „seriöser Zuversicht“, sagt Giffey.
Als wichtigste Stichworte für die weitere Entwicklung des Standorts Berlin nennt Giffey Innovation und Internationalisierung. Größte Wachstumshemmnisse seien allerdings der Fachkräftemangel und die weiterhin schlechte Fluganbindung des BER – letztere dürfte auch ein Problem für die angestrebte Internationalisierung sein.
Ansiedlung läuft rekordverdächtig
Im ersten Halbjahr 2024 hat Berlin Partner geholfen, 58 Unternehmen mit einem neuen Standort in Berlin anzusiedeln, berichtete Berlin Partner-Chef Franzke. Seit 2021 hatte die Zahl der Ansiedlungen im ersten Halbjahr immer konstant bei 44 gelegen. Dieses Jahr sind es also fast 32 Prozent mehr.
Gut ein Drittel dieser Unternehmen stammt aus Deutschland, je fünf stammen aus Großbritannien und der Türkei, je drei aus der Ukraine, USA und Frankreich, je zwei aus China und Japan.
Wir machen keine Dienstreisen zum Spaß, sondern weil wir wollen, dass internationale Akteure sich für Berlin entscheiden.
Franziska Giffey, SPD-Wirtschaftssenatorin
„Es ist kein Zufall, dass das Thema Ansiedlung so gut läuft“, meint Franzke. Berlin Partner organisiert jedes Jahr mehrere Delegationsreisen mit Berliner Unternehmen, dieses Jahr in 17 Städte wie Boston als Medizinstandort, Cannes für die Immobilienwirtschaft, Singapur, Beijing, Tokio, Dubai und Johannesburg.
„Wir machen keine Dienstreisen zum Spaß, sondern wir machen das, weil wir wollen, dass internationale Akteure sich für Berlin entscheiden“, sagte Giffey. Die Präsenz bei internationalen Messen sei wichtig, „damit Berlin auf der internationalen Bühne eine Rolle spielt. Wir sagen: Wir sind da, wir heißen euch willkommen, wir wollen, dass ihr herkommt.“
Bei den Reisen soll international auch kommuniziert werden, welche Unterstützungsleistungen Berlin Partner mit seinen 200 Mitarbeitenden bei der Unternehmensansiedlung bietet: von der Standortsuche über die Finanzierungsberatung bis zur Vernetzung der neu angekommenen Unternehmen in der Stadt.
Für die Unternehmen sind diese Dienstleistungen kostenlos. „Das ist eine Beratungsleistung, die woanders mit Riesenbeträgen bezahlt wird“, sagte Giffey, „das ist im internationalen Vergleich wirklich etwas wert.“ Das Land Berlin finanziert die Dienstleistungen von Berlin Partner in diesem Jahr mit 15 Millionen Euro.
Nicht nur bei der Ansiedlung neuer Unternehmen unterstützt Berlin Partner, sondern auch bei der Erweiterung von Unternehmen, die sich bereits in Berlin befinden. In diesem Bereich gab es im ersten Halbjahr 140 erfolgreiche Projekte. 89 Prozent der Investitionen seien mit Betreuung von Berlin Partner zustande gekommen.
Insgesamt ist die Investitionssumme mit 649 Millionen Euro im ersten Halbjahr ein „Rekordvolumen“, wie Stefan Franzke von Berlin Partner sagt. Er freue sich sehr, dass allein 400 Millionen Euro davon im Bereich Verkehr und Automobilindustrie zustande gekommen seien.
Zum Beispiel bei Mercedes: „Da zieht der Umbau in der Automobilwirtschaft in Richtung digitaler Produktionsanlauf natürlich auch Investitionskosten nach sich.“ Auch das Betriebssystem von Mercedes-Fahrzeugen werde mit mehreren Tausend Mitarbeitenden in Berlin entwickelt. Außerdem würden auch Zulieferer von Tesla in der Region investieren.
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