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Nils Busch-Petersen ist Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg.

© privat / Tagesspiegel

Berlin, wo bleibt dein Rückgrat?: Antisemitismus marschiert, die Mehrheit schaut zu

Offener Judenhass ist zurück auf den Straßen und in den Köpfen. Jüdische Mitbürger fürchten um ihre Sicherheit.

Nils Busch-Petersen
Eine Kolumne von Nils Busch-Petersen

Stand:

Von extrem rechts über links bis in zu tausenden islamischen Israelhassern nebst Begleitern auf unseren Straßen – Antisemitismus nimmt, gespeist aus diversen Quellen, Raum in unserer Gesellschaft. Jüdische Freunde nennen dem Taxi zur Synagoge Adressen in der Nähe und laufen den restlichen Weg. Beim Abendessen mit einem guten Freund aus New York staunte dieser über die Polizei vor dem koscheren Lokal.

In der vergangenen Woche hat der Handelsverband auch deshalb an den Aktionen zur Feier des Mauerfalls vor 35 Jahren teilgenommen.

Im Feiern gedenken

Mit zehn eigenen Plakatmotiven erinnerten wir an die Pogromnacht des 9. November 1938, einen jener Zivilisationsbrüche, ohne die weder deutsche Teilung noch Mauer und somit auch Mauerfall erklärbar sind. Auch tausende jüdische Kaufleute verloren in jener Nacht ihre Existenz, viele Händler ihr Leben, alle ab Januar 1939 ihre Geschäfte.

Ein zerstörtes Geschäft in Berlin, am Tag nach der Pogromnacht 1938.

© Bettmann Archive/Bettmann

Zehntausende Menschen bewegten sich um den 9. November dieses Jahres entlang der 5.000 Plakate zum Thema „Haltet die Freiheit hoch“. Wir konnten vor Ort hören und sehen, dass unsere „Aufstörung“ im allgemeinen Jubel bei den Besuchern ankam, auch wenn die Reaktion oft nur ein leises „Ach ja...“ war.

Auf Videowänden einer Installation am Brandenburger Tor wurden die Plakate der Open-Air-Ausstellung abwechselnd gezeigt. Regelmäßig erschien auf allen Bildschirmen eine gleichzeitige Wiedergabe unserer zehn Motive, die dann der allgemeinen Präsentation Platz machten. Es war beeindruckend, auch hier die nachdenklichen, betroffenen Reaktionen der Besucher zu spüren. Bis zum Abbau der Installation sahen wir keine Beschädigungen – heutzutage ist auch das schon ein Grund zur Freude.

Geben wir unser Land nicht verloren, sondern zeigen wir jederzeit klare Kante gegen den Antisemitismus, der Deutschland schon einmal untergehen ließ!

Die Kolumne „In der Lobby“ erscheint immer am Wochenende. Führende Köpfe aus Institutionen der Berliner Wirtschaft bewerten die politische Lage.

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