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Ein Stethoskop und Kinderspielzeug liegen in einer Kinderarztpraxis auf einem Tisch.

© dpa/Britta Pedersen

Berliner DRK-Kliniken in Westend: Das Sozialpädiatrische Zentrum ist gerettet

Nach jahrelangem Streit bekommen die DRK-Kliniken ihr Sozialpädiatrisches Zentrum in Westend refinanziert. Das ist eine gute Nachricht für rund 1000 chronisch kranke Kinder.

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Nach einem mehrjährigen Rechtsstreit zwischen dem „Berufungsausschuss für Ärzte und Psychotherapeuten“ und den Berliner DRK-Kliniken hat der Träger an seinem Standort in Westend ein Sozialpädiatrisches Zentrum bewilligt bekommen. Davon sollen rund 1000 Kinder profitieren, die an Typ-1-Diabetes, Epilepsie oder einem neuromuskulären Leiden erkrankt sind.

An Sozialpädiatrischen Zentren arbeiten Ärzt:innen, Pflegekräfte, Sozialpädagog:innen und Psycholog:innen im engen fachlichen Austausch miteinander, um chronisch kranke Kinder bestmöglich zu begleiten. Die Betreuung ist langfristig angelegt, oft bis ins junge Erwachsenenalter. Patient:innen erhalten passgenaue Therapien und auch soziale Unterstützung.

Der Berufungsausschuss – das höchste Entscheidungsgremium für die Zulassung neuer Sozialpädiatrischer Zentren – hatte nach Angaben der DRK-Kliniken bestritten, dass es eine solche Einrichtung in Westend braucht. In Berlin gibt es schon mehrere dieser Zentren, zum Beispiel an der Charité, am Vivantes-Klinikum Friedrichshain und am Sana-Klinikum in Lichtenberg. Nachdem das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg zwischen den Parteien vermittelt hatte, lenkte das Gremium nun Ende Februar ein.

Krankenhaus will mehr Personal einstellen

Zwar hatte der Betreiber in Westend auch bisher schon Behandlungen angeboten, aber die Kosten dafür nicht vollständig erstattet bekommen. Nach eigenen Angaben fehlten jährlich mehrere hunderttausend Euro. Pro Quartal und Kind habe man durchschnittlich 47 Euro verdient, erklärt eine Unternehmenssprecherin. Dem stünden Ausgaben von bis zu 700 Euro gegenüber.

Bislang haben sich mehr kleine Patientinnen und Patienten bei uns gemeldet, als wir annehmen konnten. Durch die Bewilligung als Sozialpädiatrisches Zentrum können wir uns künftig um deutlich mehr Betroffene kümmern.

Sprecherin der Berliner DRK-Kliniken

Wie viel Geld die Krankenkassen künftig übernehmen werden, ist Gegenstand von Verhandlungen, die der Träger jetzt mit den Kassen führen muss. Laut der Sprecherin ist jedoch absehbar, dass die DRK-Kliniken zusätzliches Personal einstellen und ihre Räume ertüchtigen werden. Zudem wird man künftig mehr betroffene Kinder begleiten können.

„Bislang haben sich mehr kleine Patientinnen und Patienten bei uns gemeldet, als wir annehmen konnten. Durch die Bewilligung als Sozialpädiatrisches Zentrum können wir uns künftig um deutlich mehr Betroffene kümmern“, sagt sie.

Kliniken unter finanziellem Druck

Die DRK-Kliniken stehen unter enormem Druck. Ihr Betreiber, die Krankenhaus-GmbH der DRK-Schwesternschaft, hat in den vergangenen Jahren etliche Millionen Euro Verlust gemacht. An schlechtem Management liegt das mutmaßlich nicht: Wegen knapper Krankenhauspauschalen und weil die staatlichen Investitionen stagnieren, sind geschätzt 70 Prozent aller Kliniken defizitär.

Die vom Bund beschlossene Krankenhausreform soll ihren Kostendruck mildern, außerdem sollen sich die Häuser stärker spezialisieren. Kleinere Betreiber werden voraussichtlich fusionieren oder schließen müssen, erwarten Fachleute.

Die DRK-Kliniken in Berlin haben schon reagiert: Im Dezember kündigten sie an, die Kinderchirurgie in Westend dichtzumachen. Zudem wird der kleinste ihrer vier Standorte in Mitte ab 2026 nicht mehr als klassisches Krankenhaus weitergeführt.

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