
© Marie Staggat
Berlinpreis für Wirtschaft 2025: Von Porzellan-Tradition bis Drohnen-Start-up
Der Berlinpreis für Wirtschaft wird seit 2013 verliehen. Er zeigt die Bandbreite der Hauptstadtwirtschaft mit sehr gegensätzlichen Unternehmen in zwei Kategorien.
Stand:
Die Liste der Nominierten für den diesjährigen Berlinpreis für Wirtschaft wirkt wie ein Kaleidoskop: Mit jeder Drehung zeigt er ein anderes Bild – von traditionsreicher Handarbeit bis zum Medizintech-Labor, von der Bildungsinitiative bis zum Rüstung-Start-up. Die Finalisten machen sichtbar, wie eng unternehmerisches Handeln mit den großen Fragen der Zeit verwoben ist.
Verliehen wird der Preis am Montagabend im Tagesspiegel-Haus am Askanischen Platz in Berlin. Die Auszeichnung wird seit 2013 vom Verein „Made in Berlin“ vergeben, unterstützt von Partnern wie der Berliner Sparkasse, Cosy-Wasch, Bito AG, Kritis & Cyber, dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) und dem Tagesspiegel.
Die Jury setzt sich wie in den Vorjahren aus Vertretern aller Partner zusammen. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) wird die Eröffnungsrede halten und Anke Myrrhe, Stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegels, wird durch den Abend führen.
In der Kategorie „Unternehmerischer Erfolg“ kommen drei sehr unterschiedliche Finalisten zusammen:

© Marie Staggat
Eckert & Ziegler
Als Spezialist für radioaktive Komponenten produziert Eckert & Ziegler in Berlin-Buch die Grundlage für moderne Krebstherapien und ist damit Weltmarktführer in seiner Nische. Die Firma betreibt internationale Standorte, um Lieferketten stabil zu halten, und arbeitet an neuen Radiopharmazeutika wie Actinium-225, das in der Krebsmedizin eingesetzt wird, weil es Tumorzellen gezielt zerstören kann. Das Unternehmen ist ein Beispiel dafür, wie aus Berlin heraus Schlüsseltechnologien entwickelt werden, die global relevant sind – ohne im Stadtbild sichtbar zu sein.
Klax Gruppe
Aus einer kleinen Malschule Anfang der 90er Jahre hat sich ein Träger mit über 800 Beschäftigten entwickelt, der Kitas, Schulen und eine eigene Berufsakademie betreibt. Klax kombiniert pädagogische Konzepte mit digitalen Instrumenten wie der Plattform kitaportfolio.de, die in Berlin inzwischen Standard ist. Damit besetzt das Unternehmen eine Schnittstelle, die gesellschaftlich hochrelevant ist: frühkindliche Bildung, digitale Transparenz und soziale Innovation.
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM)
Seit 1763 fertigt die Manufaktur Porzellan von Hand, ein Symbol für Beständigkeit und Handwerkskunst. Gleichzeitig wagt KPM Schritte in die Gegenwart – mit Kooperationen mit Designhäusern, modernen Serien wie „LAB Berlin“ und sogar digitalen Echtheitszertifikaten in Form von NFTs („Non-Fungible Tokens“). Die Verbindung von Kontinuität und Experiment macht die Manufaktur zu einem Beispiel dafür, wie ein Traditionsbetrieb im 21. Jahrhundert bestehen kann.
Ganz anders ist die Kategorie „Newcomer des Jahres“. Hier zählen nicht Tradition und Erfahrung, sondern Ideen der vergangenen fünf Jahre.
NextWind
Windräder, die seit Jahren auf Feldern stehen, bekommen dank des Berliner Start-ups eine zweite Chance. Statt sie stillzulegen, ersetzt ein junges Team die alten Modelle durch leistungsstärkere Turbinen. Mit diesem Repowering steigt die Stromausbeute im Schnitt um das 3,5-Fache – ohne neue Flächen, ohne langwierige Genehmigungen. So entsteht aus vorhandener Infrastruktur neuer Schub für die Energiewende.

© dpa/Hannes P Albert
Sphaira Medical
Für Kinder auf einer Krebsstation kann jeder Schritt vor die Zimmertür ein kleines Stück Freiheit bedeuten. Möglich macht das die transparente Schutzkapsel „Moby“, die saubere Luft filtert und Infektionen verhindert. Entwickelt von einem Berliner Medizintechnik-Start-up, erlaubt sie Patient:innen in Isolation, wieder am Leben außerhalb des Krankenzimmers teilzuhaben. Getestet wurde sie bereits an der Berliner Charité – mit spürbarer Wirkung im Alltag.
Stark Defence
Das erst 2024 gegründete Unternehmen entwickelt autonome Waffensysteme für den militärischen Einsatz. Im Mittelpunkt stehen sogenannte „Loitering Munitions“ – Drohnen, die über einem Zielgebiet kreisen und entweder selbstständig oder auf Befehl ein Ziel angreifen. Bei ihrem Einsatz zerstören sie sich in der Regel selbst. Die Technologie kam bereits in aktuellen Konflikten wie dem Ukraine-Krieg zum Einsatz und ermöglicht präzise Angriffe, ohne eigenes Personal zu gefährden. Stark Defence positioniert sich damit in einem Bereich, der zunehmend an Bedeutung gewinnt: europäische Verteidigungsautonomie und Unabhängigkeit von außereuropäischen Rüstungskonzernen.
Mehr als Applaus und Schaulaufen
Abseits der beiden Hauptkategorien vergibt die Jury außerdem einen Sonderpreis. Er geht an eines der nominierten Unternehmen, das dort nicht gewinnt, aber in einem Punkt herausragt – sei es durch soziales Engagement, technische Innovation oder nachhaltiges Wirtschaften.
Der Berlinpreis ist mehr als Sektempfang mit Applaus und Lobesreden. Seit seiner Premiere im Pandemiejahr 2020 hat sich die Auszeichnung Schritt für Schritt weiterentwickelt. Ähnlich wie viele der ausgezeichneten Unternehmen musste auch er auf die diversen Krisen der vergangenen Jahre reagieren und hat sich dennoch zum festen Termin im Berliner Wirtschaftskalender entwickelt. Nicht als großes Spektakel, sondern als verlässlicher Ort, an dem sichtbar wird, wie Unternehmen dieser Stadt mit Herausforderungen innovativ umgehen.
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