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Charité verklagt RTL und Stern nach Undercover-Recherche: Unikrankenhaus sieht Fälle falsch dargestellt
Ein Fernsehbericht hatte gezeigt, dass angehende Mediziner offenbar unzureichend betreut werden. Vereinzelt sollen Patienten falsch behandelt worden sein. Die Klinik wehrt sich.
Stand:
Nach einer Investigativ-Reportage des Senders „RTL“ und des Magazins „Stern“ über mutmaßliche Missstände an der Berliner Charité hat die Klinik Klage gegen die Berichterstattung eingereicht. In einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung spricht das Universitätskrankenhaus von einer „vielfachen Verkennung der medizinischen Sachverhalte“ und bezeichnet die im Bericht erhobenen Vorwürfe zum Teil als „unberechtigt“.
Als Praktikantinnen getarnt hatten Reporterinnen mehrere Wochen in der Klinik recherchiert. Der Bericht schildert Fälle, in denen angehende Ärzt:innen unzureichend auf ihre künftige Arbeit vorbereitet und teils allein gelassen worden sein sollen. Zwölf Monate lernen sie im „Praktischen Jahr“ den Stationsalltag kennen. Es ist der letzte Abschnitt ihres Studiums. An der Charité erhalten sie dafür im Gegensatz zu anderen Häusern kein Geld.
Der Bericht zeigt auch eine Reihe von Fällen, in denen Patient:innen angeblich mangelhaft behandelt wurden. Die Charité hat sich in mehreren Fällen von der Schweigepflicht entbinden lassen und nun eigene Darstellungen veröffentlicht, die die Vorwürfe des Berichts entkräften sollen.
Klinikchef Heyo Kroemer hatte die Reportage von „RTL“ und „Stern“ im Wissenschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses schon im September stellenweise als „irreführend, überzogen oder falsch“ bezeichnet. Er kritisierte, dass das Fernsehteam einen sterbenden Mann gefilmt hatte – im TV-Beitrag waren Personal und Patient:innen allerdings lediglich verpixelt zu sehen.
Eine „RTL“-Sprecherin teilt mit, das „im Rahmen des Undercover-Einsatzes gesammelte Material unserer Reporter und die Aussagen der Experten können unsere Rechercheergebnisse unzweifelhaft beweisen. Darüber hinaus berufen wir uns auf Aussagen von Informanten und Informationen aus privaten und öffentlichen Quellen. Die journalistische Sorgfalt und die presserechtlichen Bestimmungen sind daher in jeder Hinsicht eingehalten.“
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