
© Bearbeitung: Tagesspiegel/Marie Staggat
Deutsch-französische Freundschaft: Keine Floskel, sondern Fundament
Unsere Kolumnistin, Berlins Handwerkskammerpräsidentin, würdigt die Kraft der Partnerschaft der zwei einst verfeindeten Nationen Deutschland und Frankreich.

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Die deutsch-französische Freundschaft? Sie ist ein Symbol für Versöhnung, Frieden und Neubeginn. Sie ist ein tragendes Fundament europäischer Stabilität – geschmiedet aus jahrzehntelanger Zusammenarbeit, gemeinsamer Verantwortung und dem festen Willen, Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Seit dem Élysée-Vertrag 1963 trägt die Zusammenarbeit unserer beiden Länder das europäische Projekt auf ihren Schultern. Und ja – es rumpelt auch mal. Aber wenn Paris und Berlin sich einig sind, bewegt sich Europa. Klimaschutz, Verteidigung, wirtschaftliche Zusammenarbeit, aber auch Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik – ohne das geht es nicht. Und vor allem: Ohne echtes Miteinander geht es nicht.
Diese Partnerschaft lebt nicht nur in Regierungserklärungen und Verträgen, sondern lebt in Köpfen, Herzen und Händen. Und wenn wir schon bei den Händen sind, liegt da das Handwerk nahe. Seit 1980 leben die Handwerkskammern Berlin und Paris diese enge Kooperation in Bildungs- und Kunsthandwerksprojekten. Jüngstes Beispiel: die Ausstellung The Art of Making 2025 im Kunstgewerbemuseum Berlin, die gerade zu Ende gegangen ist und als Publikumsmagnet glänzte. Berliner und Pariser Kunsthandwerker:innen zeigten, wie viel gemeinsame Gestaltungskraft in dieser Beziehung steckt – kreativ, hochwertig, europäisch. Die nächste Ausstellung wird im kommenden Jahr in Paris an diesen Erfolg anknüpfen.
Europa lebt vom Austausch. Mit dem Förderprogramm Erasmus+ lernen unsere Berliner Auszubildenden über Grenzen hinweg – und sie kehren mit offenen Augen, neuen Ideen und frischem Können zurück. Wer einmal in Calais feine Spitze genäht, in Paris historische Dachstühle restauriert oder in Marseille in einer Tischlerwerkstatt gearbeitet hat, weiß: Handwerk ist Weltsprache und europäische Mobilität kein Luxus, sondern Zukunftsinvestition.
Die deutsch-französische Freundschaft ist kein nostalgischer Rückblick – sie ist ein Innovationsmotor, gerade für das Handwerk. Unsere Betriebe profitieren von gemeinsamen Standards, unsere jungen Handwerker*innen von neuen Horizonten. Wir denken, arbeiten und sprechen europäisch. Nicht, weil es modern klingt – sondern weil es unsere einzige Chance ist, die Herausforderungen von morgen gemeinsam zu meistern.
Denn eines ist klar: Wer Grenzen im Kopf hat, wird nie neue Wege gehen.
In unserer Kolumne „In der Lobby“ kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die politische Lage.
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