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Gefälschte Rezepte für Fentanyl-Pflaster: In Berliner Apotheken schlagen die Täter besonders oft zu
Sie brechen in eine Praxis ein, entwenden Blankorezepte, fälschen sie und betrügen dann die Apotheke. So gehen manche Täter wohl vor. Warum sie es vor allem auf Betäubungs- und Krebsmittel abgesehen haben.
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Rezeptmittelfälscher:innen haben im ersten Quartal dieses Jahres besonders oft in Berliner Apotheken betrogen. Das teilte die Krankenkasse AOK Nordost am Dienstag mit. Demnach lag der Fokus der Täter:innen auf hochpreisigen Arzneien wie den Krebsmedikamenten Lonsurf und Lenvima sowie dem Präparat Besremi. Neuerdings seien auch Fentanyl-Pflaster begehrt.
Nach eigenen Angaben ist der AOK Nordost daraus bereits ein Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden. Eine Dreistückpackung von Besremi beispielsweise kostet fast 5000 Euro. Kriminelle verkaufen die Mittel mutmaßlich auf dem Schwarzmarkt oder im Ausland. Auf Betäubungsmittel haben sie es abgesehen, weil Ärzt:innen sie selten verschreiben und sie nur schwer zu beschaffen sind. Das künstliche Opiat Fentanyl wirkt 50 Mal stärker als Heroin, zirkuliert deshalb in manchen Drogenszenen.
Eigentlich sollte das E-Rezept, das 2024 eingeführt wurde, das Geschäft mit Papierrezeptfälschungen eindämmen. Aber noch immer sind Papierrezepte im Umlauf. Zudem gibt es Ausnahmen. So dürfen Betäubungsmittel noch nicht als E-Rezept ausgestellt werden. Kriminelle brechen laut der Polizei in Praxen ein, stehlen Rezeptblöcke, füllen sie aus und gehen damit zur Apotheke.
Ozempic und Mounjaro im Visier
Laut der AOK Nordost zielen Betrüger:innen auch weiter auf die stark nachgefragten Diabetesmedikamente Ozempic und Mounjaro ab. Diese nutzen nicht nur Zuckerkranke. Wegen eines weltweiten Hypes um die Mittel nehmen einige Patient:innen sie ein, um Gewicht zu verlieren. Das hat in der Vergangenheit schon zu Engpässen bei den sogenannten „Abnehmspritzen“ geführt.

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Die Krankenkasse rät dem Apothekenpersonal, Rezeptzettel genau zu prüfen. Ist die Menge auffällig hoch? Die Kundin unbekannt? Eine Diagnose werde auf vielen Fälschungen explizit genannt, obwohl das auf einem Rezept gar nicht vorgesehen sei.
Rezeptmittelfälschungen sind unter Apotheker:innen gefürchtet. Falls sie nach Vorlage eines solchen Rezepts das entsprechende Medikament aushändigen, kann die Kasse, über die das Mittel abgerechnet wird, die Bezahlung verweigern oder später das Geld zurückfordern. Ist die Fälschung deutlich erkennbar, kann die Kasse argumentieren, das Personal habe nicht ordentlich hingesehen.
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