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Gefälschte Rezepte für Ozempic: Betrüger ergaunern von AOK Nordost rund 470.000 Euro
Der Hype um Abnehmspritzen lockt Kriminelle an. Mit gefälschten Rezepten kassieren sie bei Apotheken ab – die Krankenkassen verweigern oft die Erstattung.
Stand:
Durch gefälschte Rezepte für Diabetes-Mittel wie Ozempic und Mounjaro ist der AOK Nordost im vergangenen Jahr ein Schaden von rund 470.000 Euro entstanden. Das erfuhr der Tagesspiegel auf Anfrage von der Krankenkasse.
Das Gros der insgesamt 1300 Fälschungen sei bundesweit eingelöst worden, ein Viertel in Apotheken in Berlin und Brandenburg. Die AOK Nordost ist eine der größten Kassen in der Hauptstadtregion.
Um Ozempic ist in den vergangenen Jahren ein weltweiter Hype entstanden. Der darin enthaltene Wirkstoff Semaglutid behandelt nicht nur Typ-2-Diabetes. Er hilft auch gegen Übergewicht, indem er die Freisetzung von Insulin im Körper anregt. Wer sich den Wirkstoff spritzt, fühlt sich selbst nach kleinen Mahlzeiten schnell satt. Ozempic und vergleichbare Arzneien sind wegen dieser Eigenschaft so beliebt, dass es regelmäßig zu Lieferengpässen kommt.

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Das macht das Medikament für Betrüger:innen attraktiv, die damit mutmaßlich auf dem Schwarzmarkt handeln. Die Berliner Polizei teilt auf Anfrage mit, dass die Täter:innen meist aus Osteuropa kämen. Oft klauten sie Blanko-Rezepte aus Arztpraxen. Diese füllen sie aus und gehen damit in eine Apotheke.
Auch Schmerzmittel und Psychopharmaka beliebt
Wie die AOK Nordost bereits im vergangenen Jahr mitteilte, werde auf vielen Fälschungen die Diagnose explizit genannt, obwohl das auf einem Rezept gar nicht vorgesehen sei. Zudem werde häufig eine falsche oder gar keine Dosierung angegeben.
In der Regel finden Medikamente bei Betrüger:innen Beachtung, die sehr teuer sind oder an die man nicht so leicht herankommt. Dazu gehören auch Schmerzmittel, Dopingpräparate und Psychopharmaka. Im Januar warnte die AOK Nordost vor gefälschten Rezepten für das Krebsmedikament „Lonsurf“.
Eine 60-Stück-Packung dieses Mittels kostet rund 3300 Euro. Gibt eine Apotheke ein solches Medikament fahrlässig heraus, kann es teuer werden für sie. Von „Retaxation“ spricht man, wenn sich eine Krankenkasse weigert, die Kosten für ein Medikament zu erstatten, das eine Apotheke bereits abgegeben hat. Im Fall der 1300 gefälschten Ozempic-Rezepte hat die AOK Nordost nach eigenen Angaben rund 60 Prozent retaxiert. Die Kosten tragen die geschädigten Apotheken.
„Die Fälschungen sind leider oft sehr gut gemacht und nicht auf den ersten Blick erkennbar“, sagt Eva Goebel von der Apothekerkammer Berlin. Wie groß das Ausmaß sei, könne ihre Kammer aufgrund fehlender Daten nicht abschätzen.
Das E-Rezept, das im vergangenen Jahr bundesweit gestartet ist, macht Fälscher:innen das Leben inzwischen aber erheblich schwerer. Die Rezepte sind auf einer vergleichsweise sicheren Infrastruktur des Bundes gespeichert. Patient:innen müssen ihre Versichertenkarte einlesen lassen, dieser Vorgang dient als Schlüssel und zur Verifizierung.
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