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Gescheitertes Bauprojekt in Berlin-Marzahn: Erhebliche Verluste für Fernwärme-Unternehmen
Der Bau einer neuen Leitwarte wurde vor einem Jahr aufgegeben. Die entstandenen Kosten von 46 Millionen Euro belasten das erste Bilanz-Jahr der landeseigenen Wärme GmbH.
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Es sollte eine „Intelligente Schaltzentrale für die Wärmewende“ werden, hatte Vattenfall 2023 angekündigt, doch der Bau einer neuen Leitwarte für die Fernwärme-Steuerung entwickelte sich zum Desaster.
In dem Bestandsgebäude auf dem Gelände des Heizkraftwerks Marzahn, das zur neuen Leitzentrale umgebaut werden sollte, wurden bei der Entkernung Risse in der Bodenplatte und Schäden an den Fundamenten entdeckt.
Die Berliner Energie und Wärme GmbH (BEW), das Nachfolgeunternehmen der Vattenfall Wärme, bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Berliner Morgenpost“. Statt die Mehrkosten von rund 31 Millionen Euro einzupreisen, habe man 2024 „aus wirtschaftlichen Gründen“ entschieden, das Bauprojekt zu stoppen und wieder abzuwickeln.
„Die Warte hätte 2027 in Betrieb gehen sollen“, erklärt ein BEW-Sprecher. Diese Zeitplanung sei mit den Bauschäden hinfällig geworden. Wegen der Verzögerung hätten parallel auch die dezentralen Fernwärme-Warten ertüchtigt werden müssen, um die Energiewende voranzutreiben.
Im April 2024 war der Verkauf der Fernwärme-Sparte von Vattenfall an das Land Berlin bereits unter Dach und Fach – auch der Kaufpreis von 1,4 Milliarden Euro stand schon fest.

© dpa/Felix Krone
Der Projekt-Abbruch dürfte also mit dem Senat abgestimmt gewesen sein. Möglicherweise waren die finanziellen Verluste in Marzahn – die Rede ist von rund 46 Millionen Euro durch die Rückabwicklung des Projekts – schon Teil der Verhandlungsmasse zwischen Vattenfall und dem Land Berlin. Zur Überraschung vieler Beobachter konnte der Senat Anfang 2024 noch eine Kaufpreisminderung von 200 Millionen Euro erreichen.
Gewinn erheblich geschrumpft
Für die Berliner Wärme GmbH, die nun die finanziellen Folgen tragen muss, ist das Baudesaster bitter: Der Gewinn vor Steuern für das erste Bilanzjahr fällt nach Darstellung der Morgenpost um 27 Millionen Euro niedriger aus als geplant. Das verbliebene Plus von 85 Millionen Euro werde zudem durch die Übernahme der Grunderwerbssteuer geschmälert, übrig bleibe ein Jahresüberschuss von 16 Millionen Euro.
Die BEW wollte sich am Dienstag zu den Zahlen nicht äußern. Die Bilanz für 2024 wird in der kommenden Woche vorgestellt.
Auf den Bau einer neuen zentralen Leitwarte will die BEW dauerhaft verzichten. Stattdessen werden die dezentralen Warten ertüchtigt und enger mit der bestehenden Zentralwarte verknüpft. „Das freigewordene Gelände wird nun anderweitig genutzt. Unter anderem erwägen wir Probebohrungen für Geothermie.“
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