
© Tagesspiegel/Robert Klages
Wohnheim in Berlin-Kreuzberg: Architekten kritisieren geplanten Abriss am Hafenplatz
3000 Tonnen CO₂ könnten freigesetzt werden. Die Baufirma Hedera ist mit Vorwürfen konfrontiert. Das Gebäude wird auch zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.
Stand:
Die Berliner Ortsgruppe der Architects for Future Deutschland e.V. hat sich für die Überprüfung des Nachhaltigkeitskonzeptes der Grundstückseigentümer des Gebäudeensembles Am Hafenplatz in Kreuzberg ausgesprochen. Wie berichtet soll die Anlage mit rund 220 Wohnungen und einer Reihe studentischer Apartments trotz des Mangels an bezahlbarem Wohnraum in Berlin abgerissen werden. Aktuell sind dort auch ukrainische Kriegsflüchtlinge untergebracht. Architects for Future schreiben von insgesamt 700 Mietern.
Die Architekten sind im Kern gegen einen Abriss mit anschließender Verdichtung der Baumasse. „Verdichtung nur durch Aufstockung, so statisch möglich, und zusätzliche Punktneubauten in reiner Holzbauweise“, lautet ihr Verdikt.
Nach dem Auslaufen der Sozialförderung Ende 2017 wurden die Gebäude verkauft. Eigentümerin ist die Gamma Invest Berlin GmbH, die aufgrund der Gebäudesubstanz aus den frühen siebziger Jahren den Abriss anstrebt. Geschäftsführer ist hier laut Portal North Data seit 2021 ein Herr M.
Verdichtung nur durch Aufstockung, so statisch möglich, und zusätzliche Punktneubauten in reiner Holzbauweise.
Architects for Future, Ortsgruppe Berlin, zur Neugestaltung des Areals Am Hafenplatz in Kreuzberg
Das Konsortium Entwicklungsgesellschaft Quartier am Hafenplatz GmbH, bestehend aus Artprojekt Entwicklungen, Hedera Bauwert GmbH und tti Group wollte mit der landeseigenen Gewobag mit deren EB Entwicklungs- und Baubetreuungsgesellschaft mbH an dieser Stelle Neues schaffen. Die Gewobag soll sich inzwischen aus dem Projekt zurückgezogen haben. Dies bestätigte Sprecherin Monique Leistner auf Anfrage: „Wir sind und bleiben in engem Austausch mit dem zuständigen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und prüfen die Möglichkeiten einer Beteiligung am Projekt Hafenplatz zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Unser Interesse an der Umsetzung in einer adäquaten Konstellation besteht weiterhin. Eine Zusammenarbeit mit dem aktuellen Eigentümer des Grundstücks ist jedoch nicht geplant.“
Mehrere Verfahren gegen den Bauunternehmer
Für die Abrisspläne steht Geschäftsführer und Bauunternehmer M., dessen Unternehmen Hedera Bauwert aktuell mit zahlreichen Immobilienprojekten in der öffentlichen Kritik steht. Das Handelsblatt berichtete in dieser Woche über Untersuchungen der Hamburger Staatsanwaltschaft.
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Gegen ein Tochterunternehmen der Hedera Bauwert lief nach Informationen des Tagesspiegels zudem ein Zwangsvollstreckungsverfahren in Berlin. Im Dezember wurde überdies gegen die Hedera Bauwert GmbH sowie auch gegen M. persönlich beim AG Charlottenburg ein Insolvenzantrag eingereicht. Über das Insolvenz-Verfahren wurde noch nicht entschieden; solange gilt die Unschuldsvermutung.
Der Wohnkomplex Am Hafenplatz 5-7 / Köthener Straße 28-33 / Bernburger Straße 21/22, wurde in den Jahren 1969 bis 73 erbaut. Er wurde ursprünglich als sozialer Wohnungsbau und Studierendenwohnheim konzipiert.
Achitects for future plädieren für eine neutrale Bewertung des Gebäudezustands und die Offenlegung der Quellen, auf die sich das Nachhaltigkeitskonzept bezieht, beziehungsweise deren Daten als Grundlage genommen werden. Nach Angaben der Architekten sind rund 3000 Tonnen CO₂ allein im Tragwerk des Gebäudes an diesem Ort gebunden. Dazu kämen „Treppen, Trennwände und Fassadenelemente, die möglicherweise noch weitere Jahre vor Ort ihre Funktion erfüllen könnten“.
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