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Nils Busch-Petersen ist Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg.

© privat / Tagesspiegel

Ihr Grab kann gerettet werden: Hatun Sürücü wurde erschossen, weil sie frei war

Die junge Frau wollte ein selbstbestimmtes Leben. 20 Jahre nach dem Mord droht nun ihr Grab verloren zu gehen. Doch es gibt eine Lösung.

Nils Busch-Petersen
Eine Kolumne von Nils Busch-Petersen

Stand:

Hatun Sürücü war eine junge, selbstbewusste Frau, kurz vor der Gesellenprüfung als Elektroinstallateurin. Sie war eine alleinerziehende Mutter mit einem fünfjährigen Sohn. Hatun lebte selbstbestimmt in dieser freien Stadt ein freies Leben, unabhängig von ihrer Herkunftsfamilie mit deren archaischen Wertvorstellungen. Sie stand exemplarisch für berufstätige Frauen, wie sie auch in meinem Wirtschaftszweig, dem Handel, seit Jahrzehnten prägend sind.

Drei Schüsse aus der Hand des jüngeren Bruders löschten das Leben von Hatun Sürücü vor 20 Jahren aus. „Ehrenmord“ ist kein passender Begriff für das wohl Ehrloseste, was ein Mensch tun kann. Gewalt gegen Frauen und Femizide sind weltweit wie auch in Deutschland schrecklich alltäglich.

Werte leben

Jeder Schuss traf auch unsere Gesellschaft im Innersten: die unantastbare Würde jedes Menschen, die Freiheit, das eigene Leben selbst zu gestalten, die Toleranz als Basis eines friedlichen Zusammenlebens.

Die Grabstelle von Hatun Sürücü auf dem islamischen Friedhof in Gatow. Die Deutsch-Kurdin fiel 2005 einem sogenannten Ehrenmord zum Opfer.

© dpa/Jens Kalaene

Werte, die auch für uns im Einzelhandel unabdingbar sind. Der Respekt voreinander ist die Grundlage erfolgreichen und nachhaltigen Handelns. Täglich fast vier Millionen menschlicher Begegnungen in unseren Läden erfordern wechselseitig viel Toleranz.

Zwei Drittel unserer Belegschaften im Handel bestehen aus Frauen, deren Anteil an Führungspositionen deutlich über dem Schnitt der Gesamtwirtschaft liegt.

Hatun Sürücü lebte unsere Werte – und verlor deshalb ihr Leben. Das Nutzungsrecht für ihre Grabstelle läuft aus. Der Handelsverband bietet dem Bezirksamt Spandau an, die Kosten für eine Verlängerung der Grabstätte zu übernehmen – zur Erinnerung an Frau Sürücü, alle Opfer von Femiziden und die Unantastbarkeit unserer Werte.

In dieser Kolumne „In der Lobby“ kommentieren Köpfe der Berliner Wirtschaft die politische Lage.

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