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Mehr Wohnungen gefördert, aber weniger Unternehmen: Investitionsbank Berlin zieht gemischte Bilanz
Für die Förderbank des Landes war 2024 ein „Rekordjahr“, wegen guter Zahlen beim Wohnungsbau und dem Rückkauf der Fernwärme. Bei der klassischen Wirtschaftsförderung blieben die Summen hinter den Erwartungen zurück.
Stand:
Die Investitionsbank Berlin hat das vergangene Jahr mit einem „Finanzierungsrekord“ abgeschlossen – „trotz aller wirtschaftlichen Widrigkeiten und einer insgesamt gedämpften Investitionsbereitschaft“, wie es in der Pressemitteilung zum Geschäftsbericht 2024 heißt. Geholfen hat bei diesem Rekord die „größte Einzeltransaktion in der Geschichte der IBB Gruppe“: der Rückkauf der Fernwärme durch das Land. Die nötigen Finanzmittel in Höhe von 1,5 Milliarden Euro brachte die Investitionsbank Berlin auf.
Für die landeseigene Investitionsbank sind die Rekommunalisierungen von Wasserbetrieben, Stromnetz Berlin und zuletzt der Fernwärme-Sparte von Vattenfall ein gutes und vor allem sicheres Geschäft. Der Jahresüberschuss erreichte 2024 60,9 Millionen Euro, 23,4 Millionen mehr als 2023. Besonders die Einnahmen aus Zinsen und Provisionen steigen im Vergleich zu 2023 deutlich.
Wie dieses Jahr ausfallen wird, dazu wollte IBB-Vorstandschef Hinrich Holm keine Prognose wagen, vor allem wegen der US-Zölle. Aber auch in den Vorjahren seien Planziele der Bank oft schon nach wenigen Wochen hinfällig geworden. Dem Geschäftsbericht lässt sich entnehmen, dass für 2025 „eine verstärkte Förderung von Unternehmen vorgesehen ist, die aktiv daran arbeiten, ihre CO₂-Emissionen zu senken“.

© IBB
Die Nachfrage nach Darlehen aus dem Wohnungsneubaufonds stieg 2024 überaus deutlich an, das begründet die IBB mit den veränderten Förderbedingungen. Hier wurden knapp 630 Millionen Euro zugesagt, gegenüber 322 Millionen Euro im Vorjahr. Damit konnte der Bau von 5188 Wohnungen angeschoben werden.
Die IBB spricht von Sozialwohnungen, wobei auch Mieter mit mittlerem Einkommen davon profitieren können. Im Geschäftsbereich „Immobilien und Stadtentwicklung“ wuchsen die Finanzierungszusagen auf 1,55 Milliarden Euro, 268,5 Millionen mehr als 2023.
Hohe Investitionen in den Neubau von Schulen
Im Bereich der Schulbauoffensive, die von der IBB finanziert wird, stiegen die Finanzzusagen 2024 auf knapp 506 Millionen Euro und lagen damit deutlich über dem Vorjahr. Die Schulbauten werden von der Wohnungsbaugesellschaft Howoge geplant und errichtet. Über die Mietzahlungen der Bezirke werden die Tilgungsraten für die Kredite und die Zinsforderungen bezahlt.
„Nach 25 bis 30 Jahren ist die Schule tatsächlich abbezahlt. Das finden wir an besser als bei der klassischen Staatsfinanzierung“, sagte Holm. Zwei Schulen wurden laut IBB im vergangenen Jahr fertiggestellt, sechs weitere befinden sich im Bau.
Bei der klassischen Investitionsförderung für die Berliner Wirtschaft ergab sich ein gegenläufiger Trend. Die Bewilligungen für Darlehen und Bürgschaften sank von 237 Millionen Euro im Jahr 2023 auf knapp 197 Millionen Euro in diesem Jahr. Auch die Zuschüsse aus den verschiedenen Fördertöpfen des Landes waren rückläufig, von 133,4 Millionen Euro auf 88,5 Millionen Euro.
Gemeinsam mit privaten und institutionellen Partnern wurden Investitionen in Höhe von sieben Milliarden Euro ermöglicht und 7827 Arbeitsplätze in Berlin geschaffen oder gesichert.
Hinrich Holm, Vorstandschef der Investitionsbank Berlin
Das spiegelt zum einen die Haushaltsprobleme des Landes wider – im vergangenen Jahr wurden einzelne Programme zeitweise ausgesetzt. Zum anderen investierten die Unternehmen wegen der schlechten gesamtwirtschaftlichen Lage weniger. Trotz allem: „Gemeinsam mit privaten und institutionellen Partnern wurden Investitionen in Höhe von sieben Milliarden Euro ermöglicht und somit 7827 Arbeitsplätze in Berlin geschaffen oder gesichert“, erklärte Holm. Gefördert wurden vor allem Unternehmen aus dem Bereich Mobilität.
Das Wachstum der Berliner Wirtschaft erreichte 2024 nur noch 0,8 Prozent. Positiv hob sich der Dienstleistungssektor ab, mit einem Umsatz-Plus von fünf Prozent in den ersten neun Monaten des Jahres 2024.

© IMAGO/Schoening
Der Sektor Information und Kommunikation lag seinerseits noch darüber, mit einem Umsatzplus von 7,4 Prozent. In diesem Bereich werden viele Start-ups gegründet. Daran beteiligte sich die IBB-Tochter IBB Ventures 2024 mit 18,5 Millionen Euro, 4,3 Millionen mehr als 2023. Allerdings lief es mit den „Exits“, also den Verkäufen an etablierte Unternehmen oder strategische Investoren, nicht so wie gewünscht, sagte Holm.
Mit den Exits wird Kapital frei, das dann in neue Gründungen investiert werden kann. „Alle 17 Stunden gründet sich in Berlin ein Start-up“, sagte Giffey. „Berlin ist die deutsche Fintech-Hauptstadt.“
Beteiligungen oder Darlehen der IBB seien auch im Bereich Rüstung grundsätzlich möglich, sagte Holm, bis auf die Produktion „geächteter Waffen“ wie Personenminen oder Streumunition. Bislang gebe es aber noch keine entsprechenden Firmen im Portfolio.
Die IBB selbst ist weiter gewachsen, auf eine Bilanzsumme von 23,5 Milliarden Euro und mehr als 1000 Mitarbeiter. Und zwar mit 59 Prozent deutlich mehr Frauen als Männer. In der Führungsriege dominieren noch die Männer, allerdings sei man auf einem guten Weg, hier bald eine Parität zu erreichen, sagte Holm.
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