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Die Charité-Notaufnahme in Berlin-Mitte.

© dpa/Paul Zinken

„Mit der Faust ins Gesicht gezielt“: Auch um den Jahreswechsel wurden Ärzte und Pflegekräfte attackiert

In den Berliner Krankenhäusern sind brutale Patienten und Besucher seit jeher ein Problem. Auch in diesen Tagen mussten Polizisten zu Rettungsstellen ausrücken.

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Noch fehlen alle Zahlen für einen validen Überblick – doch fest steht, dass es auch um diesen Jahreswechsel wieder Ärzte, Pflegekräfte und Sanitäter beleidigt, bedroht, geschlagen worden sind. In Berlin rückten deshalb Polizisten zu Krankenhäusern in mehreren Bezirken aus.

So hatten drei Männer in der Rettungsstelle des Sana-Klinikums in Lichtenberg erst das Personal angepöbelt, dann einen Arzt und einen Pfleger angegriffen. Die Täter waren nach Polizeiangaben drei Brüder im Alter von 16, 20 und 25 Jahren. Der Älteste fühlte sich offenbar nicht schnell genug versorgt, jedenfalls schlugen die Brüder den behandelnden Arzt und einen beteiligten Pfleger. Die beiden Beschäftigten wurden jeweils am Kopf verletzt.

Aggressive Patienten mit Anspruchshaltung

Wie bekannt, wurden in der Silvesternacht bundesweit Polizisten und Rettungskräfte der Feuerwehr attackiert. Offenbar stoppte die Aggression auch nicht vor den Notaufnahmen. Dort wurden in den letzten Tagen viele Brandwunden und Sprengverletzungen behandelt, allein das Unfallkrankenhaus in Berlin-Marzahn zählte rund um Silvester 35 Patienten mit Verbrennungen, zerfetzten Augen oder Händen. Von „teilweise dramatischen Amputationsverletzungen“ sprach die Klinikspitze.

Das Sana-Klinikum in Berlin-Lichtenberg.

© imago images/POP-EYE/Christian Behring

Doch man dürfe im Gesundheitswesen eben keine Dankbarkeit von Patienten erwarten, sagte ein Intensiv-Pfleger im Wedding, in bestimmten Kliniken sei fast das Gegenteil üblich: überzogene Anspruchshaltung, unverhohlene Aggression, mitunter Schläge. Eine Krankenschwester hatte kürzlich berichtet, ein Mann habe ihr damit gedroht, mit einer Schusswaffe wiederzukommen.

Immer wieder Vorfälle im Krankenhaus Neukölln

Verdi verurteilte die Silvester-Angriffe auf Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten. Allerdings seien auch im Alltag viele Kollegen im öffentlichen Dienst mit Gewalt konfrontiert. „Die Arbeitgeber sind aufgefordert, präventiv zu handeln und die Beschäftigten auf eskalierende Einsatzsituationen vorzubereiten“, teilte die Gewerkschaft mit, es gehe zudem um „medizinische und psychologische Hilfe“. Man fordere die Arbeitgeber auf, Übergriffe zu dokumentieren und Betroffene bei Schmerzensgeldansprüchen zu unterstützen.

Beschäftigte müssen auf eskalierende Einsatzsituationen vorbereitet werden

Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

Auch zur Vivantes-Klinik in Neukölln rückten an Neujahr unbestätigten Angaben zufolge Beamte aus. Dort wurde die 15-jährige Tochter einer wegen spektakulärer Straftaten bekannten Großfamilie nach einem Autounfall behandelt. „Viele Mitglieder dieses Clans machen hier immer wieder Rabatz, mal wird gedroht, mal stürmen sie die Flure zu den Behandlungstrakten“, sagt eine Ärztin. „Es sind einfach zu viele, da hat auch der Wachschutz kaum eine Chance.“

Viele Kliniken engagieren Sicherheitsdienste

Im aktuellen Fall sei es da vergleichsweise ruhig geblieben. Aber erst kurz vor Silvester habe ein Patient einer Pflegerin „mit der Faust ins Gesicht gezielt“, sie aber glücklicherweise verfehlt. Die Kollegin hatte dem Mann widersprochen, was diesen mit Verweis auf fehlenden „Respekt“ offenbar wütend gemacht habe.

Wie berichtet, treten Patienten und Besucher auch in anderen Kliniken verächtlich, mitunter brutal auf. „Schlampe!“, „fette Sau!“, „alles Juden hier!“ – derlei bekamen im letzten Jahr etwa Beschäftigte in Spandau, Wedding und Wilmersdorf zu hören. In vielen Krankenhäusern gibt es auch deshalb Sicherheitsdienste.

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