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Neue Ausstellung im Bikini Berlin: Die Hauptstadt als Industriestandort
Berlin mehr kann als Kultur und Start-ups: Das wollen 18 Industrieunternehmen zeigen und präsentieren sich im Bikini Berlin mit ihren Produkten „Made in Berlin“, wie der Regierende Kai Wegner bei der Vernissage betonte.
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Berlin, das assoziiert man nicht als Erstes mit Industrie. Hier rühmt man sich für Kreativität, Kultur, den Mythos des Freiraums und Start-ups. Aber Industrie? Das machen doch die Schwaben und die Bayern.
Dass dieses Klischee nicht stimmt, will eine von der Wirtschaftsförderagentur Berlin Partner organisierte Ausstellung zeigen. „Industriestandort Berlin“ ist ab Freitag im Bikini-Haus in Charlottenburg zu sehen. Sie zeigt 3D-Skulpturen der in Berlin hergestellten Produkte von 18 Unternehmen – darunter Vattenfall, der Aufzughersteller Otis, Gillette und Pfizer – und will so deutlich machen, dass Berlin mehr als nur Kreativwirtschaft ist.
Ausstellungseröffnung mit Regierendem Kai Wegner
Die Vernissage am Dienstag im Studio Mondial im ehemaligen Hotel Mondial am Kurfürstendamm eröffnete Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU).
„Es ist wichtig, den Menschen zu zeigen, wie stark ‘Made in Berlin’ ist“, sagte er in seiner Ansprache. Es sei sein fester Wille, dass der Industriesektor in Berlin nicht nur erhalten bleibe, sondern weiter wachse. Er lobte auch den starken Forschungssektor in Berlin: „Egal, welche Frage wir haben: Irgendeine Wissenschafts- oder Forschungseinrichtung hat die Antwort, bevor wir die Frage überhaupt gestellt haben.“
Niemand, den wir als Fachkraft hier brauchen, möchte gern unter der Brücke schlafen.
Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin

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Das Dauerbrenner-Thema Wohnen fehlte nicht. Er höre oft, wie beliebt Berlin international bei Unternehmen sei, aber es fehle an Wohnraum: „Niemand, den wir als Fachkraft hier brauchen, möchte gern unter der Brücke schlafen.“
Mehr als Clubs und Start-ups
In Berlin sitzen mehr als 700 Industrieunternehmen, die in der Summe rund 107.000 Menschen beschäftigen und 2021 über 28 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten. „Berlin ist nicht nur Clubszene und Start-ups“, sagte Stefan Franzke, Geschäftsführer von Berlin Partner. Diese eher abstrakte Kraft zeigt die Ausstellung anschaulich und auf niedrigschwellige Art und Weise.
Zu sehen sind im 3D-Drucker gefertigte Skulpturen, die von Berliner Street-Art-Künstler:innen und Illustratorinnen bemalt wurden und symbolhaft zeigen, was in Berlin gefertigt wird. Ein bisschen muten sie wie etwas größere Modelle aus dem Biologieunterricht an: Zum Beispiel das mit Blitzen bemalte E-Motorrad von BMW; in dem Werk in Spandau werden jeden Tag rund 900 Motorräder gefertigt. Oder das grün-blau schimmernde Mikroskop, das für die Deutschland-Zentrale des Pharmakonzerns Pfizer in Berlin steht.
Ballonkatheter aus Neukölln
In einer Ecke des Raumes steht ein etwa einen halben Meter großer Rasierer. Die schwedische Künstlerin hat ihn mit roten Chilischoten bemalt. Das stehe für den schärfsten Rasierer der Welt, sagt Anja Nyilas, Personalleiterin von Gillette, während sie neben der Skulptur steht. Die Klingen für diese schärfsten Rasierer der Welt stellt Gillette in Tempelhof her. „Viele Berliner wissen gar nicht, dass wir in Berlin produzieren“, sagt Nyilas. Die Teilnahme an dieser Ausstellung sei ein Weg, das zu ändern.

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Weitere Produkte „Made in Berlin“, die man in der Ausstellung sehen kann, sind etwa ein Ballonkatheter von B. Braun. Für das Pharmaunternehmen arbeiten in Neukölln und Rudow insgesamt rund 1000 Menschen. Auch diesen hat die Künstlerin Emma Rytoft gestaltet. Der schmale Part, der eine Arterie darstellen könnte, ist mit Herzen bemalt (Ballonkatheter werden viel in der Kardiologie eingesetzt), um den sich der Ballon wie ein silbriges Netz elegant entfaltet hat.
Im Eingangsbereich der Vernissage steht eine Scheibe, sie hat die Anmutung einer explosiven Kreissäge. Tatsächlich bremst dieses Produkt Bewegung. Es symbolisiert eine Wellenbremsscheibe von Knorr-Bremse. Die kommen in Zügen und Straßenbahnen zum Einsatz. Das Unternehmen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin gegründet. Heute hat es seinen Hauptsitz zwar in München, produziert in Berlin aber mit über 900 Mitarbeitenden die Bremsscheiben.
Bevor die Street Art-Kollektive Ennicolor und Aerosolikz, sowie Emma Rytoft und Anastasia Stročkova die Skulpturen bemalt haben, sind sie bei Überdruck 3D in Friedrichshain im 3D-Drucker produziert worden. Das dauert: Eine Skulptur, die aus einem Guss besteht, brauche rund sechs Tage zum Drucken, sagt Eric Dechandt, Gründer von Überdruck 3D. Andere Skulpturen bestünden aus mehreren Teilen, die danach abgeschliffen und zusammengefügt würden.
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