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Der Charité-Virchow-Campus in Berlin-Wedding. Viele Bauten dort werden in den nächsten Jahren saniert.

© Mario Heller/Tagesspiegel

„So entsteht Zwei-Klassen-Ausbildung“: Charité-Studenten und Zahnärzte appellieren an Berliner Politik

Berlins Universitätsklinik wird wohl Studienplätze streichen – in der Medizin wird der Sparkurs des Landes kritisiert. Ziel der Proteste sind Abgeordnete und Senat.

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Wenn die Berliner Abgeordneten in diesen Tagen über den Sparkurs des Senats beraten, sollen sie sich offenbar auch an die Studenten der Charité erinnern. In einem Brief warnen Vertreter aller Studienfächer die Abgeordnetenhaus-Mitglieder vor den geplanten Kürzungen in der Wissenschaft.

„Wenn staatlich finanzierte Studienplätze gestrichen werden, füllen private Anbieter zunehmend die Lücken. Wer sich diese hohen Kosten leisten kann, studiert – wer nicht, bleibt außen vor. So entsteht eine Zwei-Klassen-Ausbildung im Bereich der Gesundheitsberufe“, heißt es in dem Schreiben.

Wie berichtet, ist Berlins Landeskasse leer. Der schwarz-rote Senat bereitet einen Sparhaushalt vor. Der landeseigenen Charité würden demnach jährlich 22 Millionen Euro an Zuschüssen für Lehre und Forschung gestrichen. Sollte dieser Plan das Abgeordnetenhaus passieren, teilte der Charité-Vorstand mit, sähe man sich gezwungen, bis zu 200 Stellen zu streichen.

2000
Studenten starten jedes Jahr neu an der Charité.

Die Universitätsklinik plant, ab nächstem Jahr zehn Prozent der Studienplätze in der Humanmedizin zu kürzen. Zudem sollen weitere Plätze wegfallen: 19 Prozent im Bachelorstudiengang Gesundheitswissenschaften, 25 Prozent in der Zahnmedizin und 50 Prozent im Bachelor für angewandte Hebammenwissenschaft. Circa 2000 Studenten starten jedes Jahr neu an der Charité.

Auch die Spitzen der Charité-Zahnmedizin wenden sich in einem aktuellen Brief an Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) und an die Fachpolitiker im Abgeordnetenhaus. Darin warnen sie vor einem absehbaren Zahnärztemangel: In den kommenden Jahren werde in Berlin fast jeder dritte Zahnarzt in den Ruhestand gehen. „Schon heute herrscht insbesondere in den ländlicheren Regionen des Berliner Umlands ein eklatanter Mangel. Angesichts einer alternden Bevölkerung sind daher auch in Berlin erhebliche Versorgungslücken absehbar“, heißt es in dem Schreiben, das auch Karsten Heegewaldt, Präsident der Berliner Zahnärztekammer, unterzeichnet hat.

Erst am Mittwoch protestierte die Berliner Krankenhausgesellschaft am Abgeordnetenhaus: Im Zuge der Bundeskrankenhausreform, wonach es weniger, dafür bessere Kliniken geben soll, lasse Berlin immense Mittel ungenutzt. So seien im Haushaltsentwurf nur ein Bruchteil der dafür möglichen Bundesgelder für die Krankenhaus-Transformation vorgesehen. Und die turnusgemäßen Landesinvestitionen in die Kliniken würden zugleich von circa 191 auf 161 Millionen Euro gekürzt.

In Berlin gibt es circa 50 Plankrankenhäuser. So werden jene Kliniken bezeichnet, die vom Staat als für die Versorgung nötig anerkannt und deren Bauten und Technik deshalb auch mit öffentlichen Mitteln finanziert werden. Die Behandlungen der Patienten bezahlen die Krankenkassen.

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