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Forschungsminister Özdemir besucht Charité: „Wir in Deutschland haben einen Standortvorteil: Freiheit“
Bevor die neue Bundesregierung übernimmt, betont Cem Özdemir auf einem Termin an der Berliner Universitätsklinik den Wert freier Wissenschaft.
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Bundesforschungsminister Cem Özdemir (Grüne) hat auf einem seiner letzten Termine als Regierungsmitglied erneut die deutsche Wissenschaft gelobt. „Dem politischen Irrsinn in den USA, in Russland, in der Türkei stellen wir in Europa einen Standortvorteil entgegen: die Freiheit“, sagte Özdemir am Mittwoch an der Charité in Berlin. „Die Freiheit von Forschung und Lehre ist eine entscheidende Grundlage für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt, sie ist Kern liberaler Gesellschaften.“
Wie vielfach berichtet, verlassen namhafte Wissenschaftler derzeit die USA, explizit wegen der Politik von Präsident Donald Trump. In der Türkei wiederum sprachen Beobachter schon nach dem gescheiterten Putsch 2016 von einer Abwanderung aus den Universitäten. Nun, da Präsident Recep Tayyip Erdogan wieder massiver gegen die Opposition vorgeht, wird eine neue Ausreisewelle erwartet. Ähnliches wird immer wieder aus dem von Staatschef Wladimir Putin beherrschten Russland berichtet.
Auf dem Campus Mitte der landeseigenen Universitätsklinik besuchte der Minister ein Forschungsprojekt zu atypischer Demenz: Im Fall einer Patientin konnten die Charité-Forscher durch eine Immunadsorption, grob als „Blutwäsche“ bezeichnet, die körpereigene Produktion gefährlicher Antikörper unterbinden.
Angesichts der Eingriffe an den US-Hochschulen zeigte sich Özdemir besorgt: „Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit sind immer auch Einschränkungen der Demokratie selbst. Wenn Spitzenforscher in den USA keine Möglichkeiten mehr für sich sehen, dort frei zu forschen, sind sie in Deutschland willkommen. Wir brauchen die besten Köpfe – ob in der Medizin oder der Hightech- und Klimaforschung.“ Es gehe ihm nicht um einen brain drain, sondern um brain circulation: „Keine bloße Abwerbung, sondern Austausch auf Augenhöhe, quasi ein Talentkreislauf für eine freie Forschung.“
Die Charité gilt als Europas größtes Universitätskrankenhaus. Sie umfasst vier Hauptstandorte in Steglitz, Mitte, Wedding und Buch. Mehr als 100 Einzelkliniken gehören zur Charité. Inklusive ihrer Tochterfirmen beschäftigt die Charité fast 24.000 Mitarbeiter, darunter knapp 5700 Forscher und Ärzte. Das Personal stammt aus 125 Nationen.
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