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Eine Pflegerin cremt den Rücken einer alten Frau mit Schmerzgel ein.

© dpa/Jana Bauch

Vergessene Stützen in den Familien: Wie kann pflegenden Angehörigen geholfen werden?

In Berlin sollen pflegende Angehörige durch einen digitalen Lotsen unterstützt werden. Die gesellschaftliche Lage aber wird sich verschärfen.

Stand:

Mehr als sechs Millionen Bundesbürger pflegen einen Angehörigen – oft unter finanziellem, sozialem und gesundheitlichem Druck. Im aktuellen Wahlkampf spielt das kaum eine Rolle. Wenn überhaupt, sprechen Politiker davon, die Pflegekräfte in Kliniken und Heimen unterstützen zu wollen.

Auch dort ist die Not oft groß, fast alle Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen suchen Personal. Doch mehr als 80 Prozent aller Pflegebedürftigen leben im eigenen Haushalt und werden überwiegend von Angehörigen versorgt, wenngleich mitunter ein ambulanter Dienst dabei hilft.

In Berlin wurde nun ein digitaler Lotse für pflegende Angehörige eingerichtet. Das neue Angebot der Berliner Fachstelle für pflegende Angehörige hilft dabei, Beratung zu finden und Entlastung zu organisieren. Der Lotse soll einen Überblick über Pflegestützpunkte, Netzwerke und Initiativen geben, die sich für Angehörige einsetzen.

Trotz staatlicher Hilfen und Geldern der Krankenkassen ist die finanzielle Belastung oft massiv. Das schon deshalb, weil pflegende Angehörige häufig ihre Erwerbsarbeitszeiten reduzieren, um den Pflegebedürftigen in der Familie versorgen zu können. Wie stark die seelische und körperliche Belastung ist, zeigen Daten der Krankenkassen: Pflegende Angehörige bekommen öfter Antidepressiva sowie Schmerz- und Beruhigungsmittel verschrieben.

Der Berliner Rettungsstellen-Leiter Andreas Umgelter, der Chefarzt in den landeseigenen Vivantes-Kliniken ist, hatte die Situation der familiären Helfer auf einem Fachpodium einst so zusammengefasst: „Es sind sich selbst ausbeutende Angehörige, die sich ins Prekariat arbeiten.“

Die großen Parteien fordern, die häusliche Pflege zu stärken, bleiben jedoch vage. Ohne arbeitsfähige Menschen wird es kaum gehen, aber die demografische Entwicklung ist dramatisch. Deutschland altert rapide, sehr viele Ältere stehen perspektivisch zu wenigen Jüngeren gegenüber.

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