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„Ein wirkungsvolles Zeichen für Unabhängigkeit von den USA“: In der Trump-Ära will die Lausitz zur grünen Modellregion werden
Europas „Net Zero Valley“ in der Lausitz? Eine ambitionierte Bewerbung soll die Region resilient machen für eine ungewisse Zukunft.
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Die Lausitz soll zur Modellregion für erneuerbare Energie und nachhaltige Technologie werden. Wenn es nach der Stadt Cottbus und dem Landkreis Görlitz geht, soll ein „Net Zero Valley“ entstehen. Markus Niggemann, Wirtschaftsdezernent und Mitglied der Projektgruppe, sieht darin die richtige Reaktion auf die politischen Umbrüche: „Donald Trump wird als US-Präsident erneuerbaren Energien und die Dekarbonisierung industrieller Prozesse voraussichtlich weniger fördern“, sagt er. „Für uns ist dies auch eine Chance, den Aufbau von Produktionsstätten für besonders klimafreundliche Technologien nach Europa zu lenken.“
Das Konzept des „Net Zero Valley“ zielt darauf ab, die Region als klimaneutrale Modellzone mit besonderem Zugang zu Fördermitteln und vereinfachten Genehmigungsprozessen für grüne Technologien zu etablieren. Mehr als 300 Vertreter aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft erarbeiteten die Bewerbung in zehn Workshops. Der Beteiligungsprozess wurde durch Experten des Bundes und der Europäischen Union unterstützt.
Die Strategie setzt auf Technologien wie Batterie- und Speichertechnik, Wasserstofflösungen und nachhaltige Energienetze. Vertreter der Region reichten die Bewerbung beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie bei den Landesregierungen von Sachsen und Brandenburg ein.

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Vorreiterrolle in Europa
„Die Sonderwirtschaftszone Net Zero Valley Lausitz kann von der Trump-Politik ‘America First’ profitieren“, sagt Jochem Schöppler, geschäftsführender Gesellschafter des nachhaltigen Gewerbegebietes Green Areal Lausitz (GRAL). „Der Standort Deutschland wird im globalen Wettbewerb nur bestehen, wenn Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen“. Das Net Zero Valley sei „ein wirkungsvolles Zeichen für Unabhängigkeit von den USA und eine selbstbewusste europäische Wirtschaftspolitik, mit dem die nationalen und europäischen Ziele der Dekarbonisierung erreicht werden können.“

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Grundlage ist der kürzlich in Kraft getretene Net Zero Industry Act der EU, der die Entwicklung klimafreundlicher Industrien in Europa stärken soll. Der EU-Abgeordnete Christian Ehler (CDU), ein Mitverfasser des Gesetzes, sieht in der Bewerbung einen wichtigen Schritt für die europäische Industriepolitik: „Mit der heute vorgestellten Bewerbung der Lausitz gehen die Akteure der Lausitz, von Kommunen, Landkreisen, Wirtschaft über Wissenschaft in beiden Bundesländern einen einzigartigen Weg. Ich unterstütze den Willen und diese Bewerbung ausdrücklich.“

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Andrè Fritsche, Hauptgeschäftsführer IHK Cottbus, meint, die Ziele der Lausitz könnten nur dann erreicht werden, wenn „es in Deutschland unmittelbar verbesserte wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen gibt für Investitionen und Wachstum, zum Beispiel durch eine Senkung der Energiekosten und Steuern sowie einen drastischen Bürokratieabbau. Es ist an der Zeit, die EU und Deutschland fit für die Zukunft zu machen. Das geht nur, wenn wir uns unserer Innovationskraft besinnen und dadurch resilient gegen den zu erwartenden Protektionismus unserer Handelspartner werden.“
Die Umsetzung soll mit einem offiziellen Antrag Anfang 2025 folgen, sobald Bund und Länder die notwendigen Regularien festgelegt haben. Noch ist allerdings unklar, wer am Ende über die Bewilligung des Net Zero Valley-Status entscheiden wird.
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