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Niedriger Wasserstand, wie hier im ehemaligen Braunkohletagebau Cottbus-Nord, ist ein Problem.

© dpa/Patrick Pleul

Wenn das Wasser knapp wird: Sorge um das kostbarste Gut in Berlin und Brandenburg

Die Industrie- und Handelskammern der Region machen auf den Mangel in der Hauptstadt aufmerksam. Unternehmen könnten schon bald nicht mehr so produzieren wie gewohnt.

Bislang ist Wasser bei uns eine Selbstverständlichkeit. Es ist immer da. Es kommt aus dem Wasserhahn, der Toilettenspülung oder der Dusche, ist trinkbar und fließt, wenn man es nicht mehr braucht, als Abwasser in den Ausfluss zurück. Allerdings könnte sich das irgendwann ändern.

Denn durch die steigenden Temperaturen verdampft Wasser schneller. Das heißt: in den kommenden Jahren wird weniger von der wichtigen Ressource vorhanden sein.

Durchschnittlich verbrauchen Menschen in Berlin 119,5 Liter Wasser am Tag. Was man jedoch schnell vergisst: auch die Berliner Wirtschaft braucht Wasser, um zu produzieren. Vom gesamten Wasserverbrauch der Stadt werden knappe Dreiviertel von Privathaushalten genutzt. 16 Prozent aber auch von der Gewerbeindustrie.

Und um die zu schützen und zu garantieren, dass ausreichend Wasser in den kommenden Jahren zur Verfügung steht, haben die Industrie- und Handelskammern von Berlin und Brandenburg am Mittwoch, dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen Weltwassertag, einen „Forderungskatalog“ veröffentlicht, um die Ressource in der Metropolregion für die Wirtschaft zu sichern. 

Als ersten Punkt fordern die Kammern,„Wasser als Wirtschaftsfaktor“ zu begreifen. Dafür raten sie Land und Kommunen, bei der Errichtung und Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen das erforderliche „Wasserdargebot“ in ihrer Planung sicherzustellen. Claudia Engfeld, Pressesprecherin der IHK Berlin, sagt dem Tagesspiegel, dass es der IHK vor allem darum gehe, den Fokus auf das Thema zu lenken und die Politik zum Handeln aufzurufen.

Denn Berlin bezieht sein Trinkwasser überwiegend aus gefiltertem Flusswasser. Durch die heißen, trockenen Sommer der vergangenen Jahre ist der Wasserpegel vieler Flüsse deutlich gesunken. In Leibsch im Spreewald etwa wurde Ende Mai 2022 nur ein Viertel der sonst in der Jahreszeit üblichen Wassermenge gemessen.

Zudem wurde Berlin jahrzehntelang durch sogenannte Sümpfungswasser versorgt. Dieses entsteht, wenn bei einem Tagebau die Grube abgepumpt wird. Durch den Kohleausstieg fehlt der Hauptstadt nun das Wasser der Lausitz.

 Die Wirtschaft muss auch selbst einen Beitrag leisten.

Hagen Koch, Hydrologe

Der Hydrologe Hagen Koch, der am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung arbeitet, sagt dazu, dass Priorität die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung haben müsse. Außerdem solle bei allen Nutzern auf einen effizienten Wasserverbrauch und Einsparungen gedrungen werden. „Das wird bei den Forderungen relativ wenig berücksichtigt. Die Wirtschaft muss auch selbst einen Beitrag leisten.“

Städte und Kommunen klimaresilient gestalten

In den nächsten Punkten des Papiers fordert die IHK, „Länderübergreifende Zusammenarbeit“ auszubauen, etwa in dem die Länder den Bund in seine – im Kohleausstiegsgesetz gesetzlich verankerte – Verantwortung zur Regulierung des Wasserhaushalts in der Lausitz nehmen.

Darüber hinaus fordert die IHK, Städte und Kommunen klimaresilient und zukunftsfähiger zu gestalten und die Genehmigungsverfahren zur Erschließung neuer Grundwasservorräte sowie den Bau von Wasserfernleitungen zu beschleunigen. Diese dauern aktuell mindestens zwei Jahre und sind laut Papier deutlich zu verkürzen.

Mehr zu Klimawandel, Energie und Umwelt hören Sie im Tagesspiegel-Podcast „Gradmesser“. Alle Folgen finden Sie bei Spotify, Apple, Deezer und überall dort, wo es Podcasts gibt.

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Koch stimmt diesem Punkt zu. Er sagt, dass länderübergreifende Kooperationen notwendig sind, weil sich die zu erwartende Wasserknappheit nur gemeinsam und mithilfe des Bundes lösen lässt.

Claudia Engfeld von der IHK Berlin sagt, dass die Kammern in einem nächsten Schritt gemeinsam eine Umfrage an ihre Mitgliedsunternehmen initiieren werden, um konkrete Bedarfe und Einsparpotenziale der Wirtschaft zu eruieren. Zudem seien Gespräche mit wasserintensiven Branchenvertretern geplant sowie mit den Wasserversorgern.

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