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© picture alliance/dpa/Soeren Stache

Tag 11 bei der Berlinale: Im Kino geht’s um uns

Die Berlinale zeigt die Filmbranche auf der Suche und sucht selbst nach ihrer Zukunft. Sie findet dabei, was Kino ausmacht: das Leben mit neuen Augen zu sehen. Eine persönliche Bilanz.

Eine Kolumne von Robert Ide

Was war denn an dieser Berlinale kaputt? Ich habe keinen einzigen schlechten Film gesehen.

Wenigstens fühlen sich auch Schauspielerinnen mal im falschen Film. „Leute, ich seh anders aus als in den Drehbüchern“, ruft Monica Gruber und erntet tosenden Applaus ihrer Schauspielkolleginnen bei einem Berlinale-Podium. „Ich kriege als 76-Jährige keine Rollen mehr, weil man über 70 weiße Haare haben soll. Ich hab aber keine weißen Haare.“ Nun hält sich die Österreicherin mit Stadtführungen fit. Es ist ein kleines Schlaglicht auf die Glitzerbranche, die sich bei der Berlinale selbst feiert und doch mit eigenen Rollenbildern zu kämpfen hat. Und nach der Pandemie ihre Traumrolle in der Gesellschaft erst wieder finden muss.

Bauzäune und Frittenfett

Die Berlinale, selbst auf der Suche nach ihrer Zukunft, serviert sich neu. Die Debatte über die Tücken des Castings findet im Foodcourt der ehemaligen Potsdamer Platz Arcaden statt. Drumherum stehen Bauzäune vor Geschäften, es riecht nach Frittenfett. Immerhin: Am Roten Teppich gab’s öfter Auflauf aus Hollywood.

Die vielen Fans sind der Berlinale treu geblieben. Der Pop-up-Shop des Festivals war vorzeitig ausverkauft, die meisten Filmvorstellungen waren es auch. Und es gab berührende Momente. Als vormittags im schönen Titania-Palast in Steglitz bei einem uruguayischen Kurzfilm viele Schulklassen dem ersten Mal eines jung verliebten Paares in einer verlassenen Industriehalle entgegenfiebern – als es doch nicht klappt, geht ein Seufzen durch den Saal.

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Oder als mitternachts am Alexanderplatz nach dem berührenden Film „And, Towards Happy Alleys“ ein iranischer Liedermacher für die Freiheit spielt; die Doku einer indischen Regisseurin handelt von der Poesie der Musik und des Films in Irans Diktatur.

Viele Filme sind mittendrin in der Welt. Sie drehen sich ums Älterwerden, ums Jungbleiben, um Werte fürs Leben, eine lebenswerte Welt. Es geht um uns. Um dich und mich.

Der Berlinale hat gezeigt, wie voll das Leben ist, auf der Leinwand, dahinter und davor. Kino kann eine gute Rolle spielen für uns. Komm mal wieder mit!

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