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Der bekannte Charité-Bettenturm am Campus in Berlin-Mitte.

© imago / Jürgen Ritter

Exklusiv

Berlins Uni-Mediziner wollen Arbeit niederlegen: Der Charité droht im Oktober ein Ärztestreik

Letztes Jahr legte ein Streik der Pflegekräfte die Krankenstationen der Universitätsklinik lahm. Nun spitzt sich die Tarifrunde der Ärzte zu.

An der Berliner Charité droht Anfang Oktober ein Ärztestreik. Das erfuhr der Tagesspiegel von Medizinern der landeseigenen Universitätsklinik. Demnach wollen gewerkschaftlich organisierte Ärzte an allen Charité-Standorten in Wedding, Mitte und Steglitz für einen Tag die Arbeit niederlegen. Notfälle und schlecht aufschiebbare Behandlungen würden, wie im Gesundheitswesen üblich, trotz des Warnstreiks versorgt.

Der Marburger Bund (MB) führt derzeit Tarifverhandlungen für die 2700 Charité-Mediziner. Die Ärztegewerkschaft teilte mit, man äußere sich in den nächsten Tagen zu aktuellen Plänen. Der MB fordert neben 6,9 Prozent mehr Gehalt weniger Bereitschaftsdienste und verlässlichere Dienstpläne. Ein Charité-Sprecher sagte, durch die Vielzahl der Themen seien die Verhandlungen sehr komplex, aber konstruktiv – man arbeite an einer „guten Lösung“ für beide Seiten.

Erst vergangenen Sommer streikten die bei Verdi organisierten Charité-Pflegekräfte für mehr Personal pro Station. Tausende Behandlungen wurden damals verschoben. Für die Pflegekräfte gilt nun der nach dem Streik ausgehandelte Entlastungstarifvertrag, in dessen Folge das Großkrankenhaus neues Personal sucht.

Wie berichtet liegt dem Tagesspiegel eine 40-seitige Auswertung einer Charité-Mitarbeiterbefragung vor, an der sich fast 8500 Beschäftigte beteiligten. Demnach empfehlen 44 Prozent der Befragten die Charité als Arbeitgeber weiter – bei Ärzten unter 40 Jahre waren es allerdings bloß 15 Prozent. In der Umfrage hieß es unter anderem, wegen voller Stationen und verpflichtender Bürokratie bleibe „zu wenig Zeit für Forschung und Lehre“.

Die Charité gehört dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) an, der üblicherweise für seine Mitgliedsunternehmen verhandelt. In Europas größtem Hochschulkrankenhaus aber gilt trotz der Mitgliedschaft im KAV ein Haustarifvertrag.

Insgesamt arbeiten an der Charité samt Tochterfirma CFM fast 21.000 Beschäftigte. Mit 3000 Betten in Steglitz, Wedding und Mitte sowie 2,3 Milliarden Euro Jahresumsatz ist die Charité die größte Uniklinik Europas. Dem sechsköpfigen Vorstand steht Heyo Kroemer vor, den Aufsichtsrat führt Gesundheits- und Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne).

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