zum Hauptinhalt
Auf dem Gelände der ehemaligen SED-Fahrbereitschaft existiert noch eine gute erhaltene Bar aus DDR-Zeit.

© Borgtheater

10 Jahre „Fahrbereitschaft“ Berlin: Vom SED-Fuhrpark bis zur beinahe verbotenen Kulturstätte

Die „Fahrbereitschaft“ in Lichtenberg ist zu einem international angesehen Ort für Kunst und Kultur geworden. Vor fünf Jahren drohten noch Geldstrafen und das Aus.

Der Kunst- und Atelierstandort „Fahrbereitschaft“ in Berlin-Lichtenberg feiert 10-jähriges Jubiläum. Vor Kurzem sah es noch nicht danach aus, als würde das Areal alt werden: Im Jahre 2018 drohte die damalige Bezirksstadträtin Birgit Monteiro (SPD) dem Kunstsammlerehepaar Axel und Barbara Haubrok mit einer Strafe von einer halben Millionen Euro, sollten sie auf ihrem Gelände „Fahrbereitschaft“ in der Herzbergstraße 40 – 43 noch einmal öffentlich Kunst zeigen. Grund: Gewerbegebiet. Der Fahrbereitschaft drohte das Aus und Haubroks sprachen vom Wegzug nach Los Angeles.

Auch heute hat sich die Herzbergstraße nicht zu der neuen Kunstmeile entwickelt, die sie durch ihre zahlreichen Ateliers und Ansammlungen von Kunstschaffenden sein könnte, aber immerhin konnte der zähe Streit zwischen den Haubroks und dem Bezirk beigelegt werden.

Ein international anerkannter Ort für Kunst

2019 trat Baustadträtin Monteiro zurück. Der damalige Bezirksbürger:innenmeister Michael Grunst (Linke) hatte sich immer für die Fahrbereitschaft eingesetzt, daher war ein Streit zwischen ihm und der Stadträtin entbrannt.

Die Fahrbereitschaft hat sich zu einem international anerkannten Ort für Kunst und Kultur entwickelt. Eine große Kunsthalle, wie sie Haubroks dort planten, gibt es zwar auch weiterhin nicht, da dies in einem von Gewerbe geprägten Gebiet nicht so einfach zu genehmigen ist.

Solche Orte braucht Kunst, um gesehen zu werden

Lichtenbergs Stadträtin für Kultur, Catrin Gocksch (CDU), gratuliert der „Fahrbereitschaft“.

Aber immer wieder finden kulturelle Veranstaltungen statt, Künstler:innen öffnen ihre Ateliers und müssen wohl keine Angst mehr haben vor möglichen Sanktionen. Auch auf dem Areal des nahegelegenen asiatischen Großhandelzentrums entsteht eine neue, große Halle: ein „Kulturhaus“ soll es werden, es wird noch um Auflagen diskutiert.

Stadträtin gratuliert

Die neue Stadträtin für Kultur, Catrin Gocksch (CDU), gratulierte der Fahrbereitschaft im Namen des Bezirksamts nun zum zehnjährigen Jubiläum mit großen Worten: „Nicht ohne Stolz sind wir sehr froh, mit der Fahrbereitschaft eine erste Adresse für die Kunst in unserem Bezirk mit internationaler Strahlkraft zu haben.“

In den letzten zehn Jahren habe sich Axel Haubrok für die kreative Nutzung des Areals starkgemacht und seine Sammlung geöffnet. „Solche Orte braucht Kunst, um gesehen zu werden. Wir freuen uns auf weitere erfolg- und kunstreiche Jahrzehnte an diesem besonderen Ort.“

Axel und Barbara Haubrok erwarben die ehemalige Fahrbereitschaft, wo früher der Fuhrpark des DDR-Ministerrates untergebracht war, 2013 und öffneten das historische Gelände für die Öffentlichkeit. Fast fünf Millionen Euro wurden in die Sanierung des Areals, in Heizung, Belüftung und vieles mehr investiert.

Mischung aus Gewerbe, Studios und Proberäumen

Inzwischen ist auf dem knapp 20.000 Quadratmeter großen Gelände ein Kreativquartier entstanden. Nicht nur Ateliers und Werkstätten haben sich angesiedelt, auch die Ausstellungsräume der Haubrok Foundation befinden sich hier. Die Mischung aus Gewerbe, Studios und Proberäumen verleiht dem Hof seinen besonderen Charme.

Das Jubiläum wird mit einer von Krist Gruijthuijsen, Direktor des KW-Instituts Auguststraße, kuratierten Ausstellung begangen. Der Niederländer interpretiert die Sammlerintentionen der Fahrbereitschaft-Gründer:innen auf seine Weise, sodass zu den emotionalen Bezügen – Künstlerfreundschaften, persönliche Erlebnisse – zugleich auch ein Erzählstrang der Konzeptkunst-Geschichte sichtbar wird. Die Ausstellung umfasst Arbeiten von rund 80 Künstler:innen und erstreckt sich über das gesamte Gelände.

  • Ein Besuch der Ausstellung ist zu Sonderterminen sowie im Rahmen von geführten Touren möglich. Führung mit Axel Haubrok: 25. Juni, 16-18 Uhr. Führung mit Franziska Kreuzpaintner (Geschäftsführerin) und Frank Hauschildt (Producer): Sonntag, 9. Juli, 16-18 Uhr und Sonntag, 27. August, 16-18 Uhr. 10 Euro pro Person. Mehr unter haubrok.org

Dieser Text stammt aus dem Tagesspiegel-Newsletter für den Bezirk Lichtenberg, hier einige Themen dieser Woche:

  • Lichtenberg soll Cannabis-Modellregion werden, Grüne will sich Joint vor Kanzleramt anzünden
  • „Wir sind nicht käuflich“: Warum drei Pächter:innen ihre Kleingärten in Karlshorst nicht hergeben wollen
  • Sollte der Bezirk Kleingärten kaufen und sichert? Diskussion in der BVV
  • Aufruf zur Vergabe des 2. Lichtenberger „Queer Preises“
  • Film „Der Rausch“, lyrische Sprache ohne Schrift und Wort, verschwindende Eiswelten: 3 Kulturtipps
  • „JunInklusion“ in Lichtenberg: Woche der Inklusion mit zahlreichen Terminen
  • Künstler:innen besetzen temporär Parkplätze

Unseren Newsletter für den Bezirk Lichtenberg können wie alle Tagesspiegel-Newsletter für die zwölf Berliner Bezirke hier kostenlos bestellt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false