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Auf dem Dach wächst der Salat, der unten verkauft wird: In Berlin entsteht auf einem Rewe-Supermarkt eine Dachfarm
900.000 Salatmischungen sollen auf dem Dach ganzjährig geerntet werden: In der Malteserstraße in Lankwitz ist der alte Rewe-Markt abgerissen worden. Auf dem Neubau soll ab 2026 Landwirtschaft betrieben werden.
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Noch sind auf dem Grundstück Sand- und Schuttberge zu sehen: Die alte Rewe-Filiale in der Malteserstraße 128 in Lankwitz ist passé, jetzt feiert der Supermarktkonzern den Baustart eines neuen Markt-Gebäudes. Bis Frühjahr 2026 entsteht an gleicher Stelle eine neue Verkaufshalle; gebaut wird mit modularen Bauelementen aus heimischen Nadelhölzern und Glas. Der Clou ist das Dach: Dort entsteht auf 2760 Quadratmetern ein großes Gewächshaus, in dem Salate angebaut werden – bis zu 700 Supermärkte sollen später mit den Salaten aus Lankwitz versorgt werden. Der im Erdgeschoss natürlich auch.
Die Supermarktfirma nennt das Konzept „Rewe Green Farming“. Bisher gibt es einen Pilotbetrieb in Wiesbaden, er wurde 2021 in Betrieb genommen. „Durch die Nutzung von Dachflächen sowie von Sonnenlicht, Abwärme, Regenwasser und bestehenden Logistikrouten sparen wir nicht nur wertvolle Ressourcen – wir vermeiden sogar CO₂-Emissionen“, erklärt Nicolas Leschke. Er ist Geschäftsführer der Firma ECF Farmsystems, die die Salatoase unter Glas betreiben wird.

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Gewässert und geerntet werde vollautomatisiert, der Dachbauernhof komme fast ohne Erde aus, sagt der Geschäftsführer. Bei einem solchen sogenannten hydroponischen System stehen die Pflanzenwurzeln statt in Erde in einer Nährlösung. ECF hat bereits erste Erfahrungen mit der Supermarkt-Kette gemacht: Auf dem Gelände der Berliner Malzfabrik baut die Firma für Rewe „Hauptstadtbasilikum“ an.
In einigen Jahrzehnten könnten wir den Markt zurückbauen und die Bauteile wiederverwenden.
Peter Maly, Vorstand der Rewe-Group
Ökologisch scheint das Konzept „Oben Anbau, unten Verkauf“ viele Vorteile zu haben. Durch die Holzhybridbausweise des neuen Marktes würden über 700 Tonnen Kohlendioxid eingespart. In 30 Jahren sei das Holz nachgewachsen und die CO₂-Bilanz ausgeglichen, so Rewe. „Und wir schließen den Baukreislauf“, sagt Peter Maly, Vorstand der Rewe-Group. „Das heißt, in einigen Jahrzehnten könnten wir den Markt zurückbauen und die Bauteile wiederverwenden.“
Wenn der ökologische Supermarktbau in einem Jahr fertiggestellt ist, wird die neue Markthalle auf 42 Kapitellen aus gestapeltem Holz sieben Meter in die Höhe reichen. 2150 Quadratmeter stehen dann für den Verkauf zur Verfügung. Auf dem Dach sind neben dem riesigen Gewächshaus auch 200 Photovoltaikmodule vorgesehen. Das Regenwasser wird bei dem Neubau in einer Zisterne gesammelt und dient zur Bewässerung der Dachfarm. Nach nachhaltigen Lösungen sucht Rewe ebenso bei der Wärmeenergie: Die Abwärme der Kühlanlagen soll bei Bedarf zum Heizen des Marktinneren genutzt werden.
Auch der Parkplatz wird neu gestaltet. Rund um den Supermarkt wird es über 90 begrünte Stellplätze mit versickerungsfähigem Pflaster geben. Laut Rewe sind auch E-Ladesäulen sowie Stellplätze für Fahrräder und Lastenräder geplant.
Dieser Text stammt aus dem Bezirksnewsletter für Steglitz-Zehlendorf, der zu unserem digitalen Angebot Tagesspiegel Plus (T+) gehört – wie auch die Newsletter-Ausgaben aus den anderen elf Berliner Bezirken. Bestellbar unter diesem Link hier.
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