
© dpa/Waltraud Grubitzsch
Baby-Boom in Spandau: Warum es so viele Neugeborene im Berliner Westen gibt
Eine faszinierende Berlin-Statistik: Besonders in Spandau kommen viele Babys zur Welt - und zwei Ecken fallen besonders auf. Doch dazu muss man ein paar Dinge wissen.
Stand:
Spandau wird in der Berliner Innenstadt gern der Ruf eines Altchen-Bezirks nachgesagt – stimmt dummerweise nicht. Jetzt legten die Landesstatistiker erneut frische Zahlen vor. Und siehe da: Kreisch!
In zehn der zwölf Berliner Bezirke ist die Geburtenrate gestiegen, dabei tut sich besonders Spandau hervor, meldet der Tagesspiegel erstaunt.
In Spandau beträgt der Geburtenzuwachs 15,6 Prozent und liegt damit deutlich über dem berlinweiten Durchschnitt von 4,6 Prozent. Mehr noch: In Teilen Spandaus wie rund um die Insel Eiswerder und dem Germersheimer Platz stieg die Zahl der Geburten sogar um 60,9 und 45,5 Prozent.
Doch die Zahlen führen schnell in die Irre. Und woran liegt’s überhaupt?
Die Spandau-Statistik hat Tücken, die man wissen sollte. Erstens: Die Namen führen in die Irre. Mit „Eiswerder“ meinen die Statistiker gar nicht die berühmte Insel und die vielen teuren Neubauten darauf, sondern große Teile der Neustadt. Die dortigen Altbauten sind bei jüngeren Familien beliebt, weil der Kiez noch nicht durchsaniert und so teuer ist.
Neues Flüchtlingsheim mit 500 Betten, wo früher Wohnmobile parkten
Die Region „Eiswerder“ reicht im Norden bis zur Havelschanze, im Süden bis zum Koeltzepark und im Westen bis zur Schönwalder Straße Ecke Askanierring. Dort ist beispielsweise ein großes Flüchtlingsheim eröffnet worden. Vorher war da ein Campingplatz für Touristen, wo kleine Babys eher selten zur Welt kommen.

© André Görke
Ähnlich sieht es am „Germesheimer Platz“ aus. Damit meinen die Statistiker nicht den kleinen gemütlichen Stadtplatz im Falkenhagener Feld, sondern ein großes Wohngebiet, das vom Spektepark bis hoch zur Pionierstraße reicht.

© BA Spandau
„Für den Anstieg in 2024 kann es verschiedene Gründe geben“, sagt Gesundheitsstadträtin Tanja Franzke, CDU, dem Tagesspiegel.
Junge Familien sind oft auf günstigeren Wohnraum angewiesen
„Aufgrund von vielen Neubauprojekten ziehen vor allem junge Familien nach Spandau. Viele davon auch aus der Innenstadt aufgrund des im Vergleich noch etwas günstigeren Wohnraumes in Spandau. Zudem findet beim Wohnraum immer wieder ein Generationenwechsel statt – Menschen verlassen aufgrund von Alter und Tod ihre Wohnungen, junge Familien ziehen ein“, so Franzke zum Tagesspiegel.
„In Spandau sind darüber hinaus mehr kinderreiche Bevölkerungsgruppen zu finden als in anderen Bezirken“, sagt die Gesundheits- und Jugendstadträtin Franzke. „Letztlich spielt auch die in den letzten Jahren gestiegene Anzahl an Geflüchteten eine Rolle.“
Zehn Prozent weniger Babys im Kladower Dorfkern doch die Zahl täuscht
Und wo werden besonders wenige Babys geboren? Stark zurückgegangen ist die Zahl in Staaken: An der Tränke (-39 % nördlich des Bahnhofs Albrechtshofs) und rund um den Döberitzer Weg (-30 % hinterm Hahneberg), aber auch im Spandauer Ortsteil Kladow rund um den Kladower Damm (-10 %).
Wobei diese Statistik auch hier leicht in die Irre führt, wenn man die realen Zahlen anschaut. Für den Kladower Damm bedeutet der scheinbar große Rückgang von zehn Prozent nämlich: ein einziges Baby. Neun Neugeborene waren es in 2024, zehn in 2023. Kreisch!
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