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Nach einem mehr als einjährigen Baustopp gehen die Arbeiten für das neue Stadtquartier "Fürst" am Kurfürstendamm weiter.

© Cay Dobberke

Berliner Milliardenprojekt: Für das neue Ku’damm-Quartier „Fürst“ laufen endlich wieder Bauarbeiten

In bester Citylage ging es aus Geldmangel mehr als ein Jahr lang nicht voran. Nun gelten die Probleme als gelöst. Ende 2025 oder Anfang 2026 könnte alles fertig werden.

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Eines der größten und teuersten Berliner Bauvorhaben kommt doch noch voran: Am Kurfürstendamm in Charlottenburg gehen die Arbeiten für das Milliardenprojekt „Fürst“ nach einer mehr als einjährigen Unterbrechung wegen finanzieller Probleme weiter. Die Fertigstellung ist Ende 2025 bis Anfang 2026 geplant. Allerdings wollen sich die Investoren noch nicht darauf festlegen. Jetzt gelte das Motto „Erst machen, dann reden“, sagte der Projektmanager Gerhard Dunstheimer am Donnerstag bei einem Baustellenrundgang.

Das Projekt zwischen dem Boulevard, der Uhlandstraße, der Knesebeckstraße und der Lietzenburger Straße ist der Nachfolger des großenteils abgerissenen „Ku’damm-Karrees“. Übrig blieben das Parkhaus an der Uhlandstraße, in dessen Gebäude bereits neue Einzelhandelsgeschäfte und Büros entstanden sind, sowie das Hochhaus.

Das Hochhaus soll innen komplett umgestaltet werden und eine neue Fassade erhalten.

© Cay Dobberke

Dessen 23 Etagen wurden für neue Büroflächen komplett entkernt. Früher war der Turm trotz seiner Höhe von 102 Metern kaum vom Ku’damm aus zu sehen, weil vorgelagerte Gebäude die Sicht versperrten.

Wir sind vom ungeliebten Mieter zu einem Ankermieter geworden.

Theater-Intendant Martin Woelffer

Das Boulevardtheater „Komödie am Kurfürstendamm“ kehrt voraussichtlich im Jahr 2026 an seinen ursprünglichen Ort zurück. Die originalen Säle der „Komödie“ und des benachbarten Theaters am Kurfürstendamm waren trotz zahlreicher Proteste abgerissen worden. Ersatzweise entsteht eine unterirdische Bühne mit 650 Plätzen und einem Foyer im Innenhof.

Theater-Intendant Martin Woelffer besuchte den Rohbau des Kellergeschosses, in das die „Komödie am Kurfürstendamm“ ziehen wird.

© Cay Dobberke

„Wir sind vom ungeliebten Mieter zu einem Ankermieter geworden – wer hätte das gedacht?“, sagte Intendant Martin Woelffer. Bisher ist der Bühnensaal nur ein Rohbau. Vor ein paar Monaten stand darin noch kniehoch Wasser.

Nach dem Abriss der Ku’damm-Bühnen waren Woelffer und sein Team zunächst in das Schillertheater an der Bismarckstraße umgezogen und später in das Theater am Potsdamer Platz. Für das kommende Jahr wird ein anderer Zwischenstandort gesucht. 

Die Eigentümer des Grundstücks wechselten oft

Zum Comeback des Projekts „Fürst“ führte eine Restrukturierung der Eigentümergemeinschaft. Federführend sind nun eine britische Investmentgesellschaft und ein Immobilienunternehmen des französischen Versicherungskonzerns Axa. Die Kosten waren schon vor dem Baustopp auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt worden. Für die Fertigstellung sollen bis zu 290 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

In den vorigen zwei Jahrzehnten gab es sieben Eigentümerwechsel. Über eine Luxemburger Briefkastenfirma wurde stets die Grunderwerbssteuer umgangen. Die heutige Bundesfamilienministerin Lisa Paus ärgerte sich darüber als Finanzexpertin der Grünen-Fraktion im Bundestag und forderte, solche Steuerschlupflöcher zu schließen.

Das Konzept sieht diverse Nutzungen vor

Neben Büros und dem Theater sind ein Hotel, dessen Betreiber noch nicht feststeht, sowie Restaurants, eine Lebensmittel-Markthalle, ein Fitnessstudio und eine Kita geplant. Die Ausstellung „The Story of Berlin“ soll in den ehemaligen Atomschutzbunker zurückkehren.

So stellt sich der Architekt Jan Kleihues das künftige Quartier vor. Die Simulation zeigt den Blick vom Ku’damm aus.

© Promo

Außerdem will ein Unternehmen aus der Unterhaltungsbranche ein „5D-Kino“ ansiedeln. Es soll etwa 15-minütige virtuelle Flüge über Berlin und Deutschland ermöglichen. Das Publikum wird auf beweglichen Stühlen sitzen. Auch Wind, Regen oder Gerüche können simuliert werden. Wohnungsbau gehört dagegen nicht zum Konzept des Quartiers.

Das Bezirksamt hatte eine Bauruine befürchtet

Von einem „Leuchtturmprojekt“ und „Herzstück der City West“ sprach der Berliner Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten und Internationales, Florian Hauer. Die Senatskanzlei habe das Vorhaben „moderierend“ unterstützt und zwischen Gläubigern vermittelt.

Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Christoph Brzezinski (CDU) zeigte sich erleichtert darüber, dass die Sorge vor einer großen Bauruine offenbar erledigt sei. Laut Dunstheimer sind die Bauarbeiten seit zwei Monaten wieder „in vollem Gange“ – vom Kurfürstendamm aus hätten Passanten dies nur nicht erkennen können. Momentan seien rund 300 Menschen auf der Baustelle tätig. An den Entwürfen des Architekten Jan Kleihues ändert sich nichts.

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