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© dpa/Monika Skolimowska

Brief an den Berliner Senat: Eltern beklagen „untragbare Missstände“ bei städtischem Kita-Betrieb

Anfang 2022 hatten Eltern der Kita Uthmannstraße in Neukölln gegen Betreuungsnotstand protestiert. Jetzt wenden sie sich erneut mit einem Brief an Politik und Öffentlichkeit.

Stand:

Im Januar 2022 wandten sich Eltern der Kita Uthmannstraße in Berlin-Neukölln mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit, um den „Betreuungsnotstand“, der seit einem Jahr herrsche, zu beklagen. Anderthalb Jahre später hat sich die Situation in ihren Augen nicht verbessert – im Gegenteil. In einem erneuten offenen Brief an Senat und Bezirk sehen sich zwei Elternpaare laut eigener Aussage „gezwungen, die andauernden und untragbaren Missstände im städtischen Berliner Eigenbetrieb Kindertagesstätten SüdOst anzuprangern“.

Anfang dieses Jahres hatte es in der Kita Uthmannstraße einen Wasserrohrbruch gegeben. Die 123 davon betroffenen Kinder wurden in der Folge auf die umliegenden Standorte verteilt. Ab August sollten sie, bis zur Beendigung der Sanierungsmaßnahmen, ersatzweise in der Kita Bornsdorfer Straße betreut werden.

Doch am 3. August seien die Eltern informiert worden, dass eine Betreuung ab dem 7. August dort nicht stattfinden könne, diese stattdessen aber mit „bekannten Erzieher:innen“ in den Räumlichkeiten der Kita Reuterstraße fortgesetzt werde.

Eltern stehen vor verschlossenen Türen

Am 7. August standen die Eltern dort allerdings vor verschlossenen Türen. „Wir mussten unsere Kinder privat betreuen. Am 8. August stellten wir fest, dass die Kita Reuterstraße nicht davon unterrichtet wurde, dass unsere Kinder am Standort betreut werden sollen. Weder sind bekannte Erzieher*Innen anwesend, noch existiert der vormals genutzte Gruppenraum. Auch der Gruppenverbund ist aufgelöst.“ Auch seien die Kinder in neue Gruppen mit anderen Erzieher:innen eingeteilt worden, was diese aus ihrem gewohnten Umfeld reißen würde.

„Wir gehen davon aus, dass mutwillig durch den Trägerbetrieb Informationen willkürlich und in eigennütziger Weise verteilt werden. Uns als Eltern fehlt mittlerweile jegliches Vertrauen in Aussagen der Kindertagesstätten SüdOst“, heißt es in dem offenen Brief. „Das Leitbild der Kindertagesstätten SüdOst ist geprägt davon, Kinder zu verwahren ohne Rücksicht auf deren Bedürfnisse, pädagogische Betreuung, Sicherstellung von geregelten Abläufen und transparenter Kommunikation mit den Eltern.“

Kita-Träger weist Vorwürfe zurück

Der Träger der Kindertagesstätten weist die Vorwürfe zurück. Es sei geplant gewesen, den Neubau in der Bornsdorfer für die Ausweichunterbringung zu nutzen. „Die Kitas des Eigenbetriebs Kindertagesstätten SüdOst waren vom 17. Juli 2023 bis zum 4. August 2023 in der Sommerschließzeit. In diesen Wochen kam es zu Verzögerungen in der Projektplanung durch externe Mitwirkende. Leider wurde damit offensichtlich, dass der 7. August 2023 als erster Öffnungstag nicht zu halten war“, antwortet die Kita-Leitung es auf Tagesspiegel-Nachfrage. Dies habe man den Eltern am 1. August mitgeteilt.

„Im Wortlaut wurde die Option, dass die temporäre Betreuung dann in den Ausweichkitas stattfindet, verwendet. Diese Kommunikation betrachten wir unter diesen schwierigen Umständen (keine Kontakte zu den Eltern, wegen der geschlossenen Kitas) als gelungen, da wir ausschließlich aus der Geschäftsstelle heraus agieren konnten“, heißt es.

Dass an einem Tag die Kinder privat betreut werden mussten, bedaure man sehr. Ebenso, dass der Verlauf „solch starke Emotionen“ ausgelöst habe, die zu derartigen Vorwürfen führten. Man wünsche sich einen partnerschaftlichen Dialog mit den Eltern.

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