
© Robert Klages
Nach Genehmigung für Hotel neben Club About Blank: Clubcommission Berlin fordert „Kulturschutzgebiete“
Der Berliner Senat hat den Hotelbau neben dem About Blank genehmigt. Die Clubcommission sieht den Club dadurch gefährdet, ebenso weitere Einrichtungen - und stellt fünf Forderungen.
Stand:
Ist da Ärger programmiert? Investor Trockland plant ein Hotel mit 240 Betten direkt neben dem Szeneclub About Blank in Berlin-Friedrichshain. Der Berliner Senat hat das Projekt bereits genehmigt, gegen den Willen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Diesem war das Vorhaben nicht erwünscht, doch der Senat entzog dem Bezirk die Entscheidung.
Grüne, Linke, SPD sowie CDU finden den Standort nicht gut gewählt und befürchten „Nutzungskonflikte“, da Hotelgäste schlafen und Clubgäste feiern wollen. Die SPD spricht sogar von einer möglichen „Entvölkerung“ der Kiezstruktur, da in der Gegend rund um das Ostkreuz weitere Beherbergungsbetriebe geplant sind.

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Die beiden Standorte in einem gewerblichen Gebiet sind lediglich durch eine schmale Straße getrennt, von den Fenstern im Hotel könnte man direkt in die Außenanlage des Clubs schauen - und die Bässe hören.
„My heart is a hotel“ steht auf dem berühmten Bauwagen im Clubgarten geschrieben. Übersetzt: „Mein Herz ist ein Hotel.“ Die Herzen der Clubgänger werden allerdings wohl eher weniger für das neue Hotel in der Nachbarschaft schlagen, obwohl sich vielleicht auch einige dort einquartieren dürften und Trockland bereits angeboten haben soll, die DJs unterzubringen.

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Nun hat sich die Berliner Clubcommission eingeschaltet und „Kulturschutzgebiete“ gefordert. „Seit Jahren werden in Friedrichshain-Kreuzberg aufgrund zunehmender Kommerzialisierung und Bebauung Clubs und Subkultur verdrängt“, sagt Sprecherin Emiko Gejic. Die Entscheidung für den Bau eines weiteren Hotels stehe „exemplarisch für eine kurzsichtige Stadtentwicklungspolitik, die kulturelle Räume und soziale Strukturen wiederholt untergräbt.“
Könnte das Hotel für den Club zur Existenzbedrohung werden? „Die geplante Entwicklung gefährdet diesen etablierten Kulturort und droht, einen weiteren Konflikt zwischen Schallschutzinteressen und Clubbetrieb zu provozieren – mit nachteilhaftem Ausgang für den Clubbetrieb“, heißt es von der Clubcommission.
Dabei gehe es nicht nur um das About Blank, sondern weitere Kultureinrichtungen in der Nähe, wie zum Beispiel den Jugendclub E-Lok, die Open-Air-Bar „Zuckerzauber“ oder die „Raumerweiterungshalle“ des gemeinnützigen Vereins „Selbstuniversität e.V.“, wo seit 2003 Projekte und Veranstaltungen stattfinden wie Filmabende, Konzerte, Seminare, Diskussionen und Workshops, meist mit queer-feministischem Fokus.
„Sie alle prägen das Areal mit vielfältiger, niedrigschwelliger und gemeinwohlorientierter Kulturarbeit und würden durch die zunehmende Verdrängung massiv unter Druck geraten“, sagt die Clubcommission.
Diese stellt fünf Forderungen, um die Probleme rund ums Ostkreuz zu lösen:
Ein politisches Moratorium für den Hotelstandort Laskerstraße 1, bis eine umfassende Prüfung der sozialen und kulturellen Auswirkungen erfolgt ist.
Keine Baugenehmigung ohne verpflichtende Anwendung des Clubkatasters – unter Berücksichtigung vorgegebener Schallschutzauflagen auf Seiten der Bauherrn.
Ein landesweiter Hotelentwicklungsplan, der Angebotsübersättigung, soziale Auswirkungen und kulturelle Sensibilität verbindlich in die Stadtplanung integriert. (Einen solchen Plan hat bereits die Fraktion der Grünen in Kreuzberg ins Spiel gebracht).
Eine strukturelle Absicherung kultureller Nutzungen durch baurechtliche Anerkennung von Clubs als Anlagen kultureller Zwecke und politische Förderinstrumente – insbesondere in urbanen Transformationsgebieten – durch die Einführung von Kulturschutzgebieten.
Die konsequente Einbindung von Bezirken, Kulturschaffenden und Zivilgesellschaft in Entscheidungen zu potenziell konfliktträchtigen Großprojekten.
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