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Bodo Mende und Karl Kreile waren das erste schwule Paar, das im Rathaus Schöneberg geheiratet hat.

© Britta Pedersen/dpa

Fünf Jahre Ehe für alle: Wie es dem Berliner Pionier-Paar heute geht

Bodo Mende und Karl Kreile aus Berlin waren eines der ersten homosexuellen Paare, die 2017 die neue Ehe für alle schlossen. Seither sind sie glücklich verheiratet.

| Update:

Sie sind fast genau fünf Jahre verheiratet, seit Jahrzehnten zusammen und noch immer glücklich: Als eines der ersten gleichgeschlechtlichen Ehepaare in Deutschland haben sich Bodo Mende und Karl Kreile am 1. Oktober 2017 in Berlin das Jawort gegeben. 

Es war ein historischer Tag, Jahrzehnte hatte die queere Community für die Gleichstellung bei der Ehe gekämpft. Aus dem Anlass öffneten einige Standesämter sogar am Sonntag, auf den der 1. Oktober damals fiel – so auch das Standesamt im Rathaus Schöneberg, wo Mende und Kreile ganz offiziell heirateten – getraut übrigens von der Bezirksbürgermeisterin persönlich. 

Aktuell genießen die beiden ehemaligen Landesbeamten ihr Leben im Ruhestand und machen Urlaub in Sizilien. „Unseren Hochzeitstag werden wir in Palermo verbringen. Wir werden sicherlich schön essen gehen und den Tag genießen“, sagt Bodo Mende der Deutschen Presse-Agentur. 

Vor der Hochzeit waren die beiden bereits 38 Jahre lang ein Paar und führten bereits seit 2002 eine eingetragene Lebenspartnerschaft. „Im praktischen Leben hat sich daher durch die Hochzeit nicht viel verändert“, erzählt Mende (65).

Die Selbstverständlichkeit ist jetzt größer

„Aber die Selbstverständlichkeit, mit der wir als Ehepaar akzeptiert werden, ist nun eine größere als vorher“, sagt der Berliner. So stutze niemand mehr, wenn einer der beiden etwa bei einer Hotelbuchung von „seinem Mann“ spreche. „Da ist keiner mehr irritiert.“ 

Das heiße aber nicht, dass damit alles schon getan sei. Nach wie vor gebe es Homo- und Transfeindlichkeit, die noch befeuert werde durch fundamentalistische religiöse Kräfte. „Daher brauchen wir unbedingt eine Ergänzung von Artikel 3 des Grundgesetzes, um den Schutz der sexuellen Identität als Grundrecht zu verankern“, ergänzt Karl Kreile (64).

Wir gehen jetzt selbstbewusster Hand in Hand durch die Straßen.

Bodo Mende

Die Ampelkoalition will das umsetzen – wann, steht aber noch nicht fest. Für die für eine Grundgesetzänderung nötige Mehrheit im Bundestag müssten auch Teile der Opposition überzeugt werden.

Die Ehe für alle nannte Mende 2017 „juristisch gesehen einen Meilenstein“. Es gebe nun keine Ehen erster und zweiter Klasse mehr. „Wir gehen jetzt selbstbewusster Hand in Hand durch die Straßen.“ 

Bundestag und Bundesrat hatten die Ehe für alle vor fünf Jahren, kurz vor der Sommerpause 2017, beschlossen, also die rechtliche Gleichstellung homosexueller mit heterosexuellen Partnerschaften, einschließlich des uneingeschränkten Adoptionsrechts.

Rechtliche Lücken sind geblieben

Rechtliche Lücken sind indes geblieben. Zwar dürfen homosexuelle Ehepaare seitdem auch gemeinsam Kinder adoptieren, was vorher verboten war. Doch beim Abstammungsrecht werden lesbische Paare weiter diskriminiert, zum Teil mit gravierenden Folgen, wenn eine der beiden Ehepartnerinnen ein Kind bekommt. Die Co-Mutter ist dann nämlich anders als der Vater in einer heterosexuellen Ehe nicht automatisch rechtlich als Mutter anerkannt. Sie muss vielmehr das Kind erst selber noch adoptieren.

Diese so genannte Stiefkind-Adoption kann sich hinziehen, belastend für die Familie ist sie allemal. Einige Klagen von Paaren gegen diese Regelung liegen inzwischen dem Bundesverfassungsgericht vor. Es bleibt abzuwarten, ob das Gericht hier der Ampelkoalition zuvorkommt, die das Thema angehen will. 

Seit dem 1. Oktober 2017 sind in Deutschland übrigens mehr als 65.000 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen worden, teilte das Statistische Bundesamt im Juli in Wiesbaden mit – wobei darunter auch die Ehen fallen, wo die Paare wie Bodo Mende und Karl Kreile vorher schon verpartnert waren. Statistiken haben übrigens nahegelegt, dass gleichgeschlechtliche Paare, die sich das Ja-Wort geben, tendenziell seltener auseinandergehen als heterosexuelle.

Auch dafür hatte der 64-jährige Kreile eine Erklärung, als er und sein Mann vor zehn Jahren schon einmal vom Tagesspiegel porträtiert wurden. Es gebe weit weniger soziale Konventionen zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau als zwischen Mann und Frau – das würde für den Einzelnen einen viel größeren Freiraum bedeuten. (mit dpa)

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