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Marcel Reich-Ranicki lebte von 1929 an in Berlin, bis er 1938 in der so genannten Polenaktion der Nazis nach Polen deportiert wurde.

© dpa

Güntzelstraße 53 in Berlin-Wilmersdorf: Eine Gedenktafel für Marcel Reich-Ranicki

Vor fünf Monaten starb Marcel Reich-Ranicki. Da kann man als Lokaljournalist doch mal nachfragen, wie in Berlin des großen Literaturkritikers gedacht werden soll.

Stand:

Anruf beim Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Gedenktafelkommission: „Guten Tag, ich bin vom Tagesspiegel und wollte fragen, ob eigentlich eine Gedenktafel für Marcel Reich-Ranicki an dessen einstigem Wohnhaus in der Güntzelstraße geplant ist.“ – „Gute Idee", sagt die freundliche Frau von der Gedenktafelkommission, "wollen sie eine beantragen?“ – „Aha, öhm, nein, ich bin Journalist, ich beantrage nichts, ich berichte nur.“ – „Okay, dann werde ich das selbst vorschlagen und wir sprechen gleich in unserer nächsten Sitzung darüber.“

Unter welcher Hausnummer habe Reich-Ranicki denn gewohnt, werde ich noch gefragt. Ich weise auf einen Text im Magazin „Freitag“ hin, in dem er selbst damit zitiert wurde, dass es die Güntzelstraße 53 war. „Ich melde mich dann gern bald wieder, um zu erfahren, wie es weiterging“, sage ich und verabschiede mich.

Mir wird klar, dass ich da soeben selbst was in Gang gesetzt habe. Halt, das ist nicht mein Job! Journalisten sollen nicht selbst zu Akteuren ihrer Berichterstattung werden, sich nicht mit einer Sache gemein machen, auch nicht einer guten. Aber ich würde so gern weiter darüber schreiben... Darf ich das? Ich denke ja, denn ich bin da unschuldig hineingeraten.

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