
© Madlen Haarbach
„Kieztreff & Fairteilung“ in Neukölln: Wie gemeinsames Kochen den Schillerkiez zusammenbringt
Jeden Donnerstag essen alte und neue Neuköllner:innen gemeinsam an der „Gelben Ecke“. Das Projekt soll Brücken zwischen Menschen schlagen – und ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen.
Stand:
Ein eher unauffälliges Schild weist den Weg zur Gelben Ecke. Doch schnell hat man den Duft von Gemüsecurry und Kaffee in der Nase. Jeden Donnerstagnachmittag kocht das Team des Sozialunternehmens Interkular hier gemeinsam mit Ehrenamtlichen für die Nachbarschaft.
Serviert wird dann auf dem Parkplatz an der Kreuzung Allerstraße/Schillerpromenade im Neuköllner Schillerkiez, an der „Gelben Ecke“ eben. Ihren Namen verdankt die Ecke den gelben Wänden der Parkplatzumzäunung. Gegen 17 Uhr hat sich bereits eine Schlange aufgebaut. Weitere Menschen kommen dazu, begrüßen einander.
Marina Dias Weis strahlt, schöpft Reis und Gemüse auf die Teller. Die meisten in der Schlange kennt sie persönlich, weiß, wer keine Paprika und wer es lieber scharf mag. „Wenn Marina kocht, schmeckt es immer am besten“, sagt eine Frau in der Schlange. Neben Dias Weis steht Raman Hama Saeed und schneidet eine große Wassermelone in Scheiben.
Irgendwann soll hier eine Unterkunft für wohnungslose Menschen entstehen
Entstanden sei die Idee zum Kieztreff während der Coronazeit, erzählt Dias Weis. Interkular arbeitet seit Jahren mit verschiedenen Nachbarschaftsprojekten und wollte die Menschen auch in Zeiten von Masken und Ansteckungsgefahr erreichen. „Wir haben dann diesen leerstehenden Parkplatz entdeckt“, erzählt Dias Weis.
Das Gelände gehört dem Evangelischen Kirchenkreis, irgendwann soll hier einmal die Tee- und Wärmestube Plus als Anlaufstelle für obdachlose Menschen entstehen. Wann hier tatsächlich gebaut wird, ist allerdings noch unklar.
Bis dahin ist der Parkplatz erst einmal Anlaufstelle für die Anwohnenden: „Wir hatten von Anfang an die Idee, gemeinsam mit der Nachbarschaft zu kochen“, sagt Dias Weis, die auch selbst im Kiez wohnt. Durch das gemeinsame Essen sollen die Menschen miteinander ins Gespräch kommen.
„Hier entsteht Solidarität durch Begegnung“, sagt Dias Weis. Interkular arbeitet mit Geflüchteten Menschen und auch anderen, die neu in Berlin sind. „Wir wollen Brücken bauen zwischen Menschen, die neu ankommen und der Nachbarschaft“, sagt Dias Weis. Geflüchtete Menschen beteiligen sich auch an der Kochaktion.
Hier entsteht Solidarität durch Begegnung.
Marina Dias Weis kocht donnerstags mit und für die Nachbarschaft
Dabei soll die Schwelle möglichst niedrig sein: Das Essen ist für alle umsonst, egal, ob sie es sich leisten können oder nicht. Die meisten Lebensmittel wurden vor dem Wegwerfen gerettet und kommen aus dem sogenannten Foodsharing, nur einzelne Dinge kauft Dias Weis dazu.
„Wir schauen jeden Donnerstag, was an geretteten Lebensmitteln da ist und was wir daraus kochen können“, sagt Dias Weis. Gekocht wird dann vegetarisch oder vegan. Das Essen soll so auch ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit sein.
Im Anschluss an das gemeinsame Essen gibt es ab 19 Uhr ein Foodsharing für alle Interessierten unter dem Titel „Fairteilung“, bei dem gerettetes Essen verteilt wird. Insgesamt erreiche die Aktion jede Woche zwischen 20 und 40 Menschen, erzählt Dias Weis. Gerade hat das Projekt auch bei einem Wettbewerb der Stiftung nebenan.de gewonnen: Mit dem Preisgeld hat das Team ein Lastenrad gekauft, um die Lebensmittel besser durch den Kiez transportieren zu können.
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