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Krimiautorin Connie Roters mit ihrem Buch „Das tote Kind im Wind“.

© privat

Mörderische Schwester: Connie Roters schreibt Krimis aus und über Neukölln

Tote in der Hasenheide, ein dichtender Kriminalpolizist und eine erfolglose Journalistin: Die Neuköllner Autorin Connie Roters findet in ihrer Nachbarschaft die Inspiration für ihre Bücher.

Ihren ersten Krimi las Connie Roters erst mit Anfang 40. „Früher habe ich immer anspruchsvollere Literatur vorgezogen“, erzählt die Neuköllnerin. Der Kriminalliteratur war sie dann aber schnell verfallen und hat mittlerweile selbst fünf Kriminalromane geschrieben. Die meisten spielen, so wie ihr Debüt „Tod in der Hasenheide“ (2014) in ihrer früheren Nord-Neuköllner Nachbarschaft. Sie ist Teil der „Mörderischen Schwestern“, einer Vereinigung von Krimi-Autorinnen aus dem deutschsprachigen Raum.

Zur Krimi-Autorin wurde Roters über diverse Umwege: Sie arbeitete einige Jahre als Journalistin, wechselte dann in den Modell- und Requisitenbau. Mit Anfang 30 dann der nächste Berufswechsel: Sie wurde Sozialarbeiterin, arbeitete mit verhaltensauffälligen Jugendlichen und traumatisierten Menschen. „Die ganze Zeit habe ich nebenbei auch geschrieben“, erzählt Roters.

Zuletzt arbeitete sie im Nachbarschaftsheim Neukölln und bot da unter anderem auch einen Kurs in kreativem Schreiben an. Das war ungefähr zu der Zeit, als ihr damaliger Mitbewohner ihr einen Roman der Krimi-Autorin Patricia Cornwell in die Hand drückte. „Das war mir eigentlich zu brutal und blutig“, erzählt sie und lacht. Aber das allgemeine Genre, die Spannungsliteratur, fand sie dann doch sehr interessant. Schnell fand sie dann zur nordischen Kriminalliteratur, zu Autor:innen wie Henning Mankell, die in ihre Kriminalfälle stets auch politische Botschaften einflechten.

Roters begann dann erst einmal, selbst Kurse in kreativem Schreiben zu besuchen – und in einem dieser Kurse entstand dann die Kurzgeschichte, die später die Grundlage für „Tod in der Hasenheide“ werden sollte. Auf die Frage, warum sie die Geschichte in ihrer Nachbarschaft ansiedelte, sagt sie: „Ich finde immer gut, über etwas zu schreiben, das man kennt.“ Eine Figur würde lebendiger, wenn sie gewissermaßen selbst mit ihr durch ihre eigenen Straßen laufe.

Ihre Umgebung sei auch einfach eine Inspiration für sie, erzählt Roters: „Da am Weigandufer, wo ich damals gewohnt habe, gab es eine alte Lagerhalle, die so langsam vor sich hin rottete, daneben eine Kleingartenkolonie und ein Haus, bei dem man nicht so richtig wusste, was da passiert. Das war ein wunderbarer Kontrast.“ Das Ensemble der Häuser und Umgebung floss dann in ihren Krimi „Das tote Kind im Wind“ ein. „Neukölln hatte viele Inspirationen“, sagt Roters.

Roters liest regelmäßig aus ihren Krimis, oft gemeinsam mit anderen „mörderischen Schwestern“.
Roters liest regelmäßig aus ihren Krimis, oft gemeinsam mit anderen „mörderischen Schwestern“.

© privat

Muss man sich das also so vorstellen, dass Roters durch die Straßen läuft und dabei überlegt, wo sie Leichen ablegen würde? Im Grunde sei das schon so, sagt Roters und lacht. Der bereits erwähnte Krimi „Das tote Kind im Wind“ spielt etwa zum Teil in Büsum, wo Roters einen Spielplatz entdeckt hatte. „Da konnte ich mir so richtig vorstellen, wie ein totes Kind auf der Schaukel sitzt und sich im Wind bewegt“, sagt sie. Im Grunde seien ihre Bücher eine Gemengelage aus den Dingen, die sie sehe, höre und erlebe – und den Dingen, die sie sich zusätzlich dazu ausdenkt.

Eigentlich sollte der Kommissar eine Kommissarin werden

Eine ihrer Hauptfiguren ist die Journalistin Cosma Anderson, die im ersten Krimi in der Hasenheide über eine Leiche stolpert. Ihr Konterpart, Hauptkommissar Breschnow, kam erst im Laufe der Entwicklung der Geschichte hinzu, erzählt Roters. „Ich hatte das Thema, und dann brauchte ich einen Kommissar. Eigentlich war klar, dass das eine Frau sein sollte – aber das hat nicht funktioniert“, erzählt sie.

Stattdessen sei dann der bereits erwähnte Kommissar Breschnow vor ihrem inneren Auge aufgetaucht: Ein irgendwie zerrissener Charakter, der ein feiner Kerl und sehr offen ist. „Er hat viel Verständnis für Opfer und auch die Täter – was es ihm in seinem Beruf nicht leichter macht. Er versucht dann, die Sachen, die er während seiner Dienstzeit erlebt, wegzutrinken“, beschreibt Roters. Und dann komme noch eine weitere Facette hinzu: Breschnow schreibt Gedichte, und die liest er regelmäßig in einem Literaturclub in Spandau vor.

Zusätzlich fließen auch Roters eigene Erlebnisse in die Bücher ein: Da verarbeitet sie Erfahrungen aus ihrer Zeit mit Obdachlosen und Drogensüchtigen, mit straftätigen Jugendlichen. Ihr bislang letzter Krimi, „Tödliches Vergessen“, erschien 2021. Generell arbeite sie rund ein Jahr an einem Buch, erzählt Roters. Nun wolle sie sich aber einmal länger Zeit nehmen: Ihr nächstes Buch soll ausnahmsweise kein Krimi, sondern eine Geschwistergeschichte werden. „Aber letztlich ist da auch wieder eine Waffe mit im Spiel“, erzählt sie und lacht. Ganz kommt sie vom Verbrechen dann doch nicht los.

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