
© Doris Spiekermann-Klaas TSP
Protest wegen Streichung von Mobilitätsservice: „Sollen wir jetzt zu Hause bleiben?“
Zum Sommer stellt der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg den Begleitservice für mobilitätseingeschränkte oder sehbehinderte Menschen ein. In Marzahn-Hellersdorf gibt es dagegen Protest.
Stand:
Seit 2008 hat der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) einen Begleitservice, welcher zum Beispiel gehbehinderten oder blinden Menschen bei ihrer Fahrt mit öffentlichen Verkehrshilfen behilflich ist.
Täglich wird das Angebot von 80 bis 100 Menschen genutzt, es wird von über 98 Prozent der Nutzenden mit sehr guten Noten bewertet. Doch offensichtlich fällt das Angebot jetzt den Sparmaßnahmen des Berliner Senats zum Opfer.
„Barrierefreiheit nicht umgesetzt“
Dagegen regt sich nun Protest. „Wie viel Freunde und Nachbarn brauchen wir, um als Blinde und andere mobilitätseingeschränkte Menschen die Öffis zu nutzen? Sollen wir zu Hause bleiben, weil wir zu teuer sind?“, fragt Pascal Stolzenberg, der nach einem Unfall erblindet ist und kürzlich eine Petition zur Erhaltung des Mobilitätsservice gestartet hat.
„Leute, die hier ihr Leben lang gearbeitet haben und heute mit dem Rollator oder Rollstuhl unterwegs sind, nutzen dieses tolle Angebot der Öffis. Und dass da Unterstützung notwendig ist, wissen alle, die in Berlin ohne Auto unterwegs sind“, heißt es weiter. „Wenn man die Aussagen der Einsparungspolitiker auf den Punkt bringt, dann heißt das im Klartext: Unsere Möglichkeit der gesetzlich geregelten Teilhabe am Leben dieser Stadt – ist zu teuer, also wir sind zu teuer!“
Auch der Beirat des Netzwerks im Alter des Bezirks Marzahn-Hellersdorf protestiert gegen die Streichung: „Die vom Senat geplante Mittelkürzung verbietet sich schon allein aus dem Umstand, dass das Land Berlin bis heute die seit 2022 gesetzlich vorgegebene Barrierefreiheit im ÖPNV nicht umgesetzt hat“, schreibt er in einer Stellungnahme.
Jetzt den funktionierenden Mobilitätsservice zu streichen, der zumindest für Menschen mit Behinderung ein wenig die fehlende Barrierefreiheit kompensiere, sei einfach nur grotesk, heißt es weiter. Dem Beirat gehören Träger aus verschiedenen Ebenen von Gesundheit bis Wohnen an; er befasst sich mit grundsätzlichen Themen, die Menschen im Alter und auf dem Weg dahin in Marzahn-Hellersdorf beschäftigen.
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